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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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verheirateten Frau!«
    Ihre Stimme weckte Inken Hinrichs aus ihrer Erstarrung. »Da ich als Witwe auftreten soll, kann ich einige Kleidungsstücke an sie übergeben. Mir reicht das schwarze Kopftuch!«
    »Nicht schwarz«, flüsterte Frauke, weil diese Farbe sie an den Inquisitor erinnerte.
    Sie wusste jedoch selbst, dass sie ihre Gefühle beherrschen musste, wenn sie ihren Feinden auf Dauer entkommen wollten. Daher half sie ihrer Mutter, Silkes Tracht in die einer verheirateten Frau einschließlich der Haube und des Schultertuchs zu verwandeln. Die Schwester ließ nun alles teilnahmslos über sich ergehen. Doch als sie weitergingen, mied sie Draas’ Blick.
    Dieser stellte sich kurz vor, wie es wäre, tatsächlich mit dem schönen Mädchen verheiratet zu sein. Ein wenig hoffte er, dass es nun, da die Hinrichs’ aus seiner Heimatstadt hatten fliehen müssen, sogar die Möglichkeit dazu gab. Dann aber dachte er daran, dass er nur ein davongelaufener Stadtknecht war, der nicht wusste, wie und wo er wieder etwas Geld verdienen konnte, und stapfte mit betrübter Miene weiter.
    Mittlerweile spürte Frauke die Erschöpfung so sehr, dass sie während des Gehens immer wieder kurz einnickte und einmal sogar zu Fall kam. Sie versuchte, sich wach zu halten, indem sie darüber nachdachte, was sie tun sollten. Auf jeden Fall war es wichtig, Helm und ihren Vater wiederzufinden. Dieser hatte ihnen einen Ort genannt, an dem er warten oder eine Nachricht für sie hinterlassen würde, aus der hervorging, wo er zu finden sei. Doch sie wusste nicht einmal, ob sie in diese Richtung gingen. Sie wollte die Mutter und ihren Begleiter darauf ansprechen, war jedoch zu müde, um mehr als einen Satz herauszubringen.
    Die Mutter verstand sie trotzdem und wandte sich an Draas. »Auf welchem Weg kommen wir nach Geseke?«
    »Da müssten wir uns beim nächsten Kreuzweg nach Osten wenden. Bis dorthin werden wir einige Tage brauchen – so Gott uns hilft, heißt das!«
    »Er wird uns helfen!«, erklärte Inken Hinrichs voller Inbrunst und schritt schneller aus, um diesen Ort so bald wie möglich zu erreichen.

13.
    H inner Hinrichs klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter, denn er hatte mittlerweile so viele Meilen zwischen sich und den Inquisitor gelegt, dass er sich sicher fühlen konnte. Zudem schmeckte ihm das Bier, das in dieser Herberge ausgeschenkt wurde, und der Eintopf ließ sich ebenfalls essen.
    »Wie du siehst, Junge, haben wir es geschafft!«, sagte er zu seinem Sohn.
    »Ja, Vater!«, antwortete Helm und atmete erleichtert durch.
    In den letzten Tagen war er fast vor Angst gestorben, die Schergen des Inquisitors könnten sie verfolgen und gefangen nehmen. Diese Gefahr schien nun gebannt. Daher trank er ebenfalls einen Schluck Bier und wandte sich wieder seinem Eintopf zu.
    »Der schmeckt besser als das, was die Mutter auf den Tisch bringt«, meinte er nach einer Weile.
    »Willst du sagen, dass sie nicht gut kocht?«, fuhr Hinrichs seinen Sohn an. Selbst wenn es der Fall gewesen wäre, hätte er keine Kritik an seiner Frau geduldet.
    Helm begriff, dass er sich etwas zu weit vorgewagt hatte, und wand sich. »Das wollte ich nicht sagen. Ich meine nur, dass es hier besonders gut schmeckt.«
    »Das tut es! Aber ich freue mich auch auf das Essen, das deine Mutter kocht. Ich hoffe, wir treffen sie bald wieder. Mittlerweile müsste Haug die Stadt verlassen haben, vielleicht auch schon Inken mit den beiden Mädchen.« Hinrichs seufzte, schob den Gedanken an seine restliche Familie von sich und winkte der Schankmaid, seinen Krug neu zu füllen.
    Die junge Frau nahm lächelnd das Gefäß und stellte es kurz darauf mit einem fröhlichen »Wohl bekomm’s!« wieder auf den Tisch.
    »Auf dein Wohl!«, antwortete Hinrichs und setzte den Krug an, ohne darauf zu achten, dass dieser höchstens zu drei Vierteln gefüllt war.
    Sein Blick hatte sich an dem Ausschnitt ihres Gewands festgesaugt, in dem der Ansatz von zwei festen Brüsten zu sehen war, und nun überkamen ihn ganz unchristliche Gelüste. Wenn er es genau nahm, reizte ihn seine Frau schon lange nicht mehr. Er wohnte ihr nur bei, weil es Gottes Wille und die einzige Möglichkeit für ihn war, seine Fleischeslust zu stillen. Mit der Schankmaid hier hätte er es auch gerne getan. Zum einen aber hatte er seinen Sohn bei sich, und zum anderen würde Gott es sehen. Auch wenn dieser zu einem Erwählten wie ihm nachsichtiger sein würde als zu der Masse der verworfenen Menschen, so konnte ihn

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