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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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Hammond doch keine Bedeutung gehabt, oder? Hatten die Zeitungen das Loch im Boden erwähnt? Hatte Jablonski es in seine ausführlichen Artikel eingebaut? Er hatte die Bauarbeiter auf alle Fälle befragt.
    Frank musterte den Rest der Pläne. Was sonst hätte Kim noch auf die Spur ihres Mörders bringen können? »Was hat sie zu Ihnen gesagt, Sonia, als Sie ihr das hier gezeigt haben?«
    »Brent! Sei still! Ich kann mich nicht erinnern – wie ich schon sagte, ich wollte sie einfach nur wieder loswerden und zurück an meine Arbeit gehen. Aber sie fand das alles cool, ihr gefiel die schöne Handschrift und so.«
    »Die Architekten sind auch hier«, bemerkte Sanchez. Bei ihrem Büro standen ebenfalls die Namen, Metesky und O’Reilly.
    »Hat sie irgendwelche besonderen Bemerkungen gemacht?«, drängte Frank.
    »Nein. Sie, äh, sie hatte ein kleines Notizbuch dabei, in das sie immer wieder geschaut hat.«
    Frank und Angela horchten auf. »Ein Notizbuch?«, fragten sie gleichzeitig.
    »Ja, es sah sehr alt aus. Die Seiten waren braun, staubig, zerfielen teilweise schon. Sie musste überaus vorsichtig umblättern, dann hat sie wieder auf die Pläne gesehen und noch eine Seite umgeblättert. Ich habe nicht weiter nachgefragt, dazu kannte ich sie zu gut. Kim hütete ihre kleinen Geheimnisse strenger als ein Hollywood-Produzent ein wichtiges Drehbuch.«
    Frank und Angela wechselten einen Blick. James Miller hatte vor einem Dreivierteljahrhundert eine Notiz in sein Buch geschrieben, die Kim zu ihrem Mörder geführt hatte. Was hatte er da festgehalten? Und was bedeutete das im Zusammenhang mit den Bauplänen?
    »Brent! Sei still! Ehrlich gesagt würde ich nicht zu viel darauf geben«, sagte Sonia Kettle und klang immer verstimmter darüber, dass so ein Aufwand wegen einer früheren Angestellten getrieben wurde. »Kim war kein schlechtes Mädchen, aber nicht unbedingt die Klügste … sie hat nie etwas bis zum Schluss durchdacht, und das schien sich nicht geändert zu haben.«
    Franks Handy klingelte, und er riss es verärgert vom Gürtel. Vielleicht hatte die Frau recht – Kim Hammond hatte einfach nur den falschen Kerl auf der Straße aufgegabelt und war von ihm umgebracht worden. Mehr steckte wohl nicht dahinter. »Hallo?«
    »Onkel Frank? Weißt du, wo Mom ist?« Seine Nichte klang noch verärgerter als er und Sonia Kettle zusammen. »Da habe ich mir extra eine Mitfahrgelegenheit nach Hause organisiert wegen ihres Geburtstags, weil ich weiß, dass das leere Nest daheim sie belastet, und jetzt geht sie nicht einmal ans Telefon.«

45
    Samstag, 6. Juni 1936
    Als James zum Haus 4950 Pullman ging, fiel ihm ein, dass er nicht einmal Arthur Corliss’ Privatadresse wusste. Doch im Grunde war es nicht wichtig. Der Mann hatte eine Haushälterin erwähnt, und diese würde sicher beim Saubermachen über einen verräterischen Gegenstand stolpern, wenn ihr Arbeitgeber tatsächlich im selben Haus Menschen zerstückelte. Wenn James nur einen Unterteller von einem Schrank in den anderen stellte, bemerkte Helen das sofort. Frauen hatten keine andere Beschäftigung als ihre Häuser und ihre Kinder, den ganzen Tag lang, jeden Tag. Daher auch die an Besessenheit grenzende Begeisterung, die ein neues Geschirr hervorrufen konnte.
    Wenn er mit Walter mitfuhr, konnte er es ihr kaufen.
    Die oberste Stufe knarzte. Die Sonne begann gerade unterzugehen, die Haustür war nur angelehnt. James trat in den Flur. Drei der Büros waren dunkel und verschlossen, doch hinter Arthur Corliss’ Tür brannte Licht.
    Er wollte den Mann nicht überraschen. Er war sich noch nicht hundertprozentig sicher. Nahezu alles, was auf Corliss passte, traf auch auf Louis Odessa zu, abgesehen von ihren Vorlieben. Arthur Corliss wählte abgebrannte Männer, die nach Arbeit suchten, die ohne Familie waren, die sie als vermisst hätte melden können. Er unterhielt sich freundlich mit ihnen. Gab ihnen zu essen.
    Ihm würden sie vertrauen.
    James musste den Hinweisen nachgehen, dann würde er den Captain informieren und einen Haftbefehl beantragen. Allein konnte er gar nichts tun, das wusste er.
    Durch das Glas der Bürotür sah er, wie Corliss in seinem Zimmer nichts Verwerflicheres tat, als einen Nachschub an Mission Orange, seinem Lieblingsgetränk, in den unverwechselbaren schwarzen Flaschen einzulagern. Hatte Corliss dem letzten jungen Mann eine davon angeboten, bevor er ihn tötete? Oder war sie während des Feuers zerbrochen, und eine Scherbe hatte sich in die Sohle seines

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