Flammende Sehnsucht
in Ordnung?«
»Bestens! Danke der Nachfrage.« Sie klang entschieden. »Und was du gehört hast, besagt nichts anderes, als dass ich das Bett einfach nicht gewöhnt bin. Es ist vielleicht albern, aber, nun ja, ich bin aus dem Bett gefallen. Das wird mir zwar morgen noch ein bisschen wehtun, aber ich bin gleich wieder eingeschlafen - das heißt, bis du mich aufgeweckt hast.«
Reggie grinste hinter der Tür. Sie war wirklich gut.
»Du hast ziemlich lange gebraucht, um zur Tür zu kommen«, insistierte Effington argwöhnisch.
»Meine Güte, Leo. Das ist ein fremdes Zimmer. Ich hatte keine Lampe brennen. Es ist sehr dunkel, und ich konnte meinen Morgenmantel einfach nicht finden.« Sie schnaubte indigniert. »Alles in allem finde ich, dass ich recht schnell war.«
Effington schwieg, als wäge er ihre Worte. »Dann bist du also allein.«
»Leo!«
»Tut mir leid, Cass, aber Berkley ist heute Nacht in meinem Zimmer aufgetaucht.«
»Wirklich?« Überraschung schwang in ihrer Stimme. Sie war wirklich unglaublich. »Warum um Himmels willen tut er
das?«
»Er dachte, er sei bei dir.«
»Bei mir? Das ist ja schockierend. Was bildet sich der Kerl eigentlich ein. Eins kann ich dir versichern, Leo, falls Berkley oder irgendein anderer Gentleman uneingeladen in meinem Zimmer erscheinen sollte, bekämst du mit Sicherheit mehr zu hören als nur einen dumpfen Schlag.«
Reggie zuckte zusammen.
»Was denn?«
»Na, ich würde natürlich schreien«, versetzte sie hochmütig.
»Natürlich.« Effington stieß langsam den Atem aus. »Um
die Wahrheit zu sagen, Cass, ich glaube nicht, dass er unehrenhafte Absichten hatte, wenn er sich auch unschicklich benommen hat. Er wollte sich mit dir über ... na ja ... eigentlich geht mich das ja nichts an.«
»Was noch nie ein Hindernis für dich war«, entgegnete sie ihm trocken.
»Du kannst mir doch nicht vorwerfen, dass ich mir Sorgen mache. Vor allem, nachdem wir uns erst darüber unterhalten hatten, dass gerade eine solche Situation einen Mann zur Heirat zwingen würde.«
Einen Mann zur Heirat zwingen?
»Und ich hab dir auch gesagt, dass ich so etwas nie tun würde, weißt du das nicht mehr?«, versetzte sie rasch.
»Nun, ja,ich ...«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich es niedrig, widerwärtig, verabscheuenswürdig ...«
»Das weiß ich nicht mehr«, murmelte Effington.
»Es war mir trotzdem sehr ernst.« Sie seufzte ungeduldig. »Falls wir diese Diskussion noch fortsetzen wollen, schlage ich vor, wir gehen in dein Zimmer, statt hier auf dem Gang herumzustehen.«
»Jetzt aber bitte mal ernsthaft, Cass.« Effington gähnte. »Es ist spät, und nach den Aufregungen mit Berkley und dir hab ich jetzt wirklich genug für diesen Abend; ich wünsche dir eine gute Nacht. Noch einmal.« Reggie hörte, wie er sich auf dem Gang entfernte.
»Danke für deine Fürsorglichkeit«, rief Cassandra ihrem Bruder leise nach. »Ich weiß sie zu schätzen, weißt du.«
Effington brummelte noch etwas, das Reggie nicht mehr mitbekam.
Cassandra blieb noch eine Weile in der Türe stehen, schloss sie dann endlich und seufzte erleichtert.
Reggie zog sie in seine Arme. »Sie waren großartig.«
»Fand ich auch.« Man hörte ihrer Stimme an, dass sie lächelte. Sie schlang die Arme um ihn. »So gerne ich Sie auch bei mir behalten würde ...«
»Ich muss gehen.« Es klang bedauernd. »Dieser Abend stand wohl von Anfang an unter einem schlechten Stern.«
»Es gibt immer ... ein Morgen.«
»In der Tat.« Er küsste sie innig und länger, als er es vorgehabt hatte, löste sich dann von ihr und fragte sich, ob er sich wohl immer so widerstrebend von ihr lösen würde.
»Ich seh mal nach, ob die Luft rein ist.« Sie griff nach dem Türknauf, doch er hielt sie zurück.
»Haben Sie, was Sie vorhin gesagt haben, ernst gemeint? Dass Sie keinen Mann - nur weil er Sie kompromittiert hat -zur Ehe zwingen würden?«
»Aber ja doch.« Ihr Ton war entschieden. »Ich würde nie einen Mann heiraten, nur um einen Skandal zu vermeiden. Und ich würde nie jemanden zwingen, mich zu heiraten, der das nicht möchte.«
»Verstehe«, meinte er mit einem Lächeln, das sie wahrscheinlich nicht sehen konnte und erst recht nicht verstanden hätte.
»Tatsächlich?«, fragte sie leise, öffnete dann die Türe und sah auf den Gang hinaus.
Er murmelte etwas zum Abschied, glitt an ihr vorbei und strebte seinem eigenen Quartier zu. Es dauerte eine ganze Weile, bis er merkte, dass er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ein
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