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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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diese Jahre zuvor herumgetrieben hat.
    Der Kreis der Geschichte hat sich geschlossen.
    Jablonski hatte zwei Fotos beigefügt, ein berühmtes körniges Schwarz-Weiß-Bild eines enthaupteten Opfers von damals sowie einen Schnappschuss von ihr und Frank auf dem Steg hinter Edward Corliss’ Haus. In der Bildunterschrift wurden ihrer beider Namen genannt. Theresa fiel auf, dass die Profilansicht nicht ihre beste Seite war …
    Da klingelte ihr Mobiltelefon.
    »Hast du schon die Zeitung gelesen?«, wollte ihr Cousin wissen, sobald sie den Anruf entgegengenommen hatte.

15
    Mittwoch, 8. September
    Theresa wickelte sich die Verlängerungsschnur um den Ellbogen. »Danke, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten.«
    »Kein Problem.« Der Geologieprofessor mit dem schütteren Haar tätschelte die rechteckige, gedrungene Maschine – die Cleveland State University besaß Theresas Wissen nach den einzigen Bodenradar innerhalb der Stadtgrenzen. »Sie wissen ja, dass ich immer froh bin, mal aus dem Büro zu kommen. Es tut mir nur leid, dass wir keine Leiche für Sie finden konnten.«
    Theresa nieste den Staub aus ihrer Nase. Sie hatten den Lehmboden des Kellers oft genug abgegrast, dass Theresa nun sicher sein konnte, hier keine weiteren Opfer des Torso-Mörders zu finden oder irgendwelche anderen Leichen. Also gut. Sie hatte Greers Geduld lange genug auf die Probe gestellt. Jetzt konnte er den Abriss zu Ende bringen lassen.
    »Haben Sie schon herausgefunden, wer das Mädchen umgebracht hat? Das aus dem See?« Der Professor stand mit dem Rücken zur Treppe und zog, bis die Maschine auf der untersten Stufe stand, wobei er zweifelsohne eine Zerrung riskierte. Theresa half ihm am anderen Ende des Geräts, dessen Griffe sich kühl unter ihren Händen anfühlten.
    »Noch nicht.«
    »Ich hoffe, Sie erwischen ihn bald. Amerikas zukünftige Führungsspitze bei mir im Unterricht redet von nichts anderem mehr, obwohl sich diese Kindsköpfe doch auf die Prüfung vorbereiten sollten.«
    Theresa und er hoben den Bodenradar eine Stufe höher.
    »Ich versuche ihnen die ganze Zeit zu erklären, dass es bestimmt der Freund war. So ist es doch immer.«
    »Da sind sie sicher anderer Meinung.«
    »Ja, sie würden so etwas nie annehmen, vor allem nicht die Frauen. ›Oh nein‹, sagen sie dann, ›er liebt mich doch.‹ Süße Dinger. Bin ich froh, dass ich nur Söhne habe.«
    Theresa wollte ihn nicht mit Geschichten von Männern behelligen, die von ihren Freundinnen getötet worden waren, sondern half ihm einfach, die Maschine zu seinem Auto zu bringen, dankte ihm noch einmal und verabschiedete sich. Sie und der Professor waren bei Tageslicht gekommen, doch jetzt hatte sich die Abenddämmerung über die Stadt gesenkt. Zeit zu gehen. Und doch entfernte sie sich von ihrem Wagen und ging hinüber zu dem überwucherten Abhang.
    Das Tal von Kingsbury Run – benannt nach dem ersten weißen Siedler im Western Reserve (dem Gebiet, das Connecticut im achtzehnten Jahrhundert beanspruchte und aus dem ein großer Teil des jetzigen Ohio hervorging), der das Land erwarb, das später die Stadt Cleveland werden sollte – erstreckte sich in gewundener Linie über den Nordosten von Ohio. Es begann zwei Meilen westwärts am Weichenhaus der West Third Street am Cuyahoga River, am südlichen Ende von Clevelands Innenstadt. Theresa stand gerade etwa am entgegengesetzten Ende. Das Tal erstreckte sich offiziell vier weitere Meilen in die östlichen Vororte, doch nach der Fifty-fifth Street verzweigten sich die Gleise, das Gebiet war nicht länger klar definiert.
    Cleveland war sicherer als viele andere Großstädte, doch im Dunkeln hielt sich niemand Vernünftiges bei der East Fifty-fifth und in Kingsbury Run auf. Außer man war sehr tough, was Theresa nicht war, und legte nicht viel Wert auf Leib und Leben, was Theresa durchaus tat.
    Aber dennoch.
    Sie wandte sich nach rechts. Hohe vertrocknete Gräser ragten zwischen den Gleisen auf. Ein Zug der Red Line fuhr aus dem Bahnhof East Fifty-fifth ab und bewegte sich langsam nach Westen auf Tower City zu. In den Fenstern waren vereinzelte Pendler zu sehen, die heute hatten arbeiten müssen, oder Kinder und Jugendliche, die in die Stadt fuhren, um das verlängerte Wochenende voll auszunutzen. Als das Rattern des Zuges verklungen war, war nur noch das Rauschen der Fahrzeuge auf der Interstate 490 hinter ihr zu hören und der Wind, der durch das Gestrüpp wehte.
    Der Torso-Mörder war Mad Butcher von Kingsbury Run genannt worden,

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