Flammende Sehnsucht
andauernd. Kriege, ja sogar Königreiche wurden gewonnen und verloren. Durch Zufälle. Vorsehung. Schicksal, was auch immer. Andererseits kann die Begegnung zweier Männer, die dasselbe Ziel haben, mehr als bloße Koinzidenz sein. Solch eine Begegnung kann geradezu unvermeidlich sein.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und strahlte seinen langjährigen Komplizen in derartigen Streichen an. »Wir oder vielmehr du wirst ihm liebenswürdigerweise gestatten, über Nacht zu bleiben, da er ja schließlich trotz allem ein Verwandter ist.«
»Wie entfernt auch immer.«
Reggie nickte. »Und morgen kannst du ihn zum Teufel schicken.«
»Du erstaunst mich, Alter, wieder einmal. Das ist schon ziemlich genial.«
»Danke«, meinte Reggie bescheiden. »Nicht der Rede wert, im Grunde.«
»Nein, nein. Das ist sehr schlau eingefädelt.«
Marcus zuckte die Achseln.
»Nur schade, dass es nicht funktioniert.«
Reggie schnaubte. »Natürlich funktioniert es. Du hast doch gerade erst gesagt, dass es genial ist.«
»Ist es auch. Und es würde funktionieren, wenn Lord Perfect tatsächlich ein Schauspieler wäre.«
Reggie kniff die Augen zusammen. »Was willst du damit sagen?«
»Offenbar hat Effington bei seiner Suche nach Lord Perfect ein bisschen übertrieben.« Marcus stieß langsam den Atem aus. »Der Gentleman, den er mitgebracht hat, ist ein Mr. Drummond und durch und durch echt.«
»Echt? In welcher Hinsicht?«, fragte Reggie, und ein vertrautes Gefühl von Übelkeit und Verhängnis nistete sich fest in seiner Magengrube ein.
»Wie Effington mir erklärt hat, ist Mr. Drummond der Enkel des Earl von Longworth. Sein Vater war der jüngste Sohn des Earls und hat sein Vermögen auf den Westindischen Inseln gemacht. Drummond ist sein Alleinerbe.«
»Nun, dann ist Cassandra ihm sicher schon einmal begegnet ...«
»Laut Effington hat Drummond den Großteil seines Lebens auf den Plantagen seiner Familie verbracht und ist erst kürzlich in England eingetroffen. Unglücklicherweise war er nur lang genug hier, um eine Wette gegen Effington zu verlieren. Und Effington, der deinem Beispiel folgte, wie ich vielleicht hinzufügen darf...«
»Hat ihm seine Schuld erlassen, falls er bereit wäre, die Rolle von Lord Perfect zu übernehmen«, führte Reggie den Satz grimmig zu Ende.
»Oh, es ist noch viel schlimmer.« Marcus schnitt eine Grimasse. »Von Lord Perfect hat er gar nichts erwähnt. Er bat Drummond lediglich, ihn nach Holcroft Hall zu begleiten, meiner Frau zuliebe, die offenbar noch männliche Gäste brauche, um das weibliche Übergewicht auszugleichen.«
Reggie zog die Augenbrauen hoch. »Stimmt das denn?«
»Ich habe keine Ahnung, aber offenbar ist Effington ein ebenso geschickter Erfinder plausibel klingender Geschichten wie du.«
»Trotzdem ...« Reggie runzelte die Stirn. »Cassandras Ansprüche an Lord Perfect sind unglaublich hoch. Vielleicht stellt sie ja aus blankem Eigensinn in Abrede, dass ich meinen Teil der Wette erfüllt habe, und besteht darauf, dass sie gewonnen hat.« Dann hellte seine Miene sich auf. »Aber ja, natürlich. Ich verstehe gar nicht, weshalb ich so besorgt war. Einen Lord Perfect - mag er sein, wer er will -, den kann es ja gar nicht geben, und ich wage zu behaupten, dass sie lieber gewinnt, als dass sie zugibt, ich hätte die Bedingungen unserer Wette erfüllt. Ich zahle ihr ...«
»Ich würde die vierzig Pfund lieber noch steckenlassen.«
Reggie betrachtete seinen Freund. »Das war noch nicht alles, oder?«
»Drummond ist ... na ja ...« Marcus holte tief Luft. »Er könnte tatsächlich der perfekte Ehemann sein.«
Reggie blickte verächtlich. »Sei nicht albern. Kein Mann ist vollkommen.«
»Mag sein, der aber scheint es zumindest zu sein.«
»Unsinn, er kann doch nicht ...«
»Möglicherweise doch.« Marcus klang widerwillig. »Wenn ich für das Aussehen eines Mannes in der Regel auch nicht viel Sinn habe, so ist dieser Mann - man kann es nicht anders sagen - schon sehr stattlich. Und wenn man danach geht, wie Gwen bei seiner Ankunft die Augen aufgerissen hat, wie Miss Hilliard und meine eigene Mutter reagiert haben, dann ist er sogar äußerst attraktiv. Und außerdem - wieder gründe ich meine Beobachtungen auf die Reaktionen dieser drei doch recht sensiblen Frauen - ist er ungeheuer charmant.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Ich sage dir, ich war überhaupt nicht entzückt davon, wie er Gwen ansah, und noch weniger davon, wie sie seinen Blick erwidert hat. Allerdings
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