Flammender Himmel
konnte die Sorge und Zuneigung, die die beiden füreinander empfanden, förmlich fühlen. Er war sowohl fasziniert als auch zornig darüber. Er fragte sich, welche Art von Macht der charmante Derry wohl über Angel haben mochte, um sie dazu zu bringen, sich für vier Wochen mit einem Mann auf einem Boot einzusperren, den sie haßte.
Abrupt entschied Hawk, daß ihm Angel ein paar Antworten schuldig war. Er hatte eine Frau nicht mehr so falsch eingeschätzt, seit er achtzehn geworden war. Er wollte - er mußte - wissen, was schiefgegangen war, wie er sich so hatte irren können. Er war nicht länger wütend, er war nur vollkommen sicher, daß er Angels Wahrheiten erfahren mußte.
Und wenn Derry der einzige Weg war, um aus Angel herauszubekommen, was er wissen mußte, dann würde er Derry ebenfalls benutzen.
»Sie haben mich nicht gefragt, ob es mir recht ist«, sagte Hawk kühl.
Überrascht blickte Derry von Angel zu Hawk. »Aber Sie sagten doch, es würde Ihnen nichts ausmachen.«
»Angel und ich werden uns ein wenig unterhalten. Kann sein, daß danach einer von uns - oder beide - ihre Meinung ändern.«
Dann zog Hawk eine seiner schwarzen Brauen hoch und musterte Angel mit einem durchdringenden Blick.
»Richtig, Angel Baby?«
Derry riß die Augen auf. Das war das erste Mal, daß er auch nur eine Andeutung von der Schärfe zu hören bekam, den Hawks Ton annehmen konnte. Besorgt blickte er Angel an.
Sie legte die Hand sanft auf seinen Arm und gab ihm so zu verstehen, daß sie diesen Ton keineswegs zum ersten Mal hörte. Aber im Gegensatz zu Hawk konnte sie sich nicht aus der Affäre ziehen. Sie liebte Derry viel zu sehr, als daß sie es übers Herz gebracht hätte, seinen Traum zu zerstören.
»Falsch, Hawk«, sagte Angel. »So wie all deine anderen Ansichten über mich.«
Sie drehte sich um und ging. Silberglöckchen bimmelten, als sie noch hinzufügte: »Wir unterhalten uns am Strand.«
Ihr Ton war mindestens ebenso scharf wie der von Hawk.
16 . Kapitel
Angel schlüpfte in die Strandschuhe, die sie immer an der Hintertür stehen ließ, raffte die hauchzarten Falten ihres Kleides zusammen und eilte den engen Pfad zum Strand hinunter. Die Geschwindigkeit, mit der sie den schmalen, unebenen Pfad hinunterrannte, zeugte von Jahren der Vertrautheit. Sie achtete weder auf die Löcher im Geländer noch auf die im Boden.
Der eng an der steilen Klippe entlangführende Pfad war nicht unbedingt gefährlich, außer bei Nässe oder starkem Wind. Aber er war auch kein geeigneter Ort für Kinder oder ungeschickte Menschen jeden Alters.
Doch selbst wenn der Weg wirklich riskant gewesen wäre, hätte ihn Angel genommen. Sie wollte Hawk unbedingt an einen Ort führen, an dem Derry sie weder sehen noch ihre Unterhaltung belauschen konnte.
Derry empfand, ebenso wie Carlson, ein starkes Verantwortungsgefühl für Angel. Es war fast so, als ob sich Derry, nachdem er ihr Leben gerettet hatte, für jeden Schmerz, der Angel nachträglich zugefügt wurde, verantwortlich fühlte. Das Bedürfnis, sie zu beschützen, war bei beiden Männern stark ausgeprägt. Er wußte natürlich, daß es unmöglich für ihn war, Angel vor den bösen Überraschungen des Lebens zu bewahren, aber der Drang, der Wunsch, egal, wie irrational er auch sein mochte, war dennoch immer vorhanden.
Angel machte sich selbst für Derrys Schuldgefühle verantwortlich. Vor Jahren hatte sie Derry einmal vorgeworfen, daß er sie aus rein egoistischen Gründen zwang weiter zuleben, nur, damit er nicht allein war. Das war eine grausame Anschuldigung, aber es war auch eine grausame Zeit gewesen. Jetzt bereute sie ihre haßerfüllten Worte. Jetzt empfand sie, wie Derry, das Bedürfnis zu beschützen.
Sie rannte den Weg entlang, der sich durch Wald und Felsen zum Strand hinunterschlängelte. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag. Als sie schließlich unten ankam, schwitzte sie leicht.
Es herrschte gerade Ebbe. Als sie den Saum ihres Kleids losließ, fuhr ein Windstoß über sie hinweg und drückte den zartrosa Stoff an ihre langen schlanken Beine. Hinter ihr blähte sich das feine Gewand und warf anmutige Schatten über den Sand.
Angel hatte kaum Zeit, Atem zu holen, als Hawk auch schon den Strand überquerte und auf sie zukam. Er sah sie wortlos an. Es überraschte sie nicht, daß Hawk den Weg fast ebenso schnell zurückgelegt hatte wie sie. Er besaß die Schnelligkeit und die Reflexe einer Raubkatze.
Angel wandte sich zu ihm um. Ihr Kleid flatterte im Wind, und
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