Flammende Sehnsucht
Lächeln, das zu der Beschwingtheit sei-ner Schritte passte und seine optimistische Stimmung wiedergab.
Für einen Mann, dem soeben eine Verführung misslungen war, befand er sich in erstaunlich guter Laune. Natürlich war er auch ein Mann, der soeben entdeckt hatte, dass die Frau, die er liebte, die Frau, die stets Interesse an der Ehe bekundet hatte, nicht gewillt war, dieses Ziel um jeden Preis zu verfolgen.
Dagegen war sie bereit, ohne Heiratsversprechen sein Bett zu teilen. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, welche Vorstellungen von Anstand und der Schicklichkeit sie hatte überwinden müssen, um an diesem Punkt anzukommen. Sie war keine, die sich von der puren Lust überwältigen ließ, oder zumindest nicht von der Lust allein. Und er wusste, was das hieß, oder hoffte es wenigstens.
Die unwiderstehliche Miss Effington hatte sich offensichtlich in den nicht wirklich berüchtigten und ganz und gar nicht perfekten Lord Berkley verliebt.
Nun musste er sie nur noch dazu bringen, es zuzugeben.
13
In den Verantwortungsbereich eines Mannes gehört es, die ihm Anvertrauten vor jenen zu schützen, die sie oder ihre Wesensart ungebührlich ausnutzen würden - ob sie seine Bemühungen nun zu schätzen wissen oder nicht.
Schwestern kommen einem hier sogleich in den Sinn.
L. Effington
Cassie saß auf dem Reittier, das der Vorsteher der Stallungen für sie ausgesucht hatte, und betrachtete die Umgebung.
Es war einer jener Frühlingstage, zu deren Lob Dichter Sonette verfassen. Der Himmel war von einem so strahlenden Blau, dass es geradezu wehtat, ihn anzusehen. Die Wiesen waren fett, üppig, blühend und prangten in einer endlosen Palette von Grüntönen. An einem Tag wie diesem konnte man die Farben fast einatmen. Es war, alles in allem, ein vollkommener Tag.
Oder es wäre zumindest einer gewesen, hätte man Gelegenheit gehabt, auch nur einen Augenblick mit dem Gentleman allein zu sein, an den man in der Nacht zuvor fast seine Unschuld verloren hätte.
Gut die Hälfte der Gesellschaft war in Kutschen zu dem Platz aufgebrochen, an dem heute Gwens Picknick stattfand, einem idyllischen Flecken an einem kleinen See. Die Übrigen hatten sich wie Cassie fürs Reiten entschieden. Sie ritt recht gerne, doch auch wenn sie es gehasst hätte, hätte sie sich fürs Reiten entschieden, einfach weil Reggie ebenfalls ritt und Miss Bellingham nicht.
Cassie hatte an seiner Seite reiten wollen und auf ein privates Gespräch gehofft, doch Mr. Drummond hatte dies effektiv verhindert, indem er sie mit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit beglückte. Er war ja ganz gewiss ein reizender Gesellschafter, und es war auch recht nett, zu beobachten, wie Reggie ihn beäugte, doch die Zeit, den anderen eifersüchtig zu machen, war vorbei. Zumindest von ihrer Seite.
Ihr Blick glitt zu Reggie hinüber, und ihr Herz begann auf lästige Weise zu klopfen. Er war abgestiegen und unterhielt sich mit Miss Bellingham, deren Mutter und Miss Hilliard. Ganz offensichtlich flirtete er mit allen dreien, und Miss Bellingham flirtete ungeniert zurück. Warum schmiss sie sich ihm nicht gleich an den Hals und brachte es endlich hinter sich?
Sie mochte ja durchaus unvergleichlich sein, ein Diamant erster Güte und was nicht noch alles, aber hinter diesen Veilchenaugen verbarg sich zweifelsohne nichts anderes als ein Flittchen. Ein Flittchen, ausgestattet mit Schönheit und Charme und offensichtlich wildentschlossen, die nächste Viscountess Berkley zu werden. Miss Wonderful - ha!
Cassie kniff die Augen zusammen, sie ärgerte sich, nicht nur über Miss Bellingham, sondern auch über sich selbst. Offenbar litt nicht nur Reggie unter Eifersucht. Dennoch musste sich Cassie, wenn auch widerwillig, eingestehen, dass Reggie Miss Bellingham nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken schien als Miss Hilliard. Und hatte sie da, angesichts ihrer Erlebnisse oder Fast-Erlebnisse mit Reggie, eigentlich überhaupt einen Grund zur Eifersucht?
Die vorige Nacht war schon recht erstaunlich gewesen und ein Vorspiel, wie sie hoffte, für Kommendes. Noch jetzt löste die Erinnerung an seine Berührungen Wonneschauer und sehnsüchtige Anspannung in ihr aus.
Und dennoch, seine offensichtliche Freude über ihre Erklärung, dass sie einen Mann, nur um einen Skandal zu vermeiden, niemals zur Ehe zwingen würde, setzte ihr zu. So sehr sie seine Reaktion auch als nichtssagend abtun wollte, sie fürchtete, dass sie sogar sehr viel besagte. Falls er sie liebte - und bis zum Moment seines
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