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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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gefischt, ein- oder zweimal«, sagte Hawk mit rauher, fast sehnsüchtiger Stimme.
    Als Angel den veränderten Ton in seiner Stimme hörte, hatte sie auf einmal einen Kloß im Hals. Sie sah deutlich die Schatten, die seine Züge streiften und für einen Moment die harten Linien um seinen Mund glätteten.
    Ohne Vorwarnung fühlte sie, wie ihr Tränen in die Augen traten. Sie spürte, daß Hawks Erinnerungen so wie er waren, bittersüß und einsam, komplex und manchmal grausam. Am liebsten hätte sie die Bitterkeit fortgewischt, die Süße verstärkt und die Komplexität seiner Erinnerungen mit all den bunten Farben von Gefühlen bereichert.
    Was Hawks gelegentliche Grausamkeit betraf, davor hatte Angel keine Angst. Nach dem Autounfall war sie selbst eine Zeitlang unglaublich grausam zu all ihren Freunden gewesen. Doch diese Zeit war vorübergegangen, und ihre Erfahrungen hatten einen ganz neuen Menschen aus ihr gemacht.
    Angel blickte in die dunklen Augen, die so dicht über ihr waren. Sie umklammerte Hawks Gabel, die noch warm von seinen Fingern war.
    »Sie werden in diesem Sommer einen Lachs fangen«, sagte sie leise. »Das verspreche ich Ihnen.«
    Bevor Hawk antworten konnte, richtete sich Angel auf und verließ den Tisch mit Hawks Besteck und Teller. Rasch und wortlos räumte sie das Geschirr in die Spülmaschine. Obwohl sie die Flut verpaßt hatten, konnte sie’s kaum abwarten, aufs Wasser hinauszukommen.
    »Bereit?« fragte sie und blickte ihn an.
    Hawk beobachtete sie, hatte sie nicht aus den Augen gelassen, seit sie ihm mit zitternder Stimme einen Lachs versprochen hatte. Geräuschlos stellte er seine leere Tasse ab.
    »Ich bin bereit, seit ich achtzehn wurde«, sagte er.

6 . Kapitel
    Als Hawk begriff, was er gerade gesagt hatte, nahm sein Gesicht sofort wieder seinen normalen, undurchdringlichen Ausdruck an, und seine Gedanken und Gefühle verschwanden wieder hinter der mahagonifarbenen Maske seiner Augen. Wortlos half er Angel, alles zum Auto hinauszutragen. Und das war eine ganze Menge Proviant, eine umfangreiche Angelausrüstung, Jacken und sogar ein Zeichenblock, den Angel in letzter Minute noch dazugepackt hatte.
    Hawk ließ seinen Blick über den vollgestopften Kofferraum seines BMWs gleiten und richtete ihn dann auf Angel.
    »Wir schippern doch nicht etwa bis rauf nach Alaska, oder?« fragte er trocken.
    »Das wäre gar keine so schlechte Idee«, meinte Angel sehnsüchtig. »Ich wollte immer schon mal die ganze Meerenge abfahren.«
    Er warf ihr einen wachsamen, abschätzenden Blick zu.
    »Aber das steht diesen Sommer nicht auf unserer Liste«, sagte sie.
    Sie fing an, die Taschen und Tüten so umzuordnen, daß sich der Kofferraumdeckel schließen ließ. Hawk wollte schon helfen, da hörte er plötzlich den schrillen, ungezähmten Schrei eines Adlers in der Morgendämmerung. Wie angewurzelt blieb er stehen und sah hinauf. Mit finsteren, wilden Augen suchte er den Himmel nach dem Greifvögel ab.
    Da war er, ein schwarzer Schatten, der mit ausgebreiteten Flügeln und gezückten Krallen auf seine Beute niederschoß. Hawk konnte sie nicht sehen, da sie im Gras verborgen war, doch der Adler hatte offensichtlich keine derartigen Probleme. Blitzschnell schlug er zu und nahm seine sterbende Beute unter halb geöffneten Flügeln verborgen mit sich in die Lüfte.
    Dann erspähten die unheimlichen Augen des Vogels die beiden Menschen, die regungslos dort unten standen und ihn beobachteten. Mit einem schrillen, zornigen Schrei ergriff er die Flucht und flog mit seiner Beute in die nahe liegenden Baumkronen.
    Der Himmel war nun durchdrungen von den zarten, fast durchsichtigen Farben des Sonnenaufgangs. Jenseits der Meerenge erhoben sich die zerklüfteten Umrisse der Berge, schwarz wie die Nacht und dennoch auf eigenartige Weise leuchtend. Einige zarte Wolken standen am Himmel darüber, zuerst scharlachrot, dann schimmernd wie geschmolzenes Gold.
    Hawk verspürte auf einmal eine übermächtige Freude. Er wandte sein Gesicht dem Himmel zu und badete im sanften Licht der Morgensonne. Er hatte viel zu wenig Zeit in der Natur verbracht, seit er die Farm verlassen hatte. Erst jetzt, in diesem Moment, wurde ihm klar, wie sehr er die Weite des Himmels vermißt hatte.
    Von der hochaufragenden Felsnadel des Eagle Heads ertönte der wilde Schrei eines anderen Raubvogels.
    Angel blickte zu Hawk auf und sah das wilde Entzücken auf seinem Gesicht. Ein lustvoller Schauer überlief sie. Im ersten Moment war sie zutiefst

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