Flammen über Arcadion
Arcadion betrieben.«
»Er wollte nur ein Kind mit der Frau, die er liebte. Aber wir Menschen, wir Schöpfer der Invitros, haben ihnen dieses Geschenk versagt.«
»Wir hier in Arcadion haben nichts mit den Invitros zu tun! Sie sind ein Relikt der alten Zeit, das Erbe einer früheren, verderbten Menschheit.«
Carya ballte die Fäuste. »Sie irren. Die Menschheit ist heute noch genauso … «
»Still!«, donnerte der Großinquisitor. »Ich bin nicht hier, um philosophische Diskussionen zu führen, schon gar nicht mit einer Hochverräterin. Dies ist ein Gericht. Und vor dem Gesetz sind Sie schuldig und werden verurteilt. Verteidigung?«
Das Wort peitschte so laut durch die Kammer, dass der Mann neben dem Richtersitz zusammenzuckte, als habe man ihn geschlagen. »Keine … keine Fragen, Euer Ehren«, stammelte er.
»Die Vernehmung ist beendet«, knurrte Aidalon. »Abführen.«
Mit einer Wut im Bauch, die ihr das Gefühl gab, gleich platzen zu müssen, wurde Carya zurück zum Richtblock gebracht. Zu ihrer Befriedigung gewahrte sie eine gewisse Unruhe im Publikum. Ganz spurlos war ihr Wortstreit mit Aidalon nicht an den Anwesenden vorübergegangen. Ihr Vater blickte sie an, als sähe er sie heute zum ersten Mal. Ihre Mutter schenkte ihr ein stolzes Lächeln. Carya spürte, wie ihr warm ums Herz wurde und ihr rasender Pulsschlag sich verlangsamte. Es war vorbei – und sie hatte gewonnen.
Als sie an ihren Platz zurückgekehrt war, erhob sich der Großinquisitor und mit ihm alle Richter. »Hiermit erkläre ich die Untersuchung für beendet«, proklamierte Aidalon. »Gemäß der eingangs erklärten Anschuldigungen verurteile ich die Angeklagten Edoardo Diodato, Andetta Diodato und Carya Diodato zum Tod durch Erhängen. Das Urteil wird morgen zur neunten Stunde auf dem Quirinalsplatz vollstreckt.«
Aidalon hob seinen Richterhammer und schlug damit drei Mal kräftig auf sein Pult. Die Schläge hallten dumpf durch die hohe Kammer. Gegen ihren Willen lief Carya ein Schauer über den Rücken. Es klang, als schlage jemand Nägel in ihren Sarg ein.
Kapitel 38
In der dunklen Halle unter dem Hügel weit draußen in der Wildnis erwachte der Motor des Leviathan -Panzers ein weiteres Mal zum Leben – und diesmal erstarb er nicht, sondern das Heulen wuchs vielmehr zu einem unwettergleichen Grollen an, das von den Wänden zurückgeworfen wurde und das Schrottarsenal der Mutanten in infernalischen Lärm tauchte.
»Ja!«, entfuhr es Jonan begeistert, und er riss die Arme in die Höhe.
»Das war doch gar nicht so schwer«, meinte Enzo und verschränkte zufrieden die seinen. In der Tat hatte der alte Invitrosoldat binnen zwei Stunden herausgefunden, was dem Panzer fehlte, und den Schaden mithilfe von Ersatzteilen, die er aus anderen Fahrzeugen ausgebaut hatte, repariert. Er erhob sich von seinem Platz am Steuer des Leviathan und forderte den hinter ihnen stehenden Mutantenkrieger mit einer Geste auf, zu übernehmen. »Mablo, du weißt, wie das Ding funktioniert. Zeig uns, was du kannst.«
»Ich möchte auch mal steuern!«, rief Pitlit eifrig, als Mablo sich hinsetzte.
»Nicht heute«, sagte Jonan.
Der Mutantenkrieger legte seine Hände an die Kontrollen und gab Schub. Mit einem Ruck löste sich der Panzer von dem Platz, an dem er mehrere Jahrzehnte gestanden hatte. Es quietschte und rasselte, als er sich langsam vorwärts bewegte. Mablo betätigte die Kontrollen, und das riesige Fahrzeug drehte sich nach links, nur um im nächsten Moment einen kleinen offenen Militärmotorwagen zu zermalmen, der neben ihm in der Halle geparkt war. Von draußen war ein Knirschen und Bersten zu hören. Der Leviathan selbst ruckelte kaum.
»Oha«, kommentierte Mablo erschrocken.
»Genial! Nochmal!«, schrie Pitlit.
Enzo grinste nur.
Sie fuhren noch ein paar Minuten in der Halle umher, bis der Invitro sicher war, dass Mablo den Panzer leidlich gut steuern konnte. Dann schalteten sie den Motor wieder ab, und Enzo machte sich daran, das Fahrzeug so vorzubereiten, dass es zumindest den Eindruck von Gefahr zu erzeugen vermochte. »Die Energiespeicher der Kanonen sind beinahe leer und viel Munition haben wir auch nicht. Aber für etwas Blitz und Donner sind sie trotzdem noch gut«, erklärte er. »Darüber hinaus bereite ich eine kleine Überraschung für unsere Freunde vom Templerorden vor – an der sie sich erfreuen können, nachdem sie den Panzer erobert haben.«
Eine Stunde später waren auch diese Arbeiten abgeschlossen, und die vier begaben
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