Flammenbrut
Ihrer Meinung für Ihre Zeit schulde, will ich Ihnen auch das gern im Voraus
bezahlen», erbot sie sich, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
«Nein! Ich wollte nicht …» Hastig legte er den Umschlag auf den Tisch. «Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich nicht dafür bezahlt werden möchte.»
«Ich erwarte nicht, dass Sie es umsonst machen.»
Er schüttelte heftig den Kopf. «Ich kann kein Geld von Ihnen nehmen.»
«In diesem Fall vergessen wir die Sache besser.»
Sie hatte ihre Worte nicht ganz ernst gemeint, aber Alex sah sie an, als hätte sie ihn geohrfeigt. «Das sind nur Ihre Fahrtkosten»,
sagte sie lächelnd, um zu zeigen, dass sie es nicht so gemeint hatte. «Über ein Honorar können wir später reden, wenn Sie
wollen. Aber ich kann nicht zulassen, dass Sie das Ganze aus Ihrer eigenen Tasche bezahlen.»
Sie schob den Umschlag über den Tisch zu ihm hin. «Also bitte, keine Einwände mehr, ich bestehe darauf.»
|161| Er sah sie unglücklich an und steckte den Umschlag widerstrebend in die Tasche, ohne ihn vorher zu öffnen.
«Okay. Wenn Sie unbedingt wollen.»
Kate blickte aus dem Fenster. «Noch ein paar Minuten, dann sind wir da.»
Er schaute nun auch hinaus, als würde es ihn überraschen, dass die Fahrt beinahe vorüber war. Kate räusperte sich. «Sehen
Sie, ich weiß nicht recht, was ich sagen soll, aber … Nun, ich bin Ihnen wirklich dankbar für das, was Sie tun. Vielen Dank.»
Alex zuckte, ohne sie anzusehen, mit den Schultern.
«Ich tue es gern.»
Kate verbarg ihre Verlegenheit hinter einem kühlen Tonfall. «Trotzdem, ich weiß Ihre Freundlichkeit wirklich zu schätzen.
Und wenn ich von der Klinik erfahre, wie viele zusätzliche Fahrten Sie noch machen müssen, schicke ich Ihnen noch einen Scheck.»
Als er aufblickte, rechnete sie mit neuerlichen Protesten wegen des Geldes. Aber er war eindeutig bestürzt. «Werden wir … Ich meine, werde ich Sie nicht wiedersehen?»
«Ich glaube nicht, dass das einen Sinn hätte.» Sie war überrascht, wie schroff sie klang. «Wenn es Probleme gibt oder Sie
irgendetwas wissen möchten, können Sie mich jederzeit anrufen. Sie haben ja meine Nummer. Aber ich denke nicht, dass das notwendig
sein wird. Und die Klinik wird mich darüber auf dem Laufenden halten, wie die Dinge sich entwickeln.»
«Oh … ja, ich denke … ja, Sie haben recht.»
Bis zum Ende der Fahrt schwiegen sie beide. Als der Zug in die Dunkelheit des Bahnhofs einfuhr, vermieden sie es, einander
anzusehen, sondern erhoben sich und ließen sich mit den übrigen Passagieren aus dem Waggon treiben. Der |162| Bahnsteig war heiß und stickig und roch nach Diesel. Kate drehte sich um und hielt ihm die Hand hin.
«Nun ja. Nochmals vielen Dank.»
Seine Hand war heiß und trocken, und sie erinnerte sich an das andere Mal, als sie sie ergriffen hatte, draußen vor dem Restaurant,
beim ersten Kennenlernen. Sie verbannte die Erinnerung aus ihren Gedanken.
Seine Augen waren blau und verhangen, als er sie ansah. Er schien etwas sagen zu wollen, ließ dann aber den Blick sinken.
«Auf Wiedersehen.»
Kate ließ seine Hand mit einem letzten höflichen Lächeln los und ging den Bahnsteig hinunter. Sie wünschte, sie hätten sich
erst in der Bahnhofshalle verabschiedet, denn nun mussten sie beide doch in dieselbe Richtung gehen. Aber sie konnte seine
Schritte nicht hinter sich hören. Sie sagte sich, dass die klaustrophobische Enge auf dem überfüllten Bahnsteig und der Dieselgestank
in der Luft für ihre plötzliche Niedergeschlagenheit verantwortlich waren, und beschleunigte entschlossen ihren Schritt.
Erst kurz bevor der Ruf ertönte, hörte sie hinter sich jemanden rennen.
«Kate!»
Sie drehte sich um. Alex verlangsamte sein Tempo, als er sie einholte, und der flehentliche Ausdruck in seinem Gesicht machte
der Verwirrung Platz.
«Hören Sie, ich habe gerade darüber nachgedacht …», begann er atemlos, «ich meine, wenn nicht, ist es okay, aber …» Er schien sich wieder zu fassen. «Nun, ich ha-habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht Lust hätten, irgendwann mal was
mit mir zu t - trinken?»
Kate brauchte gar nicht erst über Gründe nachzudenken, |163| warum sie das nicht tun sollte. Es war viel besser, jetzt einen sauberen Schnitt zu machen, statt spätere Komplikationen buchstäblich
herauszufordern. Es hatte keinen Sinn, die Sache hinauszuzögern.
Alex stand vor ihr und wartete nervös auf ihre Antwort.
Sie lächelte.
«Das
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