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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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unterbrach Carya ihn.
    »Sie brauchen es gar nicht zu leugnen. Wir haben genug glaubwürdige Zeugenaussagen, die Sie belasten, sodass es gar nicht mehr um die Frage geht, ob Sie schuldig sind oder nicht. Man hat Sie mit der Tatwaffe in der Hand durch die Gänge des Tribunalpalasts laufen sehen. Ihr Vater und die Invitro Rajael Vellanecho haben zwar versucht, Sie zu entlasten, hatten damit aber keinen Erfolg. Und was die Machenschaften und Mitglieder der sogenannten Ascherose angeht, haben wir bereits ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit einer jungen Frau namens Gabriela Foresta geführt, die uns in die Hände gefallen ist, als sie vor ein paar Tagen einen Sprengsatz in der Innenstadt gezündet hat. Sie erinnern sich vermutlich an den Zwischenfall. Glauben Sie mir, es hat nur sehr wenig Überzeugungskraft gebraucht, um sie dazu zu bringen, uns alles zu erzählen, was sie über Sie undIhre Geschichte wusste.«
    Licht Gottes! , durchfuhr es Carya. Es war also wirklich so gekommen, wie Adara es befürchtet hatte. Sie verspürte Mitleid mit der rundlichen Historikerin, die ein weiteres Opfer auf der immer länger werdenden Liste von Menschen war, die bitter bereuen mussten, jemals Caryas Weg gekreuzt zu haben.
    »Leider war Foresta bislang die Einzige, die wir von dieser lästigen kleinen Freidenkergruppe festnehmen konnten«, brummte Loraldi unwillig. »Der Rest ist entweder tot oder wie vomErdboden verschluckt. Im Versteck der Gruppe an der Universität haben wir natürlich niemanden mehr gefunden. Und ob es weitere Verstecke gibt, wusste Signora Foresta selbst unter größten Schmerzen nicht zu sagen. So sollte die Operation nicht laufen.«
    Er räusperte sich. »Doch darum geht es hier gar nicht! Es geht darum, dass Sie, Signorina, ohne jeden Zweifel des Hochverrats schuldig sind, und auf Hochverrat steht die Todesstrafe!«
    So viel zu der Frage, inwieweit es ihr gelingen könnte, alle Mittäterschaft abzustreiten. Im Grunde hatte Carya es kommen sehen. Doch es war eine Sache, über die Möglichkeit des eigenen Todes nachzudenken, eine ganz andere hingegen, diese von einem Mann, der die Macht hatte, einen tatsächlich umzubringen, bestätigt zu bekommen. Carya spürte, wie sich ihr Hals zuschnürte, und sie schluckte, um ihre Kehle zu befreien. »Warum sitzen wir also hier und reden?«, wollte sie wissen und war dankbar dafür, dass ihre Stimme kaum zitterte.
    »Weil – und darauf wollte ich eigentlich hinaus – Sie Ihre Lage verbessern könnten, indem Sie offen und ehrlich mit uns sind und nichts verschweigen, Signorina Diodato. Ich werde also meine Eingangsfragen wiederholen, und bevor Sie antworten, sollten Sie wissen, dass wir auch Ihre Eltern verhört haben und diese – letzten Endes – in jeder Hinsicht vollkommen offen und ehrlich zu uns waren. Sie verstehen, worauf ich hinaus will?«
    Sie wissen es! , begriff sie. Ihr Vater musste den Inquisitoren davon erzählt haben, dass Carya ein Findelkind war. Sie konnte und wollte sich die Umstände seines Geständnisses gar nicht erst ausmalen, aber offenbar hatte er Loraldi oder einem anderen Inquisitor verraten, dass er seine Tochter vor zehn Jahren aus einem eigentümlichen abgestürzten Flugapparat geborgen hatte. Sind uns die Schwarzen Templer deshalb bis ins Dorf der Mutanten gefolgt? Weil sie wissen wollten, von welchem › Stern ‹ die Tochter des Himmels stammt?
    Unter diesem Gesichtspunkt ergab auch die medizinische Untersuchung von vorhin plötzlich einen Sinn. Carya hätte zu gerne gewusst, was diese ergeben hatte, denn schließlich war ihr nicht einmal selbst bekannt, wer oder was sie genau war.
    »Natürlich verstehen Sie es«, sagte Loraldi, als sie nicht sofort antwortete. »Ich sehe es in Ihrem Gesicht. In diesem Augenblick überlegen Sie, ob Sie mich weiter belügen sollen oder nicht. Ich rate Ihnen dringend davon ab. Hier geht es nicht nur um Ihr Leben, sondern auch um das Ihrer Eltern, die nach wie vor bei uns in Gewahrsam sind. Sie wollen doch nicht, dass sie Ihretwegen leiden müssen, oder? Ich könnte noch heute ihre Entlassungspapiere unterzeichnen – wenn Sie mit mir zusammenarbeiten.«
    »Na schön«, sagte Carya kühl. »Sie haben gewonnen. Ich wurde nicht in Arcadion geboren und auch vermutlich nicht an dem Tag, den ich Ihnen zuvor genannt habe. Aber was hilft Ihnen dieses Geständnis nun? Viel mehr kann ich Ihnen nicht bieten, denn wie Ihnen mein Vater gewiss auch gesagt hat, ist mir meine Vergangenheit ein einziges Rätsel. Und

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