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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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seinem eigenen Formular auf. «Hier steht, ob ich meine Zustimmung dafür geben will, dass man
     meinen Samen nach meinem Tod benutzen darf.» Bei dem Wort «Zustimmung» geriet seine Stimme kurz ins Stocken.
    «Es geht darum, dass wir Ihre Proben weiter benutzen |155| dürfen, falls Ihnen vor Abschluss der Behandlung etwas zustoßen sollte», antwortete die Ärztin freundlich. «Sie brauchen das
     nicht zu gestatten, und wir hoffen, es wird gar nicht nötig sein. Aber falls doch, so könnten wir ohne Ihr Einverständnis
     nicht weitermachen. Sie erinnern sich vielleicht, dass es vor nicht allzu langer Zeit einen Gerichtsfall gab», sagte sie und
     wandte sich nun auch an Kate, «bei dem eine junge Frau ihrem Mann, als dieser im Koma lag, Spermien hatte abnehmen lassen,
     damit sie sich nach seinem Tod befruchten lassen konnte. Obwohl er ihr Mann war, hat es alle möglichen Probleme gegeben, weil
     sie nicht sein schriftliches Einverständnis hatte. Es ist für gewöhnlich nur eine Formalität, aber wenn Sie keine sehr starken
     Einwände haben, wäre es das Beste, sich auch für diesen Fall abzusichern.»
    Alex schien sich immer noch sehr unbehaglich zu fühlen. «Was passiert mit den   … mit den Proben, die übrig bleiben? Nachher, meine ich?»
    «Das liegt ganz bei Ihnen.» Sie lächelte. «Andererseits ist die Klinik natürlich dankbar für jede Spende. Wenn Sie also keine
     Einwände haben, würden wir sie gern einfrieren und als Teil unserer Samenbank behalten.»
    «Damit Sie bei einer anderen Frau benutzt werden können?»
    «Irgendwann, ja, möglicherweise.»
    Alex schüttelte den Kopf. «Nein. Nein, das will ich nicht.»
    Das Lächeln der Ärztin geriet keinen Augenblick ins Wanken. «Das ist natürlich Ihr gutes Recht. Sie können auf dem Formular
     festlegen, dass wir Ihren Samen nur für die Behandlung einer bestimmten Person verwenden dürfen.»
    |156| Alex nickte kurz und begann zu schreiben. Das einzige Geräusch im Büro war das Kratzen der Feder. Er stützte sich auf den
     niedrigen Glastisch. In der Mitte des Tisches stand ein modernes, irgendwie fehl am Platz wirkendes Zierstück, das einer rechteckigen
     Wasserwaage glich. Darin trieben pinkfarbene Kügelchen geschmeidig in einer abscheulich aussehenden roten Flüssigkeit hin
     und her. Wenn sich genug von den Kügelchen an einem Ende angesammelt hatten, neigte sich das Ding langsam zur Seite und trieb
     sie wieder ans andere Ende. Das Ganze sah leicht obszön aus. Kate fragte sich, was Dr.   Jansons persönlichen Geschmack eher widerspiegelte, die antiken Möbel oder das merkwürdige Zierstück.
    Alex war fertig mit dem Formular. Er richtete sich auf, warf einen letzten Blick auf den Papierbogen und reichte ihn schließlich
     der Ärztin. Sie schob ihn zu den anderen auf den Klemmblock.
    «Schön», sagte sie mit einem freundlichen, zuversichtlichen Lächeln. «Als Nächstes müssten Sie uns dann eine Probe geben,
     damit wir feststellen können, ob Sie nicht unter Azoospermie leiden. Das heißt, dass Sie entweder nur sehr wenige Spermien
     oder gar keine produzieren», erklärte sie, als Alex sie zweifelnd ansah. «Es handelt sich um eine Routineuntersuchung, aber
     es liegt wohl auf der Hand, dass wir sie durchführen müssen. Sie können sich, wenn Sie gehen, von der Sekretärin einen Termin
     geben lassen.» Sie legte den Kopf zur Seite. «Es sei denn, Sie wollen es sofort hinter sich bringen?»
    «Jetzt, meinen Sie?» Alex sah sie entsetzt an.
    «Je eher, desto besser, wirklich. Und es hätte wohl auch wenig Sinn, öfter hier rauszufahren als unbedingt nötig, oder?»
    |157| Die Miene der Ärztin verriet nichts von dem, was sie dachte, aber Kate fragte sich, ob das nicht vielleicht eine subtile Rache
     dafür war, dass Alex sich gegen die Weiterverwendung seiner Proben gesperrt hatte.
    «Wenn Sie lieber bis zum nächsten Mal warten wollen, ist das völlig okay», sagte Kate, der seine Nervosität nicht entgehen
     konnte.
    «Ähm, ja, ich, ich glaube, das wäre mir lieber.» Er war dunkelrot angelaufen.
    Dr.   Janson lächelte.
     
    Kate bestellte in der Klinik telefonisch ein Taxi, das sie zum Bahnhof zurückbringen sollte. Die Schottereinfahrt knirschte
     unter ihren Füßen, als sie zum Haupttor gingen, um auf das Taxi zu warten. Nach der von der Klimaanlage abgekühlten Luft im
     Krankenhaus war die Hitze der Sonne erdrückend. Kate spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Schweigend traten sie in den Schatten
     einer Rosskastanie,

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