Flammende Sehnsucht
zu bieten hätte.«
»Nein, man muss wohl sagen, dass sie keinem Mann echten Ärger machen würde. Sie verkörpert tatsächlich alles, was sich ein Mann nur wünschen kann. Sie ist eine hervorragende Partie.«
»Ich will keine hervorragende Partie. Und auch keine Miss Wonderful. Ich will Cassandra.«
»Dir ist doch klar, dass du ganz schön meschugge bist?«
»Das weiß ich schon eine ganze Weile.« Reggie drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück zum Haus. »Wenigstens kann ich dafür sorgen, dass Cassandra sich nicht ohne Begleitung in Drummonds Gegenwart aufhält. Wer weiß, welche niederträchtigen Pläne der Kerl schmiedet?«
»Gar keine, nehme ich an. Vergiss nicht, er ist perfekt.«
»Ha«, warf Reggie über die Schulter zurück. »Kein Mann ist perfekt.«
»Das Ganze hat auch sein Gutes, weißt du«, rief Marcus ihm nach. »Eure Wette endet mit einem Unentschieden. Und du wirst deine vierzig Pfund nicht verlieren.«
»Nein«, murmelte Reggie. »Ich könnte viel mehr verlieren.«
Ohne alle Hast versammelten sich die Gäste der Penningtons vor dem Dinner auf der Galerie der Empfangshalle. Cassie konzentrierte sich halb auf die Überwachung des Eingangs und zur anderen Hälfte auf das freundliche Geplauder mit
Delia, Gwen, Lady Helmsley - der Frau von Cousin Thomas, Marianne im Freundes- und Familienkreis - und der etwas muffligen alten Jungfer Miss Hilliard. Am anderen Ende des Raumes waren ihr Cousin Thomas, Lord Pennington, ein Colonel Fargate, Lord Townsend sowie ein gewisser Mr. Whiting in eine offensichtlich lebhafte Diskussion über Politik oder ähnlich langweilige Dinge vertieft. In einer weiteren Gruppe plauderte Miss Bellingham mit ihrer Mutter, ihrem Bruder, Lady Pennington und der Tochter des Colonels.
So sehr es Cassie auch widerstrebte, sie musste zugeben, dass Miss Bellingham wirklich außerordentlich nett war, auch wenn die junge Dame sie bei ihrer Vorstellung durch Delia ganz unverblümt gemustert hatte. Als wolle sie ihr Kaliber taxieren. Oder einen Gegner einschätzen. Auch wenn es nichts Ungehöriges hatte, war es doch recht irritierend.
Aus Reggies Familie hatte Cassie bisher noch niemanden gesehen, noch hatte sie ihre eigenen Brüder zu Gesicht bekommen, obwohl sie von ihrer Ankunft gehört hatte. Ja, Delia hatte sogar erzählt, sie hätten einen Mr. Drummond im Schlepptau gehabt, und obzwar sie selbst noch keinen Blick auf den Gentleman erhascht hatte, war sie sich aufgrund der begeisterten Schilderungen Gwens ganz sicher, dass es sich um Lord Perfect handelte.
Cassie verspürte nicht mehr als flüchtige Neugier auf Reggies Kandidaten. Oh, gewiss würde sie mit dem Herrn flirten, aber lediglich um Reggies Aufmerksamkeit zu erregen.
»Du meine Güte!« Delia stieß ihre Schwester mit dem Ellbogen an, während ihr Blick unverwandt auf den Eingang geheftet blieb.
»Ich hab’s dir doch gesagt, ich hab nicht übertrieben.« Auch Gwen starrte auf den Neuankömmling.
»Ein wirklich prachtvoller Bursche.« Miss Hilliard seufzte wie ein Schulmädchen, und einen Moment lang wirkte sie um Jahre verjüngt.
»Ich weiß nicht, ob prachtvoll das richtige Wort ist«, meinte Marianne nachdenklich, »aber mir fällt auch nichts Besseres ein.«
»Nun kommt schon.« Cassie lachte. »Er kann ja wohl nicht...« Sie drehte sich um und war sprachlos.
Lord Perfect stand im Eingang wie in einem Rahmen.
Lord Perfect oder zumindest seine konkrete Verkörperung. Und angesichts der weiblichen Mienen ringsum war er nicht nur der Lord Perfect Cassies, sondern der aller Frauen. Wenn Cassie sich auch sicher war, dass sie niemals genaue Vorgaben für Lord Perfects Erscheinungsbild gemacht hatte, der Gentleman, der nun mit entspanntem und selbstbewusstem Blick den Raum überblickte, übertraf alles, was sie sich mit blühendster Vorstellungskraft hätte ausmalen können.
Er war hochgewachsen, aber nicht zu groß, und sein blondes Haar umgab sein Haupt schimmernd wie ein Heiligenschein, der neben seiner gebräunten Haut noch güldener wirkte. Schon daran, wie er dastand, merkte man, dass er im Ballsaal eine ebenso gute Figur machte wie im Freien. Sein Lächeln wirkte völlig ungekünstelt, als habe er keine Ahnung von der Wirkung, die sein Aussehen auf die weiblichen Mitglieder der Versammlung ausübte.
Alles in allem konnte Cassie bisher keinen Mangel an ihm entdecken, obwohl sich natürlich noch zeigen musste, ob auch sein Charakter den Ansprüchen an einen Lord Perfect genügte.
Und es
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