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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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damit mitteilen, was er als Nächstes vorhat! Er geilt sich schon mal dafür auf!»
    «Hören Sie, Kate.» Aus der Stimme des Polizisten klang erschöpfte Geduld. Die unerwartete Verwendung ihres Vornamens war irgendwie
     tröstlich. «Ich versuche Ihnen nicht vorzumachen, dass Ellis nicht gefährlich ist. Aber wir ergreifen jede nur mögliche Vorsichtsmaßnahme,
     und er steht mittlerweile zu sehr im Rampenlicht, als dass er einfach weiter rumlaufen und Poster aufhängen könnte, wie er
     es bisher getan hat. Wahrscheinlich ist er inzwischen schon ziemlich frustriert und sucht deshalb nach anderen Möglichkeiten,
     an Sie heranzukommen.»
    «Aber wenn er so frustriert ist, könnte ihn das nicht auf den Gedanken bringen, tatsächlich etwas zu
tun

    Collins seufzte. «Ich wollte Ihnen das eigentlich nicht sagen, weil ich Ihnen keine falsche Hoffnung machen will. |354| Aber Ellis ist von einem Zeugen gesichtet worden. Ein Verkehrspolizist hat ihn vergangene Nacht in der U-Bahn -Station am Piccadilly gesehen. Er hatte mehrere Plastiktüten bei sich, und als der Beamte ihn ansprechen wollte, ist er über
     die Absperrungen gesprungen und weggelaufen. Er ist entwischt, aber die Tüten hat er fallen lassen – in einer steckte eine
     Rolle mit Postern, in der anderen der Kleister.»
    «Er ist entkommen?» Neben der Enttäuschung verspürte sie einen seltsamen Adrenalinstoß, als wäre der Ausgang der Geschichte
     noch ungewiss.
    «Unglücklicherweise ja, aber es beweist, was ich gerade gesagt habe. Jedes Mal, wenn er jetzt seine Nase zeigt, wächst das
     Risiko, dass man ihn schnappt. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis genau das passiert.»
    Dieser Gedanke heiterte Kate für den Rest des Tages auf. An diesem Abend verließ sie das Büro, ohne direkt in ein Taxi zu
     springen – zum ersten Mal, seit Clive nach Hause gefahren war. Seitdem waren erst ein paar Tage vergangen, aber es schien
     ihr wie eine Ewigkeit. Die Straße kam ihr unter der grauen, bedrückenden Fläche des Himmels breiter und länger vor als gewöhnlich.
     Sie blickte sich alle paar Schritte um, während sie zu King’s Cross ging, aber mit jedem Meter wuchs ihr Selbstvertrauen.
    Für die drei Haltestellen bis zum Oxford Circus nahm sie die U-Bahn . Als sie aus dem Schacht ans Tageslicht stieg, drang schwacher Sonnenschein durch die Wolken. Kate hob ihm dankbar das Gesicht
     entgegen. Menschen drängten sich zielstrebig an ihr vorbei. Sie setzte sich in ein Café und trank eine Tasse heiße Schokolade.
     Danach bekam sie Hunger und bestellte ein Tomaten-Mozzarella-Sandwich. Bei dem Geschmack des Olivenöls musste sie an Sommer
     denken. Jetzt würde es bald Frühling werden, stellte sie überrascht |355| fest. Bei diesem Gedanken ging es ihr noch ein wenig besser.
    Kate verließ das Café und schlenderte an den Läden vorbei. Vor einem Schaufenster mit Babykleidung blieb sie stehen. Es gab
     winzige Jäckchen und Pullover, Miniaturjeans und kleine Stiefelchen. Das Glas warf ihr Spiegelbild zurück, und Kate sah, dass
     sie lächelte.
    Alles geht vorüber, sagte sie sich.
     
    Als an diesem Abend das Telefon klingelte, dachte sie, es wäre Clive. Er hatte bereits einmal kurz angerufen, um zu sagen,
     dass er länger wegbleiben würde als erwartet. Die Beerdigung seines Bruders war am Tag zuvor gewesen, und sie vermutete, dass
     er bald wieder anrief, wenn auch nur, um zu sagen, dass er immer noch nicht wusste, wann er zurückkommen würde.
    Sie ging in den Flur, um den Hörer abzunehmen.
    «Hallo?»
    «Kate?»
    Es war eine Männerstimme, vertraut, aber nicht die von Clive, und sie erstarrte einen Moment lang, bis sie sie zuordnen konnte.
    «Ich bin’s, Paul.»
    Sie lehnte den Kopf gegen die Wand. Ihr Herz hämmerte vor Erleichterung.
    «Bist du noch dran?», fragte er.
    Kate richtete sich wachsam auf. «Was willst du?»
    «Nichts. Ich dachte nur, ich rufe mal an und frage, wie’s dir geht   …»
    «Ich habe dir nichts zu sagen.»
    Sie machte bereits Anstalten, den Hörer abzulegen. «Nein, warte, wartewartewarte! Bitte!»
    |356| Es war dieses
Bitte!
das sie innehalten ließ. Sie zögerte und hob den Hörer dann abermals ans Ohr.
    «Na schön. Ich warte.»
    Sie hörte ihn atmen. «Hör mal, ich bin – ich weiß, du willst nicht mit mir reden, und ich mache dir auch keinen Vorwurf. Ich
     habe nur angerufen, weil, na ja, weil – ach Scheiße, hör mal, ich versuche, dir zu sagen, dass es mir leidtut.»
    Kate war zu überrascht, um zu

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