Flammendes Begehren
sich weiter nach vorn. »Legt seinen Kopf ein wenig weiter in den Nacken. Ich werde es abermals versuchen.«
Dieses Mal flößte Mildred ihm ein wenig mehr von dem Elixier ein, aber erst nachdem sie seine Zunge mit Hilfe ihrer Finger ein wenig hinuntergedrückt hatte. Sie nickte zufrieden, als die Flüssigkeit verschwunden war. »Das wäre geschafft!«
Elizabeth atmete zitternd aus, legte Geoffreys Kopf wieder auf dem Kissen ab und fuhr ihm anschließend durch das seidige Haar. Sie wusste, dass er es mochte, wenn sie ihn sanft berührte – vor allem nach dem Liebesspiel. Er hatte ihr erzählt, dass es ihn an seine Mutter erinnern würde, wenn sie ihn in jungen Jahren getröstet hatte, weil er sich den Fuß angestoßen oder sich blaue Flecken geholt hatte.
»Liebt Ihr ihn?«, fragte Mildred.
Elizabeth entschied, das Gefühl, das tief in ihrem Herzen Wurzeln geschlagen hatte, nicht länger zu verleugnen. »Das tue ich, über alle Maßen.«
Die Kammerfrau stellte den Flakon auf dem Tisch neben dem Bett ab. »Ich kann nicht entschuldigen, was er getan hat, aber er hätte einen guten Ehemann abgegeben, das spüre ich.«
»Nicht
hätte
, Mildred,
wird
!«
*
Wenig später ließ Elizabeth zwei Pagen ein, die eine Strohpritsche trugen und beide einen geröteten und beschwipsten Eindruck machten. Obwohl die Tür nur wenige Lidschläge lang offen stand, entging Elizabeth nicht, dass trotz der späten Stunde in der großen Halle noch immer kräftig gefeiert wurde.
»Bitte dorthin!«, wies sie die beiden an und deutete neben Geoffreys Bett. Als die beiden die Pritsche mit einem dumpfen Knall fallen ließen, entstand eine Staubwolke.
Mildred gab einen Laut von sich, der halb nach Husten und halb nach Schnauben klang. »Ihr habt doch nicht etwa vor …«
»Doch, habe ich«, unterbrach Elizabeth die Zofe, dankte den beiden Pagen und entließ sie mit einer herrischen Geste. Sofort stürmten sie aus dem Zimmer, vermutlich in Vorfreude auf den nächsten Becher Bier.
Die Kammerfrau legte die Stirn in Falten und presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Es wäre besser, wenn Ihr in Eurem eigenen Bett schliefet, um Euch ein wenig zu erholen. Ihr macht einen erschöpften Eindruck, als hättet ihr nächtelang nicht mehr geschlafen. Sollte Geoffrey heute Nacht etwas zustoßen …«
»… werde ich bei ihm sein«, riss Elizabeth das Wort an sich. Hundemüde und mit schmerzenden Gliedern sah sie zu ihm. »Er ist mein Verlobter«, wisperte sie. »Ich kann ihn unmöglich allein lassen, jetzt, wo er mich so dringend braucht.«
Nachdem sie die Pritsche mit einem frischen Laken bezogen hatte, legte sie sich auf das notdürftige Lager. Sie schloss die Augen und blendete sowohl das Stroh aus, das ihr in die Wange stach, als auch die zugige Luft, die durch die Fensterläden hindurchpfiff. Die Hälfte der Nacht lag sie wach und lauschte Mildreds Schnarchen und Geoffreys flachem Atem.
Das Feuer warf undefinierbare Muster an die Steinwände. Während sie so dalag, dachte sie an ihre erste Nacht in Geoffreys Bett zurück. Wie sie beseelt in seinen Armen gelegen und die zuckenden Schatten an den Wänden beobachtet hatte, ehe sie in einen tiefen Schlaf gefallen war.
Sie konnte sich ein Leben ohne Geoffrey nicht mehr vorstellen.
Er war ein Teil ihrer Seele geworden.
Sie rollte sich auf die Seite und musterte seine breite Hand, die schlaff auf der Bettdecke lag. Die Hand, mit der er seit Jahren das Schwert schwang, mit der er seine Ziele verfolgt hatte. Er war, genau wie er es sich erträumt hatte, der rechtmäßige Herrscher von Wode Castle – und das, ohne dass ihr Vater den Tod gefunden hatte, wofür sie ihm auf ewig dankbar sein würde.
Sie hoffte von ganzem Herzen, dass Geoffrey nicht sterben musste, jetzt wo seine Träume zum Greifen nahe waren.
Warum nur hatte sie ihm nie gesagt, dass sie ihn liebte?
Elizabeth schloss die brennenden Augen.
Als sie sie wieder öffnete, sickerte bereits Tageslicht durch die Fensterläden. Sie schlug die Bettdecke zurück, beugte sich über Geoffrey und fuhr mit dem Finger seine Lippen nach. Gott sei dank, sein Atem streifte ihre Haut!
Innerlich schrie sie vor Freude. Hatte Mildred nicht gesagt, dass seine Überlebenschancen gut standen, wenn er den Morgen erlebte?
Mit einem Grunzen hievte die Kammerfrau sich von der Matratze, die in einer Ecke des Gemaches lag. »Lebt er?«
»Ja!«
»Kein Grund, sich so zu freuen, Mylady. Sein Fieber ist nach wie vor sehr hoch. Ich schlage vor,
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