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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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finden würde. Rot konnte zwar eigentlich keine so verbreitete Farbe sein – auch wenn die moderne Inneneinrichtung knallige Farben zu bevorzugen schien, besonders in Restaurants –, doch die meisten Teppiche waren nicht einfarbig. Die Hauptfarbe eines Teppichs konnte alles sein, zum Beispiel Beige, doch hier und da gab es fast immer farbige Einschlüsse, sodass diese Teppiche wohl kaum unter der Kategorie »Rot« geführt worden wären.
    Sie wiederholte die Prozedur mit der anderen Faser, die sie bei Dunlop gefunden hatte, einem runden, schwarzen Faden, der sich als Nylon herausstellte. Er konnte von nahezu überall her stammen – einer Jacke, einer Tasche, Sportausrüstung, einer Plane. Bei dem anderen Opfer hatte sie die rote Faser an seinem Fußgelenk gefunden, sonst nichts, auch keine schwarzen.
    Abstriche der klebrigen Substanz von beiden Männern schienen von Isolierband zu stammen, was die meisten Ermittler viel zu häufig zu sehen bekamen. Es gehörte zur Grundausrüstung nahezu jedes Vergewaltigers und jedes Serienmörders. Erst wenn Theresa die Isolierbandrolle des Täters zur Verfügung stand, würde sie den klebrigen Rückstand damit in Verbindung bringen können. Hatte er Forrests Handgelenke gefesselt, während er ihm den Kopf abtrennte? Nein, sonst hätten sich Einblutungen unter der Haut gebildet, während das Opfer um sein Leben kämpfte – es sei denn, der Mann war von dem Schlag auf den Kopf noch bewusstlos. Doch der Mörder hätte Arme und Beine ebenfalls zusammenkleben können, um den Transport zum Hügel zu erleichtern. Wie auch immer, die reine Tatsache, dass er Isolierband verwendet hatte, half ihnen noch nicht weiter. Das Zeug war einfach zu weit verbreitet.
    Der Mörder hatte die Tat also an einem anderen Ort begangen, hatte die Leichen gesäubert und präpariert. Wie der ursprüngliche Torso-Mörder hatte er die Körper dieser zwei erwachsenen Männer den Hügel hinuntergetragen – die Haut wies keinerlei Abschürfungen auf, man hatte sie also nicht über die Erde geschleift. Er musste sie getragen haben, doch Forrest wog bestimmt knapp zweihundert Pfund.
    Erleichterung durchfuhr sie, dass der Mann gestern angesichts ihrer dummen Verfolgungsjagd die Flucht ergriffen hatte. Er hätte sie mit bloßen Händen umbringen können.
    Theresa zwang ihre Gedanken von diesen schaurigen Bildern zurück auf die forensischen Beweise. Viel hatte sie nicht, weshalb sie beschloss, es James Miller gleichzutun und eine Liste zu erstellen. Kim: fehlendes Halsstück – erwürgt?, rote Faser, braune Farbe. Richard Dunlop: enthauptet, rote Faser, schwarze Faser, Drogenvergangenheit, klebriger Rückstand. Levon Forrest: zusammengeschlagen, enthauptet, rote Faser, klebriger Rückstand.
    »Was haben Sie herausgefunden?« Wie immer erschien Leo ohne Vorwarnung und schob ihre Unterlagen zur Seite, damit er sich auf ihren Schreibtisch stützen konnte. Am liebsten hätte sie ihm angesichts dieser Störung der Ordnung an ihrem Arbeitsplatz das Polarisationsmikroskop über den Schädel gezogen. »Nicht viel.«
    »Genau das wollte ich nicht hören.«
    »Nun, etwas haben wir ihm voraus. Wenn dieser Kerl wirklich die Torso-Morde nachstellen will, dann wissen wir, wo …«
    »… das nächste Opfer auftauchen wird.«
    »Und wer es sein wird, zumindest vom Geschlecht her. Das dritte Opfer – das vierte, wenn man die Frau aus dem See mitrechnet – war eine Frau namens Flo Polillo. Man fand sie an einem eiskalten Januarmorgen hinter einer Fabrik bei der East Twenty-second Street. Eine Hälfte von ihr, besser gesagt. Die andere Hälfte hat man etwa zwei Blocks entfernt gefunden.«
    »Ja, er, ähm …« Leo wartete darauf, dass Theresa ihm mit Details aushelfen würde, an die er sich offensichtlich nicht erinnern konnte oder die er nie gewusst hatte.
    »Er hat sie zerstückelt und die Körperteile in Zeitungspapier und Sackleinen gewickelt und diese dann in Scheffelkörbe gelegt. Ein Hund hat sie gefunden. Gibt es heutzutage noch Scheffelkörbe?«
    »Bekommt man heutzutage noch Sackleinen?«
    »Unser Mörder hat laut Google Earth allerdings ein Problem.«
    Leo hob eine Augenbraue und trank von seinem Kaffee. Natürlich würde er nicht nachfragen.
    »Die Rückseite der Hart-Fabrik ist heute eine Anschlussstelle der I-90. Der gegenwärtige Killer wird mit der Tradition brechen müssen.«
    »Im Verkehr sollte man nicht spielen«, stimmte Leo zu und sah dann demonstrativ auf die Uhr, als Theresa nach Jacke und Handtasche

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