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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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erklären, sie solle einmal einige Zeit in einem Schützengraben in Europa verbringen, dann würde sie lernen, selbst während Mörserangriffen schlafen zu können, verbiss es sich jedoch. Es war nicht ihre Schuld, dass er wahrscheinlich nie wieder eine Nacht durchschlafen würde.
    Der Mann in dem weißen Kittel hörte mit großem Mitgefühl zu und gab ihr ein Päckchen mit einem Pulver, bevor er sie verabschiedete und sich James zuwandte. »Wenn ich einen Nickel für jede jammernde Frau bekäme, die hier hereinkommt, dann wäre ich schon längst Besitzer dieses Ladens. Was kann ich für Sie tun? Blutarmut?«
    »Äh, nein.«
    »Sind Sie sicher? Sie sehen etwas blass aus. Nur eine Erkältung also?«
    James stellte sich vor und holte die blaue Jacke hervor, die der Drogist, wie zu erwarten war, nicht wiedererkannte. Anders bei den Pillen aus der Tasche. Er nahm ein Vergrößerungsglas zur Hand und untersuchte jede Tablette einzeln auf seiner Handfläche. »Nichts Schlechtes. Kein massenproduziertes Barbiturat oder eine Droge – deshalb fragen Sie, richtig? Sie dachten, damit könnte man jemanden betäuben?«
    »Ich muss generell wissen, worum es sich handelt, auch wenn das Mittel harmlos ist.«
    »Das wäre auch meine Vermutung, es ist ziemlich sicher harmlos. Bei dem hier handelt es sich vermutlich um ein Vitamin – Vitamin A, sehen Sie die Gravur hier? Heutzutage machen sich die Menschen wegen der Vitamine verrückt, denken, dass alle Vitamine von A bis Z sämtliche Wehwehchen heilen können. Natürlich sind Vitamine nichts Schlechtes, sie sind schon wichtig, aber sie sind auch kein Allheilmittel. Doch die Kunden wollen das nicht hören. Wahrscheinlich ist irgendein Gefühl der Sicherheit besser als gar keins.«
    »Handelt es sich bei der anderen Tablette auch um ein Vitaminpräparat?«
    »Das weiß ich nicht. Es könnte eine Spezialanfertigung sein, die ein Apotheker hergestellt hat. Mehr kann ich nicht sagen, ohne die Pille zur chemischen Analyse einzuschicken. Soll ich das tun?«
    »Nein.« James nahm die Tablette, bevor der Drogist noch weiter darüber nachdenken konnte. »Nein, die darf ich nicht hergeben.«
    »Außerdem, habt ihr Jungs nicht euer eigenes Labor, das das erledigen kann? Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Jetzt ist doch immerhin Ness am Ruder. Die Reporter scheinen zu glauben, dass er die Polizei in einen Haufen Engel verwandeln wird.«
    James ignorierte die letzte Bemerkung, dankte dem Drogisten und ging an den Kindern vorbei. In einem anderen Drugstore sagte man ihm dasselbe, dieses Mal ein mürrischer alter Mann, der sich allerdings jeglichen Kommentars über die Zukunft von Clevelands Polizei enthielt. Dann verstaute James die Tabletten in seiner Tasche und ging die Stufen hinunter zu den Bahnsteigen.
    Fünfundvierzig Minuten später traf er Walter vor dem Schaufenster eines Tabakgeschäftes. Sein Partner hatte ein in braunes Papier gewickeltes Paket sowie eine unangezündete Zigarre in der Hand – beides unzweifelhaft »Geschenke« von einem dankbaren Bürger. »Ich habe einen Baseball-Anzug für Walter juniors Geburtstag gefunden«, erzählte er James und musterte ihn dabei durchdringend. »Wo warst du?«
    »Habe die Bahnsteige überprüft. Warum, hast du gedacht, ich würde dich den Unbestechlichen melden?«, scherzte James mit einem Nicken in Richtung des Päckchens.
    Eine Sekunde später erkannte er seinen Fehler, als Walters Gesicht sich rötete und er ihm ins Gesicht zischte: »Spar dir deine blöden Kommentare, Jimmy! Das ist nicht lustig!«
    James errötete, allerdings eher wegen der neugierigen Blicke ringsrum als wegen des immer wiederkehrenden Streits. »Nichts ist heutzutage daran lustig, ein Cop zu sein. Die Menschen erwarten nichts weiter, als dass man sie erpresst. Sie bitten uns nicht um Hilfe. Niemand hält uns für Helden.«
    »Brauchst du das, Jimmy? Ein Held zu sein? Dann such dir irgendwo einen Krieg und überlass uns einfache Sterbliche der Aufgabe, uns einen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    Das führte doch zu nichts. »Hör mal, Walter – ich habe die Tabletten überprüft und herumgefragt, ob jemand die blaue Jacke kennt. Das ist alles.«
    Walters Schultern entspannten sich ein wenig. Er schob das Päckchen unter den Arm und die Zigarre zwischen die Lippen, auch wenn sein Gesicht immer noch verärgert wirkte. »Und – was herausgefunden?«
    »Vielleicht. Sehr viele Vielleichts. Einer hat gesagt, er hätte einen Mann in einer ähnlichen Jacke vor zweieinhalb

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