Flammen über Arcadion
Enzo an, sondern auch den Professor selbst.
»Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so bald wiedersehen«, sagte Adara.
»Ich auch nicht«, erwiderte Jonan. »Wie geht es Ihnen?«
»Ich verstecke mich, genau wie die anderen. Und wie geht es Ihnen?«
»Ich habe das Verstecken inzwischen satt.« Er deutete auf Pitlit und Enzo. »Haben die beiden Sie in unsere Pläne eingeweiht, Professore?«
»Ja, im Wesentlichen schon«, bestätigte Adara. »Sie wollen, als Soldaten verkleidet, mit einem falschen Befehlsschreiben in die Kaserne des Templerordens eindringen und dort diesen Hubschrauber und die Trümmer eines Flugapparats stehlen. Es ist ein dreistes Werk, das Sie da zu vollbringen gedenken. Ich bewundere Sie dafür. Wenn ich könnte, würde ich Ihnen gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie.«
»Sie haben diese Wohnung gemietet und uns nicht von der Schwelle gewiesen, jetzt, da wir sie brauchen. Das ist bereits Hilfe genug.« Jonan blickte aus dem Fenster auf den Hinterhof und dann zu Enzo hinüber. »Und? Ist meine Rüstung noch im Schuppen?«
Der Invitro nickte. »Mehr als das. Sie befindet sich bereits im Nachbarraum. Wir sind damit beschäftigt, wie besprochen alle Erkennungszeichen zu entfernen oder zu ändern. Ein schönes Stück, das muss ich schon sagen. Da kommt so manche alte Erinnerung hoch.«
»Sehr gut«, sagte Jonan. »Lucai sollte demnächst mit zwei Uniformen hier eintreffen.«
»Wir haben hier auch noch eine«, warf Adara ein. »Diejenige, die Dino beim Versuch, Caryas Eltern zu retten, getragen hat. Sie liegt in einer Kiste unter dem Bett im Schlafzimmer.«
»Gut zu wissen. Sollte Lucai Schwierigkeiten haben, bleibt uns die als Ersatz.«
Jonan wollte mit Enzo gerade in den Nachbarraum gehen, als Pitlit ihn aufhielt. »Jonan.«
»Hm?«
»Was mache ich jetzt eigentlich? Im Plan hieß es immer, ich bringe euch nach Arcadion rein und ihr infiltriert dann die Templerkaserne am Nordwall. Und ich?«
Jonan legte Pitlit die Hände auf die Schultern. »Du bleibst hier bei uns, bis der Morgen graut. Wenn es soweit ist, schleichst du dich, getarnt als Feldarbeiter, wieder aus der Stadt und gehst durchs Ödland zu unseren Motorrädern und der Ausrüstung zurück. Bewache sie, bis wir kommen, um sie abzuholen.«
Der Straßenjunge verzog das Gesicht. »Ich will dabei helfen, Carya zu retten«, murrte er.
»Das hast du bereits getan«, versicherte Jonan ihm. »Aber wir können dich nicht in die Kaserne einschleusen. Es geht also nicht anders. Tut mir leid.«
Pitlit schien nicht glücklich über diese Erkenntnis, aber er gab keine Widerworte mehr.
Sie gingen zu Jonans Rüstung hinüber, und unter der kundigen Anleitung des Invitros fuhren sie fort, alle verräterischen Kennzeichen zu entfernen oder aber – wo möglich – so abzuändern, dass es den Anschein hatte, der klobige Anzug gehöre einem anderen Soldaten. Adara setzte sich unterdessen hin und fälschte nach Absprache den Brief von Inquisitor Ellio, der ihnen die Pforte zur Kaserne öffnen sollte.
Sie hatten ihre Arbeit beinahe beendet, als es verstohlen an der Tür klopfte. Jonan sah durch den Türspion und erblickte Lucai im Hausflur, der ein Päckchen unter dem Arm hielt. »Da bin ich«, begrüßte dieser ihn. »Und Geschenke habe ich auch mitgebracht.«
Jonan stellte Lucai den anderen drei vor.
»Es sind wirklich ungewöhnliche Zeiten«, bemerkte Enzo, während er Lucai aufmerksam beäugte. »Wenn gleich zwei Soldaten der am meisten gefürchteten Militäreinheit Arcadions fahnenflüchtig werden, muss einiges im Argen liegen.«
»Verstehen Sie das nicht falsch!«, entgegnete Lucai. »Ich helfe Ihnen nicht, weil ich einen politischen Umsturz will. Meine romantische Ader treibt mich dazu. Ich weiß, was die Liebe zu einer Frau wert ist – und ich lasse meine Freunde nicht im Stich.«
»Und ein Freund bist du wirklich«, sagte Jonan. »Ein guter Freund. Ich bedaure, dass ich damals einfach so verschwunden bin. Aber mir blieb keine Zeit für Abschiedsworte.«
Lucai grinste. »Ja, Burlones Bericht über diese Nacht ließ so etwas vermuten. Ganz nebenbei gesprochen: Ich bin Carya bei ihrer Gefangennahme begegnet und begreife, warum dich das Mädchen bezaubert hat. Es war zwar trotzdem total verrückt, was du in dieser Nacht und seitdem abgezogen hast. Aber ein Teil von mir versteht dich.« Er zwinkerte Jonan zu.
»Damit meinst du hoffentlich nicht den Teil von dir, der jedem Rock nachsteigt?«, fragte Jonan in ironischem
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