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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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mein Vater etwas damit zu tun hatte.«
    »Gegenwärtig hegen wir noch gar keinen Verdacht. Dürften wir uns das Bild ausleihen?«
    Corliss drückte das Stück Papier an seine Brust. »Mein Vater hätte niemanden umgebracht, gewiss nicht.«
    »Ich verstehe«, sagte Theresa.
    »Es sei denn, derjenige hätte es verdient«, fügte Corliss hinzu und händigte ihnen das Bild aus. Die Bemerkung kam Theresa gar nicht mal so sonderbar vor; sie hatte derlei schon öfter gehört. Corliss durchsuchte weiter die Schachtel mit den Fotos, doch nur ein weiteres war für die Ermittlungen von Interesse.
    »Hier sieht man das Büro meines Vaters in dem Haus«, erklärte Corliss.
    Der Raum hatte große Ähnlichkeit mit dem Arbeitszimmer des Sohnes, abgesehen von der Farbe der Wände – auf dem Foto weiß, hellbeige in dem Raum, in dem sie sich gerade befanden. Viele der Bücherregale waren mit Modelleisenbahnen vollgestellt anstatt mit Büchern und mit gerahmten Bildern von Zügen. Arthur Corliss blickte mit verschränkten Armen und einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck in die Kamera. Eine Notiz am unteren Rand lautete: November 1935.
    »Das ist derselbe Schreibtisch«, bemerkte Theresa.
    Edward tätschelte die mitgenommene Oberfläche, als ob es ihn freute, dass es ihr aufgefallen war. »Solides Kirschholz. Für die damalige Zeit war die flache Platte ungewöhnlich. Damals hatten Büroschreibtische immer einen Aufsatz mit Rollladen und vielen kleinen Fächern, in denen man Sachen verstauen konnte. Doch als im neuen Jahrhundert die Büroarbeit zunahm, entschieden Effizienzexperten, dass eine ebene Schreibfläche Unordnung und Arbeitsüberhang vorbeugen würde. Die Ablagefächer machten es den Angestellten zu einfach, Akten zu verstauen und sie zu vergessen.«
    »Interessant«, bemerkte Theresa.
    Frank fand dieses historische Trivialwissen nicht annähernd so faszinierend. »Da ist eine Tür zu sehen.«
    »Eine Tür?«, fragte Corliss.
    »Eine Tür?«, wiederholte Jablonski.
    Theresa bemerkte die Öffnung in dem hölzernen Türrahmen in der Wand hinter dem Schreibtisch. »Führt die zur Toilette? Haben Sie das Büro Ihres Vaters gekannt, Mr. Corliss? Können Sie sich an die Einrichtung erinnern?«
    Die Stirn vor Konzentration gefurcht, blickte er auf das Foto. »Vage. Ich war damals höchstens sieben oder acht Jahre alt.«
    »Hatte es vielleicht eine kleine Toilette?«
    »Es gab ein Waschbecken. Ich kann mich erinnern, wie alt die Armaturen wirkten. Und etwas rostig.«
    »Irgendetwas anderes? Ein Schrank? Ein Abstellraum?«
    »Ich glaube nicht, aber ich kann es wirklich nicht mit Sicherheit sagen. Als er das Haus verkaufte, war ich gerade neun geworden.« Er reichte Frank das Foto und ging den Rest der Schachtel durch, fand jedoch keines mehr, das mit dem Gebäude zu tun gehabt hätte.
    Als sich die Befragung schon dem Ende zuneigte, kam Jablonski allerdings erst so richtig in Fahrt. »Haben Sie für die Bahnlinie Ihres Vaters gearbeitet, Mr. Corliss?«
    »Als ich jünger war. Ich habe einige Jahre die Abfertigungsstelle geleitet, dann aber beschlossen, mich in die etwas gebildeteren Landstriche in Europa und England aufzumachen. Eine dumme Idee, wie sich herausstellte, aber auch nicht total vergebens: Ich habe Mechanik und Chemie in Oxford studiert und dann in einem respektablen Job als Bauingenieur gearbeitet.«
    »Häuser?«
    »Nein, Straßen. Verkehrsmuster waren unser Schwerpunkt.« Er erhob sich, streckte die Beine und nahm eine zehn Zentimeter lange Elfenbeinlokomotive vom Regal. Er drückte sie Theresa in die Hand und führte ihre Finger über die glänzende Oberfläche. Seine Augen waren blau mit blaugrauen Flecken, wie ihr auffiel, wie kleine Bläschen im Champagner. »Die hier habe ich einem Pfeifenmacher in Bath abgekauft … bemerkenswert glatt, finden Sie nicht? Wie auch immer, mein Vater starb, und ich bin zurückgekommen, um seinen Besitz zu verwalten. Ich habe auch seinen Posten in der Preservation Society übernommen.«
    Jablonski stürzte sich sofort auf diese Information. »In der was ?«
    Da ertönte Franks Pager, ein Geräusch wie das Surren einer zornigen Biene.
    Corliss wandte den Blick nicht von Theresa ab, als er antwortete. Normalerweise wich Theresa Berührungen aus, doch aus irgendeinem Grund machte ihr die Wärme seiner Hände, die die ihren um den Elfenbeinzug schmiegten, nichts aus. »Die American Railroad History Preservation Society. Ich bin Vizepräsident. Wir veranstalten nächsten Monat im

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