Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
bietet er an, uns zusammen zu fotografieren», sagte Kate. Der Mann nickte und griff, immer noch lächelnd, nach
     dem Apparat. Ein wenig befangen überließ Kate ihm die Kamera und trat neben Alex. Der Japaner machte ihnen Zeichen, näher
     beieinanderzustehen. Vorsichtig rückten sie aufeinander zu. Kate spürte, wie ihr nackter Arm gegen den von Alex strich. Er
     roch nach Sonne, Deodorant und ganz schwach nach frischem Schweiß. Während sie beide verlegen in die Kamera grinsten, war
     Kate sich die ganze Zeit über seiner Berührung bewusst. Sie war sich sicher, dass Alex ebenso empfand.
    Der Japaner drückte auf den Auslöser und gab ihnen die Kamera zurück.
    «Vielen Dank», sagte Kate. Der Mann lächelte abermals, neigte den Kopf und kehrte dann zu seiner Familie zurück, einer Frau
     und zwei Jungen im Teenageralter.
    |170| Der Apparat verschwand wieder in seinem Futteral, wie ein gefährliches Spielzeug, und endlich machten sie sich daran, ihr
     Picknick zu verzehren.
    Als sie den Kahn zurückbrachten, hatte der Himmel sich bewölkt. Die ersten dicken Regentropfen klatschten auf die Treppe,
     die vom Anleger nach oben führte. Als die Tropfen sich in einen wahren Guss verwandelten, suchten sie in einem nahegelegenen
     Pub Zuflucht. Andere taten es ihnen gleich. Bevor das Lokal überfüllt war, sicherten Kate und Alex sich einen Tisch mit Blick
     auf den Fluss und beobachteten, wie die glatte Fläche des Wassers unter dem strömenden Regen zersplitterte. Ein Lichtblitz
     erhellte den kupferfarbenen Himmel, und wenige Sekunden später folgte ein krachender Donnerschlag.
    «Du hast wohl nicht zufällig einen Regenschirm zur Hand, wie?», fragte Kate ihren Begleiter, und aus irgendeinem Grund fanden
     sie das beide überaus komisch. Unter den neugierigen Blicken der anderen Gäste brachen sie in hilfloses Gelächter aus, während
     draußen der Sturm toste.
     
    Später betrachtete Kate diesen Tag immer als das Ende des Sommers. Zwar kehrte im Anschluss an den Regen die Sonne zurück,
     aber jetzt brachte sie diese subtile Veränderung des Lichts mit sich, mit der sich schon der Wechsel der Jahreszeit ankündigt.
     Morgens war es etwas frischer, und die Abende wurden häufiger von Unwettern überschattet, die die Luft mit Ozon und dem modrigen
     Geruch von Regen auf heißem Pflaster würzten. Binnen einer Woche war es Herbst.
    Die Bäume begannen ihre Blätter abzuwerfen, und ein leichter Wind kam auf, dessen Kühle bereits den Winter ahnen ließ. Die
     Nächte wurden dunkler, die Nachmittage |171| dämmriger und erfüllt von herbstlichem Dunst. Für den Abend des Guy-Fawkes-Day, die sogenannte Bonfire Night, hatten Kate
     und Alex sich mit Lucy, Jack und den Kindern zu einem Feuerwerk verabredet. Aber am Tag davor rief Lucy an und sagte, dass
     sowohl Emily als auch Angus die Windpocken hätten.
    Alex klang enttäuscht, als Kate ihm davon berichtete.
    «Es gibt keinen Grund, warum wir nicht trotzdem hingehen könnten», sagte sie. «Oder?»
    Sie trafen sich in einem Pub in der Nähe des Parks, wo das Feuerwerk stattfinden sollte. Als Alex ihr ein Päckchen Wunderkerzen
     in die Hand drückte, lachte sie überrascht auf.
    «Mein Gott, diese Dinger habe ich das letzte Mal als Kind in der Hand gehabt.»
    Er lächelte. Ihre Reaktion freute ihn. «Das ist der Sinn dieser Nacht. Wir können so tun, als wären wir wieder Kinder, ohne
     dass irgendjemand auf den Gedanken kommt, uns in eine Gummizelle zu sperren.»
    Sie verließen den Pub und gingen durch den Park auf das Feuer zu. Die Nacht war erfüllt von einem Dunst aus Holzrauch und
     Schwefel. Explodierende Feuerwerkskörper würzten den Himmel mit Geräuschen, als reiße jemand Stoffe auseinander. Und als sie
     näher herangingen, mischten sich auch noch die beißenden Aromen von Hot-Dog- und Hamburger-Buden in die atmosphärische Suppe.
    Sie kauften sich gebackene Kartoffeln und Glühwein und bahnten sich einen Weg durch die Menge zum Lagerfeuer hinüber. Es loderte
     hinter einer Seilabsperrung hoch auf und schleuderte einen Strom wilder Funken gen Himmel. Eine sehr lebensechte Gestalt war
     auf einem Stuhl drapiert worden, der wacklig auf dem Scheiterhaufen thronte. |172| Sie schwelte bereits, stand aber noch nicht in Flammen. Angetrieben von der Hitze, hob und senkte sich einer ihrer Handschuhe
     auf beunruhigende Weise, so als versuche sie die Flammen mit der Hand auszuschlagen.
    Kate zog eine Grimasse. «Ein bisschen grausig, das Ganze, wenn man darüber

Weitere Kostenlose Bücher