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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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aus, die sie dauernd zu beobachten schienen.
    »Ja. Hab’ ’ne gehörige Tracht Prügel dafür eingesteckt, daß ich’s ohne Erlaubnis getan habe.«
    Angel blickte den großen, muskulösen Mann an, der so dicht neben ihr stand.
    »Da müssen Sie aber ein ganzes Stück kleiner gewesen sein«, sagte sie trocken. »Oder es waren gleich mehrere.«
    »Ich war damals sechs.«
    Hawks Blick verfinsterte sich. Angel sah ihn an und fragte sich, was ihn wohl so traurig und ... ja, wütend machte.
    Und es war Zorn, was sie in seinen Augen las, daran bestand kein Zweifel.
    Angel hatte selbst jede Menge Erfahrungen damit, sowohl mit Kummer als auch mit Zorn. Sie wußte, wie er an einem Menschen nagen, wie er ihn auffressen konnte. Auf einmal war sie sicher, daß Hawk keine glückliche Kindheit gehabt hatte.
    Sie fragte sich, ob er als kleiner Junge je gelacht hatte und ob er’s jetzt, als Mann, je tat.
    »Egal, wie viele Knoten Sie auch in meine Angelschnur machen«, sagte Angel leise, »ich werde Sie nicht schlagen. Versprochen.«
    Hawks dunkle Augen richteten sich überrascht auf sie. Er strich mit dem Finger über die gerade Linie ihrer Nase.
    »Kluges Mädchen«, murmelte er. »Falls Sie’s noch nicht bemerkt haben, ich bin größer als Sie. Viel größer.«
    »Und stärker«, meinte sie und sah den Mann an, der so dicht bei ihr stand. »Viel stärker.«
    Hawks Blick veränderte sich, seine Pupillen erweiterten sich und ließen seine Augen auf einmal fast schwarz erscheinen. Angels Lippen waren so weich und so nah. Der Drang, sie zu küssen, war überwältigend. Doch gerade, als er sich entschloß, die köstliche Einladung anzunehmen, drehte sie sich von ihm weg.
    Ein paar Sekunden lang stand Angel mit dem Rücken zu Hawk. Als sie sich wieder umdrehte, war sie so ruhig und gelassen wie eine Blüte, die sich der Morgensonne öffnet. Mit ruhiger, sicherer Stimme erklärte sie Hawk Theorie und Praxis des Kabeljaufischens mit einem Heintzblinker.
    »Wir werden bald über ein Felsenriff treiben«, sagte sie. »Es befindet sich zirka sechs Faden - das sind ungefähr zehn Meter - unter dem Meeresspiegel. Was wir suchen, sind Kabeljau und Hechtdorsche. Ich hab’ sogar Klippenbarsche schätzen gelernt, als ich noch klein war, denn mein Daddy hat mir nicht erlaubt, Fische zu behalten, die ich nicht essen wollte.«
    Angel schritt wieder zum Ruderhaus, lehnte sich hinein und warf einen raschen Blick auf den Sonarbildschirm. Dann drückte sie Hawk die Angel in die Hand und bedeutete ihm, an die Reling zu treten.
    Er hielt die Angelrute weit ins Wasser hinaus. Ein paar Zentimeter darunter tanzte und zitterte der bleibeschwerte Heintzblinker an der Schnur. Die flexible Angelrute übertrug jede kleinste Bewegung von Hawk auf den Köder.
    Mit einer geschickten Handbewegung ließ Angel einen Metallhaken, der die Angelschnur auf der Rolle fixierte, aufschnappen. Der schwere Heintzblinker rauschte nur so in die Tiefe und versank sofort unter der blaugrünen Meeresoberfläche.
    »Das ist der Schnurfangbügel«, sagte sie und deutete auf den Metallhaken, den sie zur Seite geschoben hatte. »Lassen Sie den Köder bis zum Grund sinken. Dann rollen Sie etwa zwei Meter Schnur wieder auf.«
    Hawk sah zu, wie die Angelschnur in einem schimmernden, anmutigen Bogen von der Rolle lief, bis der Blinker am Boden aufkam. Der Schnurfangbügel klickte einmal in der Stille, als Hawk begann, die Angel wieder einzuholen. Als er schätzungsweise zwei Meter Schnur aufgerollt hatte, blickte er Angel fragend an.
    »Die Idee dabei ist, den Dorsch denken zu lassen, daß da ein verletzter Hering auf den Grund sinkt«, erklärte sie.
    »Wie?«
    »Ziehen Sie die Rute rasch hoch, dann lassen Sie sie wieder sinken, warten ein paar Sekunden und wiederholen das Ganze. Falls ein hungriger Dorsch in der Nähe ist, kommt er ganz sicher angesaust. Und dann«, fügte Angel hinzu und leckte sich genüßlich die Lippen, »haben wir unser Abendessen schon halb in der Tasche, beziehungsweise in der Pfanne.«
    Hawks dunkle Augen folgten ihrer Zungenspitze, die einen feuchten Schimmer auf ihren vollen Lippen hinterließ.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Die Beute dreht den Spieß um und schnappt sich den Jäger.«
    Angel legte nachdenklich den Kopf zur Seite.
    »So hab’ ich das noch nie gesehen«, gestand sie. Dann huschte ein Lächeln über ihre Züge. »Vielleicht ist das ja nur gerecht.
    Der Dorsch bezahlt für ein Leben voller kostenloser Heringshappen.«
    Hawks linker

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