Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
Vom Netzwerk:
Kevlarweste und ihre Kleidung eingemummt, dass der Mörder sie vielleicht für einen Mann hält?«
    »Was, wenn er sieht, wie du den ganzen Abend hier mit Leuten redest und er sich entscheidet, die Leiche woanders abzulegen? Hast du eine Ahnung, wie dumm du und ich dann dastünden?«
    »Wird er nicht. Kann er nicht. Außerdem – ist das das Wichtigste? Wie du dann dastehst?«
    »Ja. Ja, ist es, denn wenn ich das nächste Mal jemandem zu erklären versuche, dass sich ein Mörder ankündigt, wird mir keiner zuhören. Kapiert?«
    »Ja, ja. Oh, und Greer ist hier.«
    »Wie bitte? Warum?«
    »Um sicherzugehen, dass wir unsere Arbeit machen und die Bürger von Cleveland beschützen und so weiter. Will heißen, er hat die Gelegenheit für ein prestigeförderndes Foto gewittert, doch die Vorstellung, dass er einen Mörder treffen könnte, hat ihm dann doch nicht behagt. Er ist drinnen bei den RTA -Leuten und der Kaffeemaschine.«
    »Gut. Noch ein Grund mehr, das hier nicht zu vermasseln. Geh wieder rein. Wenn du noch mal mit mir sprechen musst, nimm das Handy. Meins ist auf Vibrationsalarm gestellt.«
    Theresa dachte nach, kaute an der Innenseite ihrer Unterlippe und nickte schließlich zum Zeichen ihres Einverständnisses. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle, wollte ihren Cousin nicht aus den Augen verlieren.
    Der Zug von Osten fuhr auf das Tal zu, und das Gleis neben ihnen begann zu beben. Die S-Bahn näherte sich von Westen her. Frank überquerte die nächstgelegenen Schienen, hielt sich im Schatten eines Brückenpfeilers. Regenwasser sammelte sich in Theresas Locken, bis es ihr in den Nacken rann. Plötzlich flüsterte sie laut: »Frank!«
    Er drehte sich um, nur wenige Meter entfernt. »Was?«
    »Wegen unseres Großvaters …«
    »Nicht jetzt, Tess!«, zischte er und ging so unauffällig wie möglich davon.
    Theresa sah ihm nach. Sie wusste, was an diesem Abend auf dem Spiel stand, doch ihre Familie war ihr wichtiger als alle Mörder dieser Welt.
    »Er hat dich geliebt«, sagte sie. Vermutlich konnte er sie nicht hören, da soeben zwei Züge heranfuhren, von denen einer noch dazu ein wütendes Tuten von sich gab. Der Zugführer fragte sich wahrscheinlich, warum die RTA ihre Passagiere nicht von dem Tal fernhalten konnte.
    Frank drehte sich dennoch um, deutlich im strahlend hellen Licht der Lokomotivscheinwerfer zu sehen, blickte zu ihr zurück, bis der Zug zwischen ihnen hindurchfuhr. Theresa hielt sich in der aufgewühlten Luft an dem alten Pick-up fest, während der Zug durch die Nacht donnerte.
    » Ich liebe dich«, sagte sie schließlich.
    Nachdem die Waggons an ihr vorbeigefahren waren, gaben sie den Blick auf ein menschenloses Tal frei. Theresa sagte sich, dass Frank wohl zu seinem Versteck unter der Brücke zurückgekehrt war, dass ihn der Zug nicht erwischt und der Killer nicht umgebracht hatte. Also, wie kam sie jetzt möglichst unauffällig in das RTA -Gebäude zurück, und zwar bevor sie bis auf die Haut durchnässt war?
    Es war 21 Uhr 17. Die S-Bahn fuhr ab, während ein weiterer Zug sich von Osten näherte, dieses Mal ein kurzer mit nur vier Waggons. Auch dieser Zugführer ließ das Horn kurz ertönen, vielleicht aus Gewohnheit oder weil es der belebte Bahnhof in der Nähe erforderte.
    Dieses Gebiet war für den Torso-Mörder wichtig gewesen, er hatte die Züge für die Fahrten zwischen Cleveland und New Castle gebraucht und um Kingsbury Run nach Opfern abzusuchen. Doch nicht nur deshalb. Er kam hierher, weil er sich hier wohlfühlte, weil es seine Heimat war.
    Sie kauerte sich zwischen die Fahrzeuge und klappte ihr Handy auf, vergrub ihren Kopf quasi zwischen den Knien, um ihre Stimme zu dämpfen und das Telefon vor dem Regen zu schützen.
    Eine Männerstimme antwortete: »Hallo?«
    »Mr. Corliss?«
    »Miss MacLean! Wie schön, von Ihnen zu hören.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe.«
    »Überhaupt nicht. Ich vertäue gerade das Boot. Es ist etwas zu windig für einen Abendtörn.«
    Sie konnte das Rauschen des Windes durch die Leitung hören. »Ich habe eine kurze Frage, die ich Ihnen schon früher hätte stellen sollen. Die zwei Bahngesellschaften, die in Kingsbury Run betrieben wurden – die Nickel Plate und die New York Central –, fuhren die auch nach New Castle?«
    »Sicher«, erwiderte er prompt. »Beide. Wie ich schon sagte, es war ein Knotenpunkt. Sie hielten am Northern-Ohio-Großmarkt an der Orange Avenue. Heute befindet sich dort das Postamt.«
    Theresa starrte auf die Gleise

Weitere Kostenlose Bücher