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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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das?«
    Kims Mutter verengte die Augen. »Ich glaube, er war mit ihr auf der Highschool, sie haben aber, soweit ich weiß, keinen Kontakt mehr.«
    Dann hielt Sanchez eine Geburtstagskarte in die Höhe: »Hier steht In Liebe, Bubba . Wer ist Bubba?«
    »Ich.« Tränen stiegen der Frau in die Augen. »Als sie zu sprechen anfing, hat sie B und M immer verwechselt. Statt Mama hat sie Bubba gesagt.«
    Frank schob den einen Karton unter den Futon zurück und fuhr mit der Befragung fort, bevor Mrs. Hammond vollständig die Fassung verlor. »Sie sagten, sie hätte sich gelegentlich mit den Nachbarn unterhalten? Mit welchen?«
    Kims Mutter überlegte kurz und gestikulierte dann in Richtung der nördlichen Zimmerwand. »Mit dem Taylor-Mädchen nebenan, aber viel haben sie nicht geredet. Kim hat sich öfter mit der alten Mrs. Evanston aus dem ersten Stock unterhalten, aber das tut jeder; sie fängt einen im Hausflur ab und blockiert den Fahrstuhl, bis man ihr für fünf oder zehn Minuten zuhört. Der Mistkerl am Ende des Flurs hat immer mit Kim geflirtet.«
    »Ein Mann?«
    »Ein Mann, der alt genug ist, um ihr Großvater zu sein, ein schleimiger, drogendealender Bastard. Normalerweise wusste Kim, wie sie sich Abschaum vom Leib hält, aber er … ihn schien sie unterhaltsam zu finden. Als ob sein Alter ihn harmlos machte. Ich habe versucht, ihr ins Gewissen zu reden, aber natürlich bin ich altmodisch und paranoid.«
    »Wie heißt er?«
    »Leroy Turner.«
    »Lebt er allein?«
    »Kann man nicht so genau sagen. Da gehen viele Leute ein und aus.«
    »Wir werden mit ihm sprechen. Haben Sie an Kim in der letzten Woche eine Veränderung festgestellt? Hat sie anders gegessen, geschlafen? War sie zu anderen Zeiten wach, hatte sie neue Freunde, wirkte sie niedergeschlagen?«
    »Nein«, erwiderte die Frau leicht überrascht. »Überhaupt nicht niedergeschlagen. Am Dienstagmorgen – das letzte Mal, dass ich sie sah – tat sie wieder so heimlichtuerisch wie immer, wenn sie etwas ausheckt, aber sie war ganz normal … vielleicht ein wenig unruhig. Ich glaube, sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich einen ordentlichen Job beschaffen sollte oder … eine Alternative finden. Sie hasste es, ständig abgebrannt zu sein.«
    »Noch etwas?«
    Mrs. Hammond dachte mit gerunzelter Stirn nach und knabberte an der Kuppe ihres Daumens. »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich erinnere mich, dass ich Freitagnacht sehr zufrieden mit ihr war. Ich hatte etwas Schlechtes zu Mittag gegessen und habe mich dann am Abend alle zwanzig Minuten übergeben müssen. Richtig aufmerksam war ich daher nicht, aber mir ist aufgefallen, dass sie sich endlich keine Realityshows mehr ansah.«
    »Ach ja?«
    »Sie war auf einmal sehr an den Nachrichten interessiert. Hat sich durch die Kanäle gezappt, den ganzen Abend lang. Hat irgendetwas vor sich hin gemurmelt, aber wie gesagt, ich war so krank, dass ich nur auf meinen Magen gehört habe. Aber später am Abend …«
    »Ja?«
    »Da ist sie hinunter zum Getränkeautomaten beim Eingang gegangen und hat mir eine Dose Gingerale gekauft. Für meinen Magen. So etwas hat sie sonst nie getan.«
    Leroy Turner wohnte in der Wohnung gleich neben der Treppe und öffnete, noch während Frank klopfte. Mit ausgesuchter Höflichkeit bat der Mann die Polizisten herein. Das verriet Frank drei Dinge: Erstens, dass Turner von dem Moment an von ihrer Anwesenheit gewusst hatte, als sie den Fuß auf das Gelände gesetzt hatten, informiert durch das geheime Netzwerk interessierter Bewohner, das das Gebäude wie ein einziges lebendes, atmendes und denkendes Wesen wirken ließ; zweitens, dass Mr. Turner während ihres Besuches bei Kims Mutter ausreichend Zeit gehabt hatte, jegliche Hinweise auf seine Dealertätigkeit verschwinden zu lassen; und drittens, dass Turner sie all das wissen lassen wollte, um ihnen zu zeigen, warum er in keinster Weise vor ihnen Angst haben musste und auch nicht haben würde.
    Er war klein, ein wenig gedrungen, mit ergrauendem Haar, trug ein braunes, langärmeliges T-Shirt mit dem Schriftzug einer obskuren Indie-Band auf der Vorderseite. Die etwas schäbige, aber relativ aufgeräumte Wohnung hätte jedem beliebigen gesetzestreuen Pensionär gehören können. Turner lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und deutete auf die leeren Stühle auf der anderen Seite eines mit Sprüngen durchzogenen Resopaltisches.
    Sanchez setzte sich auf einen der gepolsterten Stühle, doch Frank blieb stehen. Offene Fenster und ein

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