Flammenbraut
und Mineralien und diesen ganzen Gesundheitskram?«
»Absolut. Wenn man seine Gesundheit nicht in jungen Jahren pflegt, ist es im Alter zu spät. Zumindest sagt Louis das. Den Architektenjungs predigt er das auch immer, aber sie wollen nicht auf ihn hören.«
James holte die Fotos aus seiner Tasche. »Haben Sie diese Männer schon einmal gesehen?«
Corliss nahm ein Foto und betrachtete es genau. »Nein. Himmel, der hier sieht ja kaum mehr aus wie ein Mensch. Warum fragen Sie?« Eine Wolke schob sich vor die Sonne. Der sich verdunkelnde Himmel spiegelte sich in Corliss’ hellen Augen.
»Wir führen eine Routinebefragung durch.«
Der Mann blickte James ausdruckslos an und fragte sich zweifellos, wo er die Fotos schon mal gesehen hatte. Jeder Einwohner von Cleveland sollte sie im Schlaf vor sich haben, dachte James, bei der Aufmerksamkeit, die die Zeitungen dem Fall widmen. Die Menschen reagierten sowohl fasziniert als auch abgestoßen, doch in erster Linie waren sie verängstigt.
Doch Corliss nickte nur und fragte feierlich: »Es geht um die Frau des Mannes, nicht wahr?«
James’ Herz klopfte schneller. »Was soll mit der Frau sein?«
»Oder seine Tochter oder wen auch immer. Louis mag Frauen.« Corliss erklärte das, als sei das ein Zustand, gegen den Odessa nichts tun könne und für den man ihn bemitleiden müsste. »Vielleicht zu sehr.«
James lächelte nur, nickte und gab es auf, Louis Odessa mit den zwei Toten vom Hügel in Verbindung zu bringen. Er holte Walter im Büro der Architekten ab, und gemeinsam verließen sie das Gebäude 4950 Pullman Street.
23
Donnerstag, 9. September
Als Theresa ins Labor zurückkam, spielte ihre Sekretärin gerade eine heimliche Partie Solitär am Computer, während Leos Stimme als anhaltendes Gemurmel aus seinem Büro drang. Ihr Chef konnte es in Sachen stundenlange Telefonate mit jedem Teenagermädchen aufnehmen. Theresa konnte auch Don in den DNA -Räumen am anderen Ende des Labors hören, wie er leise vor sich hin sang, während er Reaktionsgefäße mit extrahierten Proben füllte.
Theresa setzte sich in ihre Nische hinter das FTIR -Spektrometer und legte eine Schutzmaske an, bevor sie die Proben öffnete, die sie von den zwei Toten genommen hatte. Nicht so sehr, um die Fasern nicht zu kontaminieren, als vielmehr, um sie bei einem unerwarteten Niesen oder beim Ausatmen nicht über das ganze Labor zu verteilen. Dann platzierte sie das Pergaminpapier unter dem Stereomikroskop, um es auseinanderzufalten.
Eine einzelne Faser, etwa zweieinhalb Zentimeter lang, hatte sie an der Innenseite von Richard Dunlops Handgelenk gefunden. Theresa schnitt mit einem Einwegskalpell ein Stück davon ab und legte es dann zwischen einen Glasträger und eine Glasplatte. Ein Tropfen Eindeckmittel würde die beiden Scheiben dauerhaft zusammenhalten und so die Form der Faser unter einem Durchlichtmikroskop deutlich erkennen lassen. Eine rote Faser, genau wie die, die sie auch in Kim Hammonds Haar gefunden hatte. Ein Mikrometermaßstab bestätigte den Durchmesser. Weil es nur eine Minute dauerte, legte Theresa den Glasträger unter ihr altes Polarisationsmikroskop, unter dessen Licht die Faser in hübschem Grün und Pink erstrahlte. Wieder Polyester – genauso wie bei Kim Hammond. Um dieses Ergebnis zu bestätigen, schnitt Theresa ein weiteres Stück von Richard Dunlops Faser ab. Einige Minuten und einige gemurmelte Flüche später, während derer die Eindeckflüssigkeit überall, nur nicht auf dem Glas haften wollte, lag sie im Lichtstrahl. Polyester, eindeutig synthetisch. Die Faser musste aus einem Teppich stammen; diese Stärke und die spezifische Form kamen nicht in Kleidung oder Polstern vor.
Theresa seufzte. Im Fernsehen hätte der Labormitarbeiter jetzt eine Datenbank zur Hand gehabt, in der jeder Teppich, der je auf der Welt hergestellt worden war, verzeichnet lag, inklusive einer Suchfunktion nach allen Käufern. Theresa konnte höchstens eine Faserbeschreibung und das chemische Spektrum an das FBI schicken, damit die einen Abgleich mit ihrer Datenbank für in Autos verwendete Teppiche machen konnten, die auch ihre Grenzen hatte. Diese Faser wirkte zu dick und zu hell, um aus einem Wagen zu stammen, aber selbst eine geringe Chance war einen Versuch wert. Und sie hielt gern Kontakt mit dem FBI -Labor, die Leute dort waren nett und hilfsbereit.
Danach würde sie mit der Faser jeden Teppichlieferanten in der Gegend abklappern müssen, eine Mammutaufgabe, für die sie nie die Zeit
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