Flammenbrut
Tatsache, dass du niemals wissen würdest, wer der Vater ist, oder?»
Das war etwas, womit Kate selbst nicht ganz glücklich war. Aber das würde sie Lucy gegenüber nicht zugeben.
«Hunderte von Frauen haben es getan», sagte sie und wich damit der eigentlichen Frage aus.
«Ja, aber als letzten Ausweg, nicht freiwillig! Du forderst damit doch die Probleme geradezu heraus!»
Plötzlich wandte Lucy sich an die Frau, die am nächsten Tisch gelauscht hatte. «Vielleicht würden Sie uns Ihre Meinung sagen,
da Sie sich anscheinend so für die Sache interessieren. Wie hätten Sie Ihr Sperma denn gern, heiß oder kalt?»
Die Frau errötete und wandte sich hastig ab. Lucy drehte sich mit einem harten Lächeln wieder zu Kate um.
«Wo war ich stehengeblieben?»
Kate hatte eine Hand über die Augen gelegt, sie versuchte, sich ein Lachen zu verkneifen. «Du hast mir erzählt, dass ich Probleme
herausfordern würde.»
«Ja.» Lucy betrachtete ihren Teller, als wäre ihr gerade wieder eingefallen, dass sie eigentlich zum Essen hier war. «Nun,
was soll ich sonst noch sagen? Ich kann nicht glauben, dass du auch nur darüber
nachdenkst
. Es tut mir leid, aber du wolltest meine Meinung, und das ist sie.»
|53| Kate sagte nichts. Sie saß nur da, das Kinn in die Hand gestützt, und stocherte mit ihrer Gabel in dem Salat herum. Lucy seufzte.
«Offensichtlich war das nicht das, was du hören wolltest.»
«Ich wollte einfach nur deine Meinung, das ist alles.»
Lucys Augen schimmerten sehr blau, als sie Kate das nächste Mal ansah. «Ich weiß nicht, warum. Du tust ja doch, was du willst.»
Sie schaute auf ihren Teller herunter, hin- und hergerissen zwischen einer Fortsetzung ihrer Ansprache und der erkaltenden
Moussaka. Sie seufzte wieder.
«Wenn du wirklich versessen auf diese Idee bist, dann kann es wahrscheinlich nicht schaden, einfach mal mit jemandem darüber
zu reden. Die Leute werden dir wahrscheinlich dasselbe sagen wie ich, aber zumindest bist du die Sache dann los.» Lucy breitete
die Hände aus. «So. Ist es das, was du von mir hören wolltest?»
Kate grinste, aber Lucy war noch nicht fertig.
«Ich hoffe nur, du tust nichts, was du später bereuen wirst, das ist alles», sagte sie. Dann drehte sie sich, bevor Kate etwas
antworten konnte, zu dem Kellner um, der einen der anderen Tische abwischte. Sie strahlte ihn an und hielt ihm ihren Teller
hin.
«Seien Sie ein Schatz und schieben Sie das nochmal für zwei Minuten in die Mikrowelle, ja?»
Sie gingen zur U-Bahn -Station. Das Café lag an einer Nebenstraße in der Nähe des Oxford Circus, auf halber Strecke zwischen ihren Wohnungen und
war für sie beide bequem zu erreichen. Lucy plauderte über irgendetwas, aber Kate hörte kaum zu. Sie spürte, dass selbst ihre
Fingerspitzen vor Erregung kribbelten. Jetzt, da sie Lucy davon |54| erzählt hatte, war es, als hätte sie eine Last, die sie mit sich herumgetragen hatte, endlich abgeschüttelt.
Lucy redete immer noch, als sie die Treppe der U-Bahn -Station hinuntergingen. Plötzlich umklammerte sie Kates Arm.
«O Scheiße.»
Kate blickte auf. Ihre Aufregung erstarb schlagartig.
Paul Sutherland stapfte die Treppe hoch, direkt auf sie zu. Eine Sekunde später sah er sie, und es schien Kate, als husche
ein Ausdruck des Unbehagens über sein Gesicht, bevor seine gewohnte Arroganz wieder an dessen Stelle trat. Sie zögerte, aber
Lucy zwang sie, die Treppe weiter hinunterzugehen.
«Komm. Dafür ist es jetzt zu spät.»
Er blieb direkt vor ihnen stehen und versperrte ihnen den Weg. Kate ignorierte die gereizten Blicke anderer Leute, die sich
an ihnen vorbeidrängen mussten. Ihr Mund war trocken.
«Hallo, Paul», sagte Lucy strahlend. «In letzter Zeit mal wieder jemanden tätlich angegriffen?»
Er bedachte sie mit einem kalten Blick. «Du hast zugenommen.»
«So ist das eben, wenn man zwei Kinder zur Welt bringt. Was ist deine Entschuldigung? Nehmen wir unser Mittagessen immer noch
in flüssiger Form zu uns?»
Seine Wangenmuskeln zuckten, aber er antwortete nicht. Er sah Kate an.
«Du hast mein Hemd ruiniert und mir fast den Schädel gespalten. Ich hoffe, du bist zufrieden.»
Der Impuls, sich zu entschuldigen, hätte sich beinahe durchgesetzt. Sie spürte, wie sie ins Wanken geriet, kurz davor war,
in ein älteres Verhaltensmuster zurückzufallen, |55| das sie überwunden glaubte. Dann setzte sich ihre Wut durch.
«Was hast du erwartet?»
«Jedenfalls nicht, dass du
Weitere Kostenlose Bücher