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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zu bringen. Dort legen wir ihn an einer Stelle ab, an der er bald gefunden wird. Wenn uns jemand fragt, war er zwar kurz bei uns, hat uns dann aber verlassen. Was danach geschehen ist, wissen wir nicht.«
    Isidor hatte ebenfalls keine Lust, wegen Helm etwas zu riskieren, und nickte. »Das wird das Beste sein. Aber zu weit dürfen wir ihn nicht tragen, sonst werden wir noch gesehen!«
    Faustus stimmte ihm zu, dann packten sie den Jungen, trugen ihn vorsichtig zur Tür und spähten hinaus.
    Mittlerweile war es dunkel geworden, und in diesem Teil der Stadt hatte niemand eine Laterne entzündet. Auch sie wagten es nicht, sondern schleppten Helm im schwachen Licht der winterlichen Sterne durch die Gassen. Als sie nach kurzer Zeit das Licht einer Fackel entdeckten, bogen sie in Richtung Stadtmauer ab. Schließlich blieb Faustus vor einem Schutthügel stehen.
    »Ich glaube, wir haben ihn weit genug weggebracht.«
    »Wird er hier auch gefunden?«, fragte Isidor angesichts der abgelegenen Stelle.
    »Gewiss«, beruhigte ihn sein Freund und ließ Helm auf den Schutthügel fallen. Dann packte er Isidor und zog ihn mit sich. »Komm jetzt! Sonst fallen wir noch jemandem auf.«
    Als sie ihr Quartier vor sich sahen, begann es zu schneien, und Faustus atmete beim Anblick der tanzenden Schneeflocken tief durch. »Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt. Hätte es eher geschneit, wären unsere Fußstapfen entdeckt worden. So aber wird niemand uns verdächtigen.«
    Isidor nickte, ohne überzeugt zu sein. Doch er folgte Faustus ins Haus und legte erneut Holz nach. »Mir ist kalt«, sagte er und schüttelte sich.
    »Du bist ein Feigling!«, spottete Faustus. »Ein richtiger Mann hat heißes Blut in den Adern, und daher macht ihm die Kälte nichts aus. Jetzt setz die Abendsuppe auf! Wegen Helm sind wir nicht einmal dazu gekommen, etwas zu essen.«
    »Hoffentlich findet man ihn«, flüsterte Isidor mit bleichen Lippen, machte sich aber an die Arbeit. Dabei fragte er sich zum ersten Mal, wieso Faustus nicht damit zufrieden war, wenn sie einander gegenseitig befriedigten. So aber setzte dieser sie immer wieder der Gefahr aus, entdeckt zu werden. Doch wenn sie das weiter taten, so wollte Isidor darauf dringen, dass sie eine Magd betrunken machten, bei der er sich wenigstens als richtiger Mann beweisen konnte.

6.
    F rauke kämpfte den ganzen Abend gegen ein mulmiges Gefühl an, denn sie hatte ihren Bruder seit der Zwangstaufe am Nachmittag nicht mehr gesehen. Als er auch zum Abendessen nicht erschienen war, hatte der Vater nur unwirsch die Stirn gerunzelt, aber nichts gesagt. Katrijn hingegen meinte lapidar, da Helm die Mahlzeit versäumt habe, müsse er eben bis zum nächsten Morgen mit dem Essen warten.
    Als es schließlich Zeit war, ins Bett zu gehen, fehlte Helm immer noch. Nun schimpfte Katrijn über ihn, legte aber trotzdem den Riegel vor.
    »Der Lümmel soll sehen, wo er die Nacht bleibt«, sagte sie schnaubend und gab Hinrichs einen Wink, ihr in die Schlafkammer zu folgen.
    »Mir gefällt das nicht«, flüsterte Frauke ihrer Schwester zu. »Bis jetzt ist Helm immer rechtzeitig zum Abendessen zurückgekommen. Es muss etwas passiert sein.«
    »Oh Gott, hoffentlich nicht!«, rief Silke erschrocken.
    »Wir sollten ihn suchen!«, drängte Frauke.
    »Wo denn? Die Stadt ist doch so groß.«
    Frauke überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass sie dringend Hilfe benötigten. Da sie diese weder von ihren Eltern noch von der zweiten Ehefrau ihres Vaters erhalten würden, gab es nur eine Person, an die sie sich wenden konnten.
    »Komm, Silke! Leg dir dein warmes Schultertuch über. Wir gehen zu Lotte. Vielleicht weiß sie Rat!«, sagte sie, während sie eine Unschlittkerze mit einem Stück Glut vom Herd entzündete und in eine Laterne steckte.
    »Ich mag Lotte auch sehr! Sie ist so verständig und ganz anders als diese gehässigen Weiber in unserer Nachbarschaft.«
    Silkes Ausspruch brachte Frauke fast dazu, ihren Plan fallenzulassen. Es gefiel ihr gar nicht, dass die Schwester sich so viel aus Lothar zu machen schien. Wie würde es erst sein, wenn Silke erfuhr, dass es Lotte gar nicht gab, dafür aber einen freundlichen, gutaussehenden jungen Mann? Dann aber dachte sie an Helm und sagte sich, dass sie sich von ihrer Eifersucht nicht daran hindern lassen durfte, das Richtige zu tun.
    »Mach schon!«, forderte sie Silke auf und trat zur Tür.
    »Katrijn wird wütend sein, wenn wir den Riegel nicht wieder vorlegen«, wandte Silke ein.
    »Dann

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