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Flammende Versuchung

Flammende Versuchung

Titel: Flammende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Gerüchten an ihrer Phantasiegeschichte festgehalten hatte, war ein Beweis für die erstaunliche Stärke ihres Willens.

    »Du bist schmutzig.« Deirdre deutete auf den hölzernen Stuhl, der zu dem zierlichen Sekretär gehörte. »Du kannst dich dorthin setzen. Nächstes Mal darfst du aufs Sofa … wenn du vorher gebadet hast.«
    Lady Margaret dachte über das Angebot nach, entdeckte offenbar darin keinen Hinweis auf erwachsene Gönnerhaftigkeit und ging zu dem Stuhl, als hätte sie das ohnehin vorgehabt. Sie rutschte auf dem Sitz nach hinten und ließ ihre dünnen, in Strümpfen steckenden Beine baumeln, wobei sie mit ihren kleinen Stiefeln gegen die gedrechselten Stuhlbeine trat.
    »Du solltest nicht hier drin sein, weißt du. Das Zimmer gehört meiner Mama.« Sie sprach es französisch aus. Ma ma. »Ich kann mich dran erinnern, wie sie sich vor dem Spiegel da immer die Haare gebürstet hat.«
    Da Lady Margaret gerade mal vier Jahre alt gewesen war, als ihre Mutter gestorben war, war das recht unwahrscheinlich, aber Deirdre wäre die Letzte, die so etwas sagen würde. Sie hatte viele solcher Erinnerungsfetzen an ihre Mutter, kurze Momente – ein Lächeln, eine Hand, die ihre nahm, ein Duft, ein Kuss auf die Stirn. Jeder einzelne war so kostbar wie ein Edelstein und wurde in ihrer kindlichen Vorstellung immer wieder hervorgeholt und poliert.
    »Deine Mutter war sehr schön«, sagte sie neutral. »Ich habe sie einmal gesehen, musst du wissen.«
    Hungrige Augen sahen sie an. »Wirklich?« Es klang ehrlich überrascht, als hätte Margaret bis zu diesem Moment nicht wirklich geglaubt, dass ihre Mutter jemals existiert hatte.

    Oder vielleicht war es auch Deirdre, die nicht wirklich existierte.
    Beiläufig näherte Deirdre sich ihr, indem sie die Haarbürsten auf ihrem Schminktischchen neu arrangierte. »Ich war damals gerade sechzehn geworden. Es war im Hyde Park. Es war ein schöner Tag, und alle waren unterwegs. Lady Tessa hatte mir gestattet, für ein paar Tage nach London zu kommen, und meine Gouvernante und ich hielten es nicht länger im Haus aus.
    Wir spazierten im Park am Kutschweg entlang, und ich habe Lady Brookhaven gesehen, die in einer offenen Kutsche dort entlangfuhr … mit …« Mit ihrem Liebhaber, jenem Mann, mit dem sie nur wenige Tage später vor Brookhaven fliehen würde. »Mit einem Freund. Sie lächelte mich an, als sie an mir vorüberfuhr. Sie neigte den Kopf wie eine Königin. Ich erinnere mich daran, dass ich damals dachte, sie sei die allerschönste Dame Londons. So jung und schön, und sie hatte alles, was eine Frau sich nur wünschen konnte … einen guten Ehemann, ein herrliches Anwesen -«
    »Und mich.«
    »- und eine reizende kleine Tochter, aber weißt du, damals wusste ich gar nicht, dass es dich gibt.« Alles, wonach sich eine Frau sehnen konnte, und die dumme Gans hatte es für einen Schauspieler aufgegeben. Die Tatsache, dass sie ihr einziges Kind zurückgelassen hatte, ließ Deirdre Melinda nur noch mehr verabscheuen, auch wenn es für Margaret ein großes Glück gewesen war. Selbst Tessa hatte davor zurückgeschreckt, diesen letzten Schritt zu nehmen.

    Deirdre ließ ihren Blick für einen Moment über die verfilzten Locken der kleinen Bestie wandern, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Bürsten. »Und so herrliches Haar! Na, aber das brauche ich dir ja nicht zu erzählen, du wirst dich sehr gut daran erinnern. Es war so schwarz wie die Nacht, und im hellen Sonnenlicht glänzte es fast blau.«
    Deirdre seufzte in ehrlicher Bewunderung. »Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, dass ich sehr gut auf mein Haar achten würde, wenn ich je mit einer solchen Pracht gesegnet wäre.«
    Lady Margaret saß einen langen Moment schweigend da und betrachtete ihre abgestoßenen Stiefel, während sie gegen die Stuhlbeine traten. »Dein Haar ist nicht übel.«
    Deirdre lächelte leicht. »Es ist sehr nett von dir, das zu sagen. Du wirst in dieser Hinsicht einmal sehr beneidenswert sein … eines Tages.«
    »Hm.« Dann glitt das Mädchen vom Stuhl und ging zur Tür. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um. »Ich glaube, es geht in Ordnung, wenn du in Mamas Zimmer wohnst … da du sie gekannt hast.«
    Mitgefühl schlängelte sich durch Deirdres Zorn. Brookhaven hatte sich eine Menge zuschulden kommen lassen. Es war fast so schlimm wie Melindas Verrat, dass er seine Tochter die ganzen Jahre in Brookhaven zurückgelassen hatte. Man sollte wirklich dafür sorgen, dass er

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