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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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erwiderte Derry.
    »Dann nennt man sie aber nicht Krankenschwester«, meinte Hawk. »Wenn sie jung und hübsch sind, nennt man sie -«
    »Ist ja egal«, unterbrach ihn Derry hastig. »Ich könnte im Moment sowieso nicht viel anstellen, nicht, bevor ich aus diesem Gipskorsett raus bin, jedenfalls.«
    Er rutschte unbehaglich hin und her, versuchte, eine bequeme Position zu finden.
    Hawk ging zu einem der gepolsterten Stühle, nahm eins der Kissen und war mit ein paar raschen Schritten wieder bei Derry. Mit einer geschickten Bewegung verstaute er das Kissen unter Derrys Gipsbein und entlastete so seine Wirbelsäule.
    Derry seufzte. »Danke. Das verdammte Ding wiegt mindestens ’ne Tonne.«
    Angel sah Hawk überrascht an. Der Mann war ihr ein Rätsel. Was er sagte, war so rücksichtslos und kalt, aber was er tat, so umsichtig und mitfühlend.
    Hawk erwiderte kühl ihren Blick.
    »Na los, dann bemuttern Sie ihn schon«, sagte er. »Das lenkt ihn wenigstens von seinem kaputten Fußgelenk ab.«
    Derry lachte laut auf. Seine blauen Augen funkelten vergnügt.
    »Das mag ich so an Ihnen«, sagte er. »Jeder andere würde mich mit Samthandschuhen anfassen, aber nicht Sie. Als künftiger Arzt glaube ich daran, daß auch harte Burschen wie Sie ihren Platz in dieser Welt verdient haben.«
    »Stimmt«, meinte Angel säuerlich. »In Sibirien.«
    Einen Augenblick lang war Derry entsetzt. Dann brach er in lautes Gelächter aus. Die angespannten Linien in seinem Gesicht glätteten sich, und auf einmal sah er aus wie ein Siebzehnjähriger und gar nicht wie der Einundzwanzigjährige, der er tatsächlich war. Er nahm Angels Hand und drückte sie liebevoll. Dann legte er sie wieder auf seine Stirn.
    »Streichle mich«, sagte er zufrieden. »Das ist gut für mich. Ihr beide seid gut für mich. Hab’ mir schon beinahe selbst leid getan, bevor ihr aufgetaucht seid.«
    Angels Verärgerung verschwand bei Derrys Worten. Sie fing wieder an, ihm über die Stirn zu streicheln, und er entspannte sich sichtlich. Doch sie spürte, wie Hawks finsterer, undurchdringlicher Blick jeder ihrer Bewegungen folgte.
    Derry schloß die Augen und seufzte wohlig.
    »Deine Hände sind wie du, Angie«, murmelte er. »So lieb und großzügig. So ruhig und gelassen. Wirst du mir helfen?«
    »Aber natürlich«, meinte sie schlicht.
    »Bist du sicher? Ich weiß, wie beschäftigt du bist.«
    »Aber es ist doch Sommer«, sagte Angel. »Im Sommer tue ich doch sowieso nichts weiter als Sonne, Licht und Farben tanken.«
    Derrys Augen öffneten sich wieder. Die Erleichterung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Danke«, sagte er mit langsamer, schwerer Zunge.
    Offenbar begann die Schmerztablette zu wirken. Derry blickte Hawk an, der hinter Angel stand.
    »Wann möchten Sie ... Ihre ... große Tour starten?« fragte er schleppend.
    Einen Augenblick lang tat Angel Hawk beinahe leid. Da saß sie fein säuberlich in der Falle, die ihr der blonde junge Charmeur gestellt hatte. Hawks Mundwinkel verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln. Derrys Charme war eine nicht zu unterschätzende Kraft. Sie zog die Menschen an wie das Licht die Motten.
    Aber Hawk hatte bis jetzt noch keine Anzeichen dafür entdecken können, daß Derry ein Lügner war oder andere für seine Zwecke ausnutzte. Er konnte genausowenig für seinen Charme wie für seine gut gewachsenen Gliedmaßen. Derry war noch nicht verdorben von Frauen und ihren Lügen.
    Und er, Hawk, würde dafür sorgen, daß es auch so blieb.
    »Morgen ist früh genug«, sagte Hawk. »Bevor Angel nicht davon überzeugt ist, daß Sie für sich selbst sorgen können, ist ihr Herz ohnehin nicht bei der Sache.«
    Angels Kopf fuhr hoch. »Wovon redet ihr eigentlich?« wollte sie wissen.
    Derrys Blick heftete sich wieder auf Angel. Er kniff die Augen zusammen, versuchte, seinen Blick trotz der einschläfernden Wirkung der Tablette auf ihr Gesicht zu fixieren.
    »Hawk ... rumführen«, stieß Derry mühsam hervor. »Ich ... kann... ja nicht.«
    Angel blickte zu Hawk auf. Die Überraschung stand klar in ihren großen meergrünen Augen.
    »Wissen Sie, was Derry meint?« fragte sie besorgt.
    Derry hörte ihre Stimme wie durch dichten Nebel. Bleierne Schläfrigkeit hüllte ihn ein. Er wußte, daß er ihr unbedingt begreiflich machen mußte, wie wichtig ihre Mithilfe war, doch sein Mund konnte die Worte nicht mehr formen.
    Plötzlich merkte Derry, wieviel Kraft er bereits verloren hatte, wie ohnmächtig er sich fühlte. Panisch fing er

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