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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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würde mich freuen.»

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    |164| Kapitel 10
    Der Sommer brannte sich aus. Die Tage wurden von einer Sonne gebleicht, die das Gras versengte und die Erde aufplatzen ließ,
     während die Nächte reglos in einem windstillen Dunst lagen. In den Zeitungen erschienen Artikel über die globale Erwärmung
     und Dürrekatastrophen, und nach Einbruch der Dunkelheit wurden heimlich Gartenschläuche abgewickelt, um geschützt vor den
     kritischen Blicken wachsamer Nachbarn verdorrte Rasen und Pflanzen zu wässern.
    Kate begann, sich regelmäßig mit Alex zu treffen, am Anfang einmal die Woche, aber dann, als die Reserviertheit zwischen ihnen
     langsam wich, immer häufiger. Die Ergebnisse seiner ersten Probe und der Blutuntersuchungen waren in Ordnung, und er fuhr
     jetzt regelmäßig zur Klinik. Soweit Kate wusste, ein- oder zweimal in der Woche. Den Scheck für seine Unkosten hatte er jedoch
     immer noch nicht eingelöst, wie sie ihren Kontoauszügen entnehmen konnte.
    «Ich habe gesagt, ich würde ihn nehmen; dass ich ihn einlösen würde, habe ich nicht gesagt», meinte er mit einem Grinsen,
     als sie ihn darauf ansprach. Sie erhob alle möglichen Einwände, aber diesmal ließ er nicht locker. «Wir können das später
     regeln», war das einzige Zugeständnis, das er sich abringen ließ.
    Von den Besuchen in der Klinik selbst sprach er nur selten, |165| und Kate wollte nicht weiter in ihn dringen. Sie wusste, dass das für ihn ein heikles Thema war, und wollte ihn auf keinen
     Fall in Verlegenheit stürzen. Sie hatte mit Dr.   Janson über Alex’ erste Sitzung in der Klinik gesprochen. Sie war nicht gut verlaufen. «Unergiebig» war der Ausdruck, den
     Dr.   Janson dafür benutzte.
    «Kein Grund zur Sorge», hatte sie zu Kate gesagt. «Das passiert vielen Männern. Sie finden die Vorstellung, auf Befehl zu
     masturbieren, anfangs ein wenig abschreckend. Vor allem in einer Krankenhauskabine.»
    Kate hatte beschlossen, Alex nicht danach zu fragen, weil ihr klar war, dass das wahrscheinlich das Letzte war, was er brauchen
     konnte. Er selbst erwähnte die Sache mit keinem Wort, sagte aber eine Verabredung mit ihr ab, weil er angeblich zu viel Arbeit
     hätte. Er klang müde und niedergeschlagen, und das leichte Stottern, das in letzter Zeit fast verschwunden war, wurde deutlicher
     denn je.
    Ihre Erleichterung, als die Klinik ihr mitteilte, bei seiner nächsten Probe habe es keine Probleme gegeben, galt ebenso sehr
     ihm wie ihr selbst.
    Sie gingen weiter zusammen aus. Sie trafen sich in einem Pub oder einem Weinlokal und suchten sich für gewöhnlich etwas mit
     einem Garten aus, wo sie draußen sitzen und eine kühle Brise genießen konnten, falls es ausnahmsweise eine gab. Eines Abends
     überredete Alex sie, mit ihm in ein Kino in Camden zu gehen, wo sie bei stickiger Hitze saßen und sich
The Wicker Man
ansahen. Anschließend witzelte Kate, dass Edward Woodward es im Feuersturm der letzten Szene wahrscheinlich noch kühler gehabt
     habe als das Publikum. Den Rest des Abends verbrachten sie mit einer freundschaftlichen Auseinandersetzung über diese Frage
     in einem chinesischen Restaurant.
    |166| Sie gestand sich nicht ein, wie sehr sie sich jedes Mal darauf freute, ihn zu sehen. Wenn sie überhaupt darüber nachdachte,
     gelangte sie zu dem logischen Schluss, dass es nur natürlich war. Auf diese Weise konnte sie ihrem Kind (und der Gedanke an
     ihr
Kind
verursachte ihr immer noch ein leichtes Schwindelgefühl) eines Tages erzählen, was für ein Mensch sein Vater war. Daran war
     nichts auszusetzen, redete sie sich ein.
    Aber sie dachte nicht allzu oft darüber nach.
    Nur ein einziges Mal kam es zu einer leichten Missstimmung, doch dachte Kate sich nicht viel dabei. Sie hatte sich mit Alex
     auf einen Drink getroffen, und als sie sich im Biergarten des Pubs einen Tisch suchten, bemerkte sie einen schwarzen Fleck
     hinten auf seiner Levi’s.
    «Hast du die Maler in der Praxis?», fragte sie.
    «Nein, warum?»
    Sie grinste und zeigte mit dem Kopf auf die schwarze Stelle. «Du hast Farbe an deiner Jeans.»
    «Wo?» Er verrenkte sich den Hals, um etwas zu sehen.
    «Ich glaube jedenfalls, dass es Farbe ist», sagte sie. «Könnte aber auch Tinte sein.»
    Ihr Grinsen erlosch. Alex starrte den schwarzen Fleck an. Sein Gesicht wurde kreidebleich.
    «Was ist los?»
    Hastig richtete er sich auf. «Nichts. I-ich habe nur   …» Jetzt kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Er setzte sich. «Ich w-wusste nicht,

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