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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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der durch diese Tür kommt, in der einen Hand eine Waffe und in der anderen eine neue Version von Crazy Abes Testament hat.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Tun Sie das, Erin Shane Windsor. Gründlich. Und denken Sie dabei auch an Unsicherer Frühling< und die kleinen Gänse, die in jenem unerwarteten Blizzard zu Tode gekommen sind.«
    Einen ganz klaren Augenblick lang erinnerte sich Erin an jenen grausamen, schönen Morgen, als sie die Gänschen unter ihrem glitzernden Leichentuch entdeckt hatte. Sie hatte geweint, als sie die kleinen Körper so in Eis gehüllt liegen sah. Doch noch bevor die Tränen auf ihren Wangen gefroren waren, hatte sie ihre Kamera herausgeholt, um diese brutale Vollendung von Zeit und Ort und Morgengrauen zu fotografieren.
    »Das Leben hat immer den Tod bestimmt, und der Tod das Leben«, sagte Cole und sah Erin eindringlich an. »Jeder, der das so deutlich versteht wie Sie, sollte ohne weiteres entscheiden können, wieviel eine Diamantenmine, die vielleicht gar nicht existiert, wert ist. Ob die Mine existiert oder nicht: sie zu besitzen, könnte Sie das Leben kosten. Wenn Sie das verstanden haben, werden Sie Ihr Erbe an jemanden verkaufen, der sich auf dem Gebiet auskennt.«
    »Jemand wie Sie.«
    »Ja.«
    »Was würden Sie mir bezahlen für eine Mine, die es vielleicht gar nicht gibt?«
    »Mehr als Sie brauchen. Weniger als Ihr Leben wert ist.« Cole wandte sich ab und ging zur Tür. »Ich rufe Sie Ende der
    Woche an«, sagte er und öffnete die Tür. »Falls Sie mich vorher erreichen wollen, rufen Sie bei BlackWing an. Die Nummer ist in der Blechdose mit dem Rest Ihres Erbes.«
    Die Tür schloß sich, und Erin war allein mit einer Handvoll außergewöhnlicher Diamanten.
    Eine ganze Weile lang stand sie bewegungslos da und starrte die Rohdiamanten in ihrer Hand an, beobachtete, wie das Licht in ihrem geheimnisvollen, kristallenen Inneren schimmerte und blitzte, ein Teil der Wirklichkeit, den sie noch nie gesehen hatte.
    Neugierig berührte sie den grünen Stein mit der Zungenspitze. Er war kühl, glatt, schwach salzig. Sie probierte ihre Haut zum Vergleich. Weniger salzig. Sie versuchte einen der farblosen Diamanten. Überhaupt kein Geschmack.
    Plötzlich war Erin sicher, daß Cole Blackburn den grünen Stein mehr als nur einmal in der Hand gehabt hatte, daß er wahrscheinlich mit dem Daumen darübergestrichen hatte, das Sommergrün darin hatte schimmern sehen. Ein seltsamer Schauer wurde plötzlich in ihrer Magengrube spürbar, als ihr klar wurde, daß der schwache Salzgeschmack des grünen Diamanten von Coles Haut stammte. Was sie am meisten beunruhigte war ihre Versuchung, den Stein noch einmal zu kosten. Cole darauf zu schmecken.
    Mit heftigen Bewegungen steckte Erin die Steine wieder in den Samtbeutel. Sie nahm die erste Seite des Gedichtes und begann nach Hinweisen zu suchen, sie blätterte in den anderen Seiten, las erst flüchtig und dann sorgfältiger. Schließlich schüttelte sie mit gerunzelter Stirn den Kopf, nichts davon war für sie verständlich. >Diamanten< wurden zwar mehrmals erwähnt, auch >Trinken< und >Pinkeln<, und >Ficken< kam besonders oft vor. Aber eine Mine wurde überhaupt nicht erwähnt.
    Erin murmelte etwas über verrückte alte Männer, stopfte die Papiere wieder in die Dose und nahm das Testament zur Hand.
    Als sie es mitsamt der Warnung gelesen hatte, fühlte sie sich auch nicht besser. Und die Erinnerung an ihr Gespräch mit Cole Blackburn war genauso wenig beruhigend.
    Wer auch immer die Sleeping Dog-Minen besitzt, ist eine lebende Zielscheibe.
    Das hört sich an, als wenn mein Erbe eher ein Fluch als ein Geschenk wäre.
    Ist es auch. Vertrauen Sie Ihrem Vater, vertrauen Sie mir. Oder vertrauen Sie einfach Gott, daß nicht der nächste Fremde, der durch diese Tür kommt, in der einen Hand eine Waffe und in der anderen eine neue Version von Crazy Abes Testament hat.
    Coles und ihre Worte klangen mit einem Gefühl von Unbehagen in Erins Gedanken nach. Geheimnisse waren ihres Vaters täglich Brot. Er lebte in einer Welt, wo jede Handlung auseinandergenommen und unter dem Elektronenmikroskop untersucht wurde. In jener Welt hatte jeder Mensch mehr als nur einen Schatten, ihre Namen änderten sich häufiger als die Mode in Paris, und Verrat war die einzige Wirklichkeit, auf die man sich verlassen konnte. Die Welt ihres Vaters. Die Welt ihres Bruders Phil. Die Welt ihres ehemaligen Verlobten.
    Erin bewegte ihren Kopf in einer heftigen, verneinenden Geste,

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