Flammen über Arcadion
Rechten liegende Tür eingedrückt und die Beleuchtung zerstört. Für Letzteres war Jonan beinahe dankbar.Viel mehr als die verkrümmt am Boden liegende Silhouette seines Gegners – wie es aussah, ein schmal gebauter Mann – , wollte er eigentlich gar nicht sehen.
»Estarto. Bedrohung ausgeschaltet. Hier ist ein Treppenhaus. Ich gehe runter in den Keller. Wie läuft es bei dir, Lucai?«
»Alles im Griff. Nur ein paar Chemielaboranten, die sich vor Angst in die Kittel machen. Ich übergebe sie Burlone und folge dir dann.«
»Verstanden.«
Während er die Treppe hinunterstieg, runzelte Jonan die Stirn. War es möglich, dass die Belegschaft vom heimlichen Betreiben des Brutlabors gar nichts wusste? Denkbar ist alles. Wenn nur der Fabrikleiter und zwei oder drei Vorarbeiter mit den Invitros unter einer Decke stecken, könnten die in einem verschlossenen Bereich tun und lassen, was sie wollen, ohne dass es die übrigen Angestellten mitbekommen. Doch die Schuld oder Unschuld dieser Leute festzustellen war Aufgabe der Inquisitoren, nicht die seine.
Am unteren Ende der Treppe erreichte er einen Gang, der, wie es schien, unter dem Gebäude entlangführte. An der Decke und den Wänden verliefen dicke Rohrleitungen. Warnsymbole wiesen Mitarbeiter auf eine Gefahrenzone hin. Links und rechts vom Gang befanden sich jeweils zwei Metalltüren in der Art der Eingangstür. Prüfend drückte er die Klinke der ersten hinunter. Sie erwies sich als verschlossen.
Jonan fluchte lautlos. Das bedeutete ein Stück Arbeit. Die Türen öffneten sich auf den Gang hinaus und die Scharniere wirkten ausgesprochen stabil. Sie einzurennen oder herauszureißen, würde ihm selbst mit seiner massigen Kampfpanzerung schwerfallen. Die einzige Schwachstelle schienen die Steinwände zu sein.
»Na schön«, brummte Jonan. »Noch etwas mehr Krach.« Er warf einen prüfenden Blick auf die Leitungen an Wänden und Decke. Sie sahen nicht aus, als würden sie Gas führen, aber das musste nichts bedeuten. In den Fabriken Arcadions waren Improvisation und das kreative Umnutzen von Vorhandenem an der Tagesordnung.
Sicherheitshalber zog er sich wieder bis ins Treppenhaus zurück. Danach hob er das Sturmgewehr, lud den Unterbaugranatwerfer durch und visierte die Wand direkt links neben der Tür am Gangende an. Er feuerte und drehte sich blitzschnell seitlich in Deckung.
Die Explosion dröhnte durch das ganze Kellergeschoss und Jonan spürte die Druckwelle an sich vorbei aus dem Eingang fauchen. Im nächsten Moment füllte er selbst ihn wieder aus, die Waffe im Anschlag und auf das Gangende gerichtet. Die Metalltür stand noch, wies aber eine sichtbare Delle auf. In der Wand daneben klaffte ein vielversprechendes Loch. Zwei der Rohrleitungen oberhalb der Tür waren geplatzt. Aus einem Leck schoss weißer Dampf. Der Temperaturanzeige entnahm Jonan, dass er heiß war, wenn auch nicht so heiß, dass er eine Gefahr für den Anzug oder ihn dargestellt hätte.
Hinter der Tür vernahm Jonan plötzlich gedämpftes Poltern und Rufe. Es klang in seinen Ohren wie eine aufgescheuchte Meute Invitros. Anscheinend hatte er instinktiv die richtige Wahl getroffen.
Er wollte gerade vorrücken, als über ihm schwere Schritte laut wurden. »Machst du hier so einen Lärm?«, wollte Lucai wissen, als seine massige Gestalt am Treppenabsatz über Jonan auftauchte. Jonan konnte sein Gesicht hinter dem Vollhelm nicht sehen, aber er hörte das Feixen aus der Stimme des Freundes heraus. Anscheinend lief die Operation bis jetzt gut, und Jonans Kamerad befand sich bereits in Siegeslaune.
»Nicht grundlos«, erwiderte er. »Ich glaube, ich habe das Labor gefunden.«
»Wiederholen Sie das, Estarto«, drang die Stimme des Truppführers aus dem Helmlautsprecher. »Sie haben das Labor entdeckt?«
»Möglicherweise«, bestätigte Jonan. »Vallerga und ich schauen uns das mal an.«
Sein Freund nickte. »Also los.«
Da ihre Panzerungen zu klobig waren, um nebeneinander den Gang hinunterzugehen, übernahm Jonan die Führung. Lucai gab ihm von hinten Feuerschutz.
Durch den Spalt, den Jonans Granate zwischen Wand und Tür gerissen hatte, war hektische Betriebsamkeit zu hören. »Das noch hier rüber«, befahl ein Mann.
»Nein, lasst das alles stehen. Wir müssen hier weg!«, flehte eine Frau.
»Klingt, als hätten wir in ein Wespennest gestochen«, knurrte Lucai.
Jonan pflichtete ihm innerlich bei. Dort hinter der Tür wurde offenbar wirklich in aller Hast zusammengepackt. Ein Teil von
Weitere Kostenlose Bücher