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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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ausführt?«
    »Jemand, der es geübt hat«, überlegte James laut. »Helen ist bei den meisten Sachen sehr zimperlich, aber sie kann ein Huhn mit ein paar raschen Schnitten zerteilen.«
    »Sie glauben also, Ihre Frau ist eine Mörderin?«, fragte der Captain mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Sie ist auf einer Farm aufgewachsen und hat da viel gelernt. Vielleicht ist es bei unserem Killer auch so.«
    »Nein«, sagte Walter. »Ein Huhn ist doch was ganz anderes als ein Mensch, ein Arzt hätte außerdem die Ausrüstung, den Platz, ein Auto, um die Leichen abzulegen …«
    »Vielleicht«, unterbrach ihn der Captain und rieb sich den Nasenrücken. »Aber diese Frau hier stammte aus der Unterschicht, sie hätte sich keinen Arzt mit einem Auto leisten können. Nein, ich vermute, dass die Alte es sich mit ihrem Freund verscherzt hat, dessen Kriminalakte bis in seine Kindheit zurückreicht. Wo er gelernt hat, Leichen zu zerteilen, können wir ihn dann fragen, wenn wir ihn verhaftet haben. Also los, raus hier, und finden Sie heraus, mit wem sie es getrieben hat. Haben Sie übrigens die Herkunft der blauen Jacke von den beiden Leichen auf dem Hügel in Erfahrung bringen können?«
    »Ja …«, begann James.
    »Bailey’s Warenhaus hatte drei davon«, schaltete sich Walter geübt ein. »Dort wurde eine verkauft, die der Käufer auch noch hat. Die anderen beiden blieben liegen, und irgendein Gutmensch aus der Schnäppchen-Abteilung hat sie der Suppenküche von St. Peter gespendet.«
    »Nicht schlecht. Nachdem Sie alles herausgefunden haben, was es über Flo Polillos Kellnerinnenkarriere zu sagen gibt, fahren Sie zu der Kirche und bringen in Erfahrung, an wen die anderen beiden Jacken gingen. Und, Miller …«
    James drehte sich wieder zum Captain zurück. »Ja?«
    »Wenn Sie damit fertig sind, können Sie die Betriebshöfe überprüfen. Aber erst die Restaurants.«
    Walter strahlte noch mehr als bei dem Auftrag, die Freudenhäuser abzuklappern. »Restaurants?«
    James seufzte.

30
    Freitag, 10. September
    Morgens war es mittlerweile so kühl, dass über dem alten Stahlwerk, dem Fluss und Kingsbury Run ein undurchdringlicher Nebel lag, der sich ganz unvermittelt verflüchtigte und seine Geheimnisse offenbarte. Nun lag er kalt und nass in Theresas Nacken, während sie über die Gräser, die zwischen den Schienen wuchsen, hinwegblickte. Bei ihrem letzten Besuch hatten zwei Leichen auf dem Hügel gelegen. Sollte es heute noch mehr davon geben, verbarg sie der Nebel bisher.
    Hinter ihr stand das entkernte Gebäude von Arthur Corliss. Zu ihrer Linken erstreckte sich das Tal anderthalb Meilen nach Westen bis zum Cuyahoga River. Zu ihrer Rechten verlief die Bahnbrücke der Station East Fifty-fifth über dem Tal. Wenig hatte sich hier in den letzten fünfundsiebzig Jahren verändert, bis auf die Graffiti.
    Dieser Ort hatte damals keinen Hinweis auf die Identität des Mad Butcher gegeben und würde es auch heute nicht tun.
    Theresa wandte sich von dem Hügel ab und kämpfte sich durch das Gras zu dem verlassenen Gebäude. Weitere fünfzehn Minuten, und sie würde das Morgenmeeting in der Gerichtsmedizin verpassen und damit Leos Zorn auf sich ziehen, doch ihr Tatort würde bis Sonnenuntergang längst vernichtet sein. Stadtrat Greer würde keine weitere Verzögerung des Abrisses dulden.
    Die Bauarbeiter würden bald wieder an die Arbeit gehen. Vier zentrale Stützpfeiler und die Pfosten der Wände waren noch zu sehen. Der Boden war herausgerissen worden, ebenso wie die Decke, sodass man direkt bis zum Dach sehen konnte. Das Haus wirkte ohne Wände größer und heller. Das nebelverhangene Sonnenlicht ließ die Steine weicher wirken und färbte die Schatten grau.
    Ausgerüstet mit einer Maglite-Taschenlampe, untersuchte Theresa die Fläche auf irgendwelche Zeichen, die auf Leben hindeuteten. Der Geruch nach Urin ließ darauf schließen, dass einige Obdachlose hier gewesen waren, doch jetzt schien sie allein zu sein.
    Aufgrund von Edward Corliss’ Beschreibung und dem Foto, das er ihnen gegeben hatte, konnte sie sich den Originalgrundriss vorstellen. Die Hälfte des Erdgeschosses, das zu ihrer Linken lag, hatte den Architekten und dem Medium gehört. Der Bereich zur Rechten hatte Louis Odessas und Arthur Corliss’ Büros umfasst. Theresa ging zu der Stelle, an der sie den Tisch gefunden hatten und an der die beiden Büros aneinandergegrenzt haben mussten.
    Draußen bewegte sich ein streunendes Tier durch das Gebüsch um das Gebäude herum,

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