Flammenbrut
Anrichte, und Josefina ließ Wasser aus dem Hahn in den Kaffeebecher laufen. Das
Lächeln des spanischen Mädchens hatte nichts Wissendes, sagte sich Kate. Warum auch? Um Himmels willen, sie hatte lediglich
ein Frauenmagazin gelesen. Daran gab es doch nichts auszusetzen. Also, warum errötete sie?
Das Wasser kochte. Geschäftig goss Kate kochendes Wasser auf ihren Teebeutel.
Auf dem Heimweg kaufte sie sich an einem Kiosk eine Ausgabe der Zeitschrift.
|47| Lucy saß bereits im Café, als Kate eintraf. Es war Mittagszeit, die meisten Tische waren besetzt, aber Lucy hatte es geschafft,
einen Tisch draußen unter der roten Markise zu ergattern. Als Kate näher kam, flirtete ihre Freundin gerade mit einem Kellner;
sie hatte sich eine Sonnenbrille auf den Kopf geschoben, damit ihr das Haar nicht in die Augen fiel. Der Kellner grinste,
als er wieder hineinging.
Kate zog sich einen weißen Plastikstuhl vom Tisch und setzte sich. Er war warm von der Sonne.
«Ich störe doch nicht bei irgendwas, oder?»
Lucy zuckte unbekümmert mit den Achseln. «Missgönn mir meine kleinen Freuden nicht. Ich habe nur noch gut eine Stunde Zeit,
dann muss ich die Kinder von der Krippe abholen.»
Sie studierten die Speisekarten; Kate bestellte einen griechischen Salat, ohne wirklich hinzusehen. – Lucy bestellte Moussaka
und schenkte dem Kellner, während sie ihm dankte, ein weiteres Lächeln. Er nahm die Speisekarten mit einer schwungvollen Gebärde
entgegen. Sie sah ihm nach.
«Ist dir jemals aufgefallen, dass griechische Männer wunderbare Hintern haben?» Mit einem Seufzen wandte sie sich wieder zu
Kate um. «Was soll’s. Das ist jedenfalls eine Überraschung. Ich dachte, ich würde dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen,
jetzt, da du den neuen Auftrag hast. Wie läuft es denn?»
«Frag nicht.»
Also fragte Lucy nicht mehr. Augenblicklich interessierte sie sich auch viel mehr für ihre Auseinandersetzungen mit Jack.
Es ging um den Kauf neuer Hardware für sein Geschäft. Kate quittierte den Monolog ihrer Freundin mit |48| einem gelegentlichen Nicken oder einem Lächeln, ohne den Inhalt überhaupt aufzunehmen. Weiter unten auf der Straße rissen
einige Arbeiter die Fahrbahn auf. Ein Verkehrspolizist blieb neben einem Wagen stehen und notierte sich die Zulassungsnummer.
Ein paar Meter von ihm entfernt durchstöberte ein Stadtstreicher einen Abfallkorb. Kate beobachtete diese Gestalten, bevor
sie den Blick wieder auf Lucy heftete. Sie versuchte zuzuhören, aber es klappte nicht. Sie drehte sich die Serviette um den
Finger, wickelte sie wieder ab und fing von vorn an. Sie musste sich zwingen, damit aufzuhören.
Der Kellner kam zurück und stellte ihr Essen auf den Tisch. Kate stocherte ohne Appetit in dem öldurchtränkten Salat und den
weißen Schafskäsewürfeln. Sie spürte, dass Lucy sie erwartungsvoll ansah.
«Wie bitte?»
«Ich sagte, wie ist der Salat? Diese Auberginen sind himmlisch! Ich habe ein Moussaka-Rezept aus einer Zeitschrift, aber mit
dem hier ist das nicht vergleichbar!»
Die günstige Gelegenheit ließ Kates Herz schneller schlagen.
«Ich habe neulich auch was Interessantes in einer Zeitschrift gelesen.» Ihre Stimme klang betont beiläufig. «Über künstliche
Befruchtung.»
«Ach ja?» Lucy blickte nicht einmal auf.
«Ja, es ist … weißt du … schon überraschend, wie viele Frauen das machen lassen.»
Lucy war von einem großen Bissen Moussaka in Anspruch genommen. «Jacks Cousine auch. Ihr Mann war impotent. Irgendein grässlicher
Unfall oder so was, und die einzige Art, wie sie Kinder bekommen konnte, war dieses Dingsbums. Künstliche Duweißtschonwas.»
|49| Kate vergaß ihre Nervosität. «Haben sie sein Sperma benutzt oder das eines Spenders?»
«O Kate, bitte, nicht während des Essens!» Lucy schnitt ein Gesicht. «Außerdem kenne ich die Einzelheiten nicht. Sie sind
ausgewandert.»
Lucy beugte sich wieder über ihren Teller und hielt dann inne. Sie warf Kate einen scharfen Blick zu.
«Wie kommt’s, dass du dich so dafür interessierst?»
Kate schaufelte sich mit besonderer Sorgfalt Salat auf die Gabel. «Das tu ich gar nicht. Es ist nur … weißt du, ein interessantes Thema.»
Ihr war überdeutlich bewusst, dass Lucy immer noch nicht weiteraß. Es herrschte Schweigen. Kate richtete ihre Aufmerksamkeit
weiterhin auf ihr Essen. Dann sagte Lucy:
«Sag, dass das nicht wahr ist!»
«Was denn?»
«Du denkst doch nicht etwa
Weitere Kostenlose Bücher