Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
Restaurant warst.»
    |359| Die Erkenntnis schlug wie eine Woge über ihr zusammen.
    «Draußen?», wiederholte sie stupide.
    «Auf der anderen Straßenseite. Er stand in einem Hauseingang. Ich dachte, er wartet auf dich.»
    «Er war heute Nachmittag da?»
    «Ja, ungefähr gegen vier Uhr, aber   –»
    «Was hat er getan?»
    «Nichts, er hat einfach dort gestanden. Ich konnte ihn erst nicht richtig einordnen. Um ehrlich zu sein, habe ich ihn für
     einen Klinkenputzer gehalten. Er sah aus, als würde er Zeitschriften verkaufen.»
    Kate lachte nicht.
    «Hm, na ja, er war jedenfalls ein bisschen neben der Spur. Ich habe überlegt, ob ich zu ihm rübergehen und mich entschuldigen
     soll wegen   … na ja, du weißt schon. Aber dann hat er mich gesehen und warf mir so einen Blick zu   … Da dachte ich: ‹Vielleicht lass ich’s doch lieber.› Ich hatte schon genug Schwierigkeiten, und wenn er auf mich losgegangen
     wäre, hätte mir doch niemand geglaubt, dass ich nicht angefangen habe.»
    Ein leicht weinerlicher Tonfall hatte sich in seine Stimme eingeschlichen, aber Kate bemerkte es kaum. «Hat er irgendetwas
     getan?»
    «Solange ich da war, nicht, aber wie ich schon sagte, ich bin nicht geblieben. Ich bin nur bis zu deinem Büro gegangen und
     dann wieder umgekehrt. Als ich wegging, starrte er mich immer noch an. Hör mal, sagst du mir jetzt, was los ist?»
    Die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen. «Die   … die Polizei sucht ihn.»
    Wie von ferne hörte sie Pauls überraschten Ausruf, hörte |360| ihn nach dem Warum fragen und ihre eigene Stimme antworten. Sie hatte ein Tosen in den Ohren. Als es vorüber war, schrie Paul
     sie an.
    «Kate? Kate, bist du noch dran?»
    «…   ja.»
    «Dieser Bursche ist also hinter dir her?»
    Eine Erklärung erschien ihr zu anstrengend. «Kann man so sagen.»
    «Verdammt! Wenn ich das nur gewusst hätte!» Da war sie wieder, die vertraute Aggressivität. «Bist du allein?»
    «Ja, aber   –»
    «Ich komme rüber.»
    Es war eine Aussage, die keinen Widerspruch duldete. Kate spürte, dass sie ganz nah dran war anzunehmen.
    «Nein, ich glaube nicht   …»
    «Ich bin in ungefähr einer Stunde da», sagte er.
    «Paul   …»
    «Keine Angst. Wenn ich ihn nochmal zu Gesicht bekomme, wirst du keine Probleme mehr haben. Hör mal, hast du was gegessen?
     Ich kann unterwegs   –»
    «Ich sagte nein!»
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Kate versuchte, sich wieder zu beruhigen. Sie wusste, dass ihr Zorn sich
     vor allem gegen sie selbst richtete, weil sie fast wieder nachgegeben hätte. «Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.»
    «Nein, du hast wahrscheinlich recht.» Pauls Stimme hatte etwas Kleinlautes. «Ich kann dir wohl keinen Vorwurf daraus machen.
     Aber wie dem auch sei, das Angebot steht. Wenn du Hilfe brauchst, meld dich einfach.»
    Das fällige
Danke
wollte Kate nicht über die Lippen kommen.
    |361| «Na gut, das war’s dann wohl», sagte Paul. Er schien nach weiteren Worten zu suchen. «Pass auf dich auf.»
    Sie nickte, bis ihr klar wurde, dass er sie nicht sehen konnte.
    «Mach ich.»
    Die Verbindung blieb noch einige Sekunden bestehen, dann war die Leitung tot.

[ Navigation ]
    |362| Kapitel 21
    Am Morgen darauf verlieh die Sonne den toten Grünstreifen und den kahlen schwarzen Zweigen eine gewisse Härte und zeichnete
     ihre Silhouetten scharf nach. Die Straßen hatten die Klarheit alter Fotografien, sodass sie in dem hellen Licht beinahe wie
     Schwarzweißaufnahmen wirkten.
    Kate sah sie am Taxifenster vorbeigleiten. Sie ließ sich an der Haltestelle absetzen, und beim Aussteigen verspürte sie flüchtig
     die Berührung der Sonne. Dann fand sie sich in der schattigen Kühle der U-Bahn -Station wieder, wo die Frische des Frühlingstages von der abgestandenene Untergrundluft verdrängt wurde.
    Sie war später dran als gewöhnlich. Die frühmorgendlichen Pendler waren bereits fort, und die Station sah in der auf die Rushhour
     folgenden Stille seltsam verlassen aus. Als Kate den leeren Bahnsteig betrat, hörte sie noch das Poltern eines gerade abgefahrenen
     Zuges im Tunnel verschwinden. Sie setzte sich auf einen der an der Wand befestigten Plastiksitze.
    Ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Sie hatte in der Nacht zuvor kaum geschlafen. Sie hatte versucht, Collins zu erreichen,
     aber er war nicht auf dem Revier gewesen, daher hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen mit der Bitte, sie zurückzurufen.
    |363| Danach

Weitere Kostenlose Bücher