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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schützen will. Doch wer einem Ketzer hilft, ist der heiligen Inquisition ebenso verfallen, als wäre er selbst ein Ketzer.«
    »Sehr wohl, Exzellenz. Erlaubt mir, mich zu verabschieden, damit ich Sterken aufsuchen kann.«
    »Tut dies! Erklärt ihm auch, dass ich ab morgen beginnen werde, die Häuser der Patrizier nach ketzerischen Schriften durchsuchen zu lassen.«
    Zufrieden, den nächsten Zug in einem größeren Spiel getan zu haben, stellte Jacobus von Gerwardsborn die Schachfiguren wieder auf und sah Lothar an. »Nimmst du Weiß oder Schwarz, mein Sohn?«
    »Weiß, wenn es beliebt, Euer Exzellenz«, antwortete Lothar und fragte sich insgeheim, was der Inquisitor wohl sagen würde, wenn er ausnahmsweise einmal auf Schwarz bestünde.

5.
    W ährend sein Sohn mit Gerwardsborn spielte und pflichtgemäß nach hartem Kampf verlor, verließ Magnus Gardner das Dominikanerkloster und lenkte seine Schritte zu dem stattlichen Wohnhaus des zweiten Bürgermeisters. Unterwegs haderte er mit dem Auftrag, Jacobus von Gerwardsborn bei dessen Visitationsreise durch das Hochstift Münster begleiten zu müssen. Fürstbischof Franz von Waldeck vertraute darauf, dass es ihm gelang, den Inquisitor von den größeren Städten des Hochstifts fernzuhalten. Dabei hatte sich die lutherische Lehre gerade dort am stärksten ausgebreitet. Franz von Waldeck benötigte jedoch die Steuern, die ihm von dort zuflossen, um die Schulden zu begleichen, die er mit seiner Bewerbung um das Amt des Fürstbischofs von Münster angehäuft hatte.
    Am Haus des zweiten Bürgermeisters wurde Gardner sogleich von einem Diener eingelassen. Gerlind Sterken hatte das Klopfen ebenfalls gehört und sah von der Treppe aus zu, wie Gardner zu ihrem Vater geführt wurde. Sie fragte sich, ob dessen Besuch ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Ihr persönlich war die Religion gleichgültig. Wäre ihr Verlobter Katholik, hätte sie ihr lutherisches Bekenntnis gegen das römisch-katholische eingetauscht, ohne Bedauern zu empfinden. Im Augenblick interessierte sie sich nur dafür, ob ihre Anklagen gegen Silke Hinrichs auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Daher huschte sie die Treppe hinab und weiter zu der Tür, die sich eben hinter Gardner geschlossen hatte, legte ein Ohr gegen das Holz und lauschte. Da sich die Herren keine Zügel anlegten, entging ihr kein Wort.
    Kaum war Gardner eingetreten, sah er, dass auch ein Großteil der Ratsmitglieder und mehrere Gildemeister anwesend waren. Jeder hielt einen Zinnbecher in der Hand, den Sterken persönlich aus einem großen Krug nachfüllte. Während er Gardner einen Becher reichte, blickte er ihn misstrauisch an. Obwohl die Zusammenkunft der Stadtspitzen in aller Heimlichkeit hatte stattfinden sollen, musste es jemand dem Inquisitor verraten haben. Anders konnte er sich das Auftauchen des fürstbischöflichen Beraters zu dieser Stunde nicht erklären.
    »Ich hoffe, der Wein mundet Euch«, begann er etwas hilflos.
    Gardner hatte noch nicht getrunken, holte dies nach und nickte. »Der Wein ist ausgezeichnet. Mehr noch aber freue ich mich, all diese Herren hier bei Euch zu treffen. Ihr erspart mir damit etliche Wege.«
    Einer der Gildemeister, der bereits mehrere Becher Wein getrunken hatte, verzog zornig das Gesicht. »Wann verschwindet der römische Büttel wieder?«
    »Haltet Euch zurück, Weickmann! Oder wollt Ihr, dass Gardner Eure Worte dem Inquisitor überbringt?«, warnte ihn einer der Anwesenden.
    Der Gildemeister ließ sich jedoch nicht bremsen, sondern funkelte Gardner herausfordernd an. »Wir haben es satt, die Messe auf Lateinisch zu hören. Wenn wir in die Kirche gehen, wollen wir auch verstehen können, was der Pfarrer spricht. Sagt das dieser aufgeblasenen schwarzen Krähe!«
    »Das werde ich gewiss nicht tun«, antwortete Gardner mit einem nachsichtigen Lächeln. »Jacobus von Gerwardsborns Besuch mag Euch und vielen anderen ungelegen kommen, aber Ihr müsst ihn ertragen. Er ist nicht nur vom Papst gesandt worden, sondern handelt auch im Auftrag Seiner Majestät, des Kaisers.«
    »Was schert uns der Spanier!«, bellte Weickmann, der mittlerweile alle Hemmungen verloren hatte.
    »Ich würde sagen: sehr viel! Insbesondere, wenn er mit einem Heer aus den Niederlanden in das Fürstbistum einmarschiert und Eure Stadt belagert. Er kann auch den Fürstbischof von Köln mit der Reichsexekution beauftragen. Beides wäre für Euch gleich von Übel.« Gardners Stimme klang beschwörend.
    Einige nickten unwillkürlich,

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