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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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Er ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder.
    »Ich erinnere mich«, sagte Odessa. »Ein leicht erregbares Mädchen. Wenigstens hat sie sich mit ihrer hanebüchenen Geschichte so blamiert, dass sie seither nicht mehr hierherkommt.«
    »Sie bringen also normalerweise keine minderjährigen Mädchen hierher, um sie zu … analysieren?« Walter betonte das Wort mit geradezu beleidigender Skepsis für jemanden, der Irene Schaffer nicht geglaubt hatte. Er hatte sie für eine kleine Gaunerin gehalten, die sich den falschen Mann ausgesucht hatte.
    James dagegen war überzeugt, dass Irene auf der Straße höchstens Baseball spielte.
    Der Arzt machte alles nur noch schlimmer, als er wieder lachte. Die meisten Männer wären nicht so gelassen damit umgegangen, wenn man sie der sexuellen Belästigung, noch dazu von einem Mädchen in Irenes Alter, beschuldigt hätte. »Eine typische Vertreterin meiner Klientel hat genau vor Ihnen das Büro verlassen, Officers. Wirke ich wie ein Mann, der seine Zeit mit ungewaschenen Gossenkindern verschwenden muss?«
    James wandte sich von dem schleimigen Kerl ab, um die Regale näher zu betrachten, ein wenig herumzulaufen, das Wasser an dem kleinen Waschbecken an der Innenwand an- und wieder auszustellen und auf den Zehen auf und ab zu wippen, um sich zu entspannen. »Haben Sie etwas dagegen, dass wir das mal überprüfen?«
    »Machen Sie nur. Außer Papier und leeren Flaschen werden Sie nichts finden.« Der Arzt blickte ihm nicht einmal nach, als James an ihm vorbeiging und die Tür zu dem kleinen Verschlag öffnete. Gerissene Typen kooperierten oft mit der Polizei, weil sie dachten, so weniger verdächtig zu wirken … was ihnen allerdings selten gelang.
    Natürlich lag kein Mädchen auf dem kleinen Bett, und auch sonst schien alles so zu sein, wie Odessa es gesagt hatte. James schloss die Tür und ging zurück zu den Regalen.
    »Warum haben Sie da drin überhaupt ein Bett stehen?«, fragte Walter wie aus reiner Neugierde.
    »Nach dem Mittagessen mache ich gern mal ein Nickerchen. Das ist gut für die Verdauung.«
    »Und nur darum geht es Ihnen, nicht wahr? Um Ihre Verdauung?«
    Odessa antwortete: »Verdauung ist nur die eine Hälfte. Um den Körper dazu zu bewegen, die richtigen Stoffe zu absorbieren, müssen diese ihm auch zugeführt werden. Der menschliche Körper ist eine unglaubliche Maschine, doch ohne die richtige Wartung arbeitet sie nicht mit höchster Effizienz oder verschleißt vor ihrer Zeit.«
    »Und Sie wollen die Menschen vor sich selbst retten.«
    »Irgendjemand muss es ja tun.«
    James warf dem Mann einen verstohlenen Blick zu, während er vorgab, ein Flaschenetikett zu lesen. Zum ersten Mal wirkte der Arzt auch wie ein solcher, ernst und nüchtern, als er jetzt dozierte: »Der Erste Weltkrieg hat dieses Land aus seinem Dornröschenschlaf wachgerüttelt. Wir mussten in den Krieg ziehen und haben dabei festgestellt, dass ein Drittel unserer infrage kommenden Soldaten aufgrund ihrer schlechten Gesundheit ausgemustert werden musste. Ein Drittel, Gentlemen. Und es geht nicht nur um unsere Körper, sondern auch um unseren Verstand – wir konnten nicht genügend Männer für verantwortungsvolle Posten auftreiben. Deshalb besteht nun in allen achtundvierzig Staaten Schulpflicht.«
    »Und wir bezahlen deswegen für Leute, die eigentlich keine Schulbildung bräuchten.« Steuern waren Walters Lieblingsärgernis. »Wie die Nigger und die Mädchen.«
    »Sie alle sind ein Teil des Ganzen«, entgegnete Odessa. »Unwissende Menschen machen den Gebildeten nur mehr Arbeit. Individuen zu fördern heißt, die ganze Gesellschaft zu fördern.«
    »Was für ein Arzt sind Sie eigentlich?«, schaltete sich James ein, zum einen, um Odessa aus dem Konzept zu bringen, zum anderen, weil er keine Lust hatte, das Thema Bildung schon wieder mit Walter zu diskutieren. Der kleine John würde in die Schule gehen, solange James es sich leisten konnte, Punkt.
    »Ich habe einen Abschluss in Ernährungswissenschaft«, erwiderte Odessa.
    »Ist das vergleichbar mit einem Doktor der Medizin?« James wusste, dass es das nicht war, da er gerade auf das gerahmte Zertifikat an der Wand blickte und darauf nichts von einem Bachelor oder einem Doktor stand. Er wusste nicht viel über das College, war sich aber doch recht sicher, dass echte Abschlüsse eines dieser beiden Worte enthielten.
    »Nein. Ich behandele den ganzen Körper, die Nahrungsaufnahme und -ausscheidung und deren Interaktion mit unseren Zellen.

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