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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Sichtradius des Trägerfahrzeugs zu erweitern. Zwar konnte die Radaranlage der meisten NUMA-Schiffe bis auf zehn Meilen Entfernung jede Mücke orten, doch manchmal gab es eben keinen Ersatz für das menschliche Auge. Joe Zavala, dessen technisches Verständnis an Genialität grenzte, hatte die Maschine entworfen und Austin gebeten, sie an Bord der
Argo
mitzunehmen und unter Einsatzbedingungen zu testen. Bislang war das Schiff vollauf mit der Mission beschäftigt und ständig unterwegs gewesen, weshalb Austin gezögert hatte, den Kapitän um die Zeit für einen Testflug zu bitten.
    Das einsitzige Flugzeug war nach dem »gooney bird«, dem Tollpatschvogel, getauft worden; so nannten viele Seeleute scherzhaft den Albatros, einen hervorragenden Flieger, der sich bei Start und Landung jedoch höchst ungeschickt anstellte.
    Austin inspizierte die Maschine in ihrem kleinen Hangar auf Deck. Das stummelartige, plumpe Erscheinungsbild störte ihn nicht. Er hatte schon in anderen Ultraleichtflugzeugen gesessen, und für ihn zählten nur Flugstabilität und leichte Handhabbarkeit.
    An dem unten abgeflachten Fiberglas-Rumpf waren an Aluminiumstreben zwei Schwimmer aus dem gleichen Material angebracht. Auf beiden Seiten trug er die schwarze Aufschrift NUMA und war am Vorderende wie der nach oben gebogene Bug eines Kanus geformt. An den Schwimmern befestigt und somit seitlich am Rumpf befand sich das manuell ausklappbare Fahrwerk, das der Gooney gestattete, sowohl auf dem Wasser als auch auf einer normalen Piste zu landen.
    Die Maschine wurde aufs Deck gezogen. Dann entfaltete man ihre schmalen, jeweils rund neun Meter langen und mit der Synthetikfaser Dacron bespannten Tragflächen und befestigte sie am Rumpf. Austin zwängte sich in das enge Cockpit, und ein paar Besatzungsmitglieder der
Argo
schoben die Gooney über die breite schräge Heckrampe des Schiffs ins Wasser.
    Kurt ließ den Motor an, klinkte die Sicherheitsleine aus und fuhr ein Stück aufs offene Meer hinaus, um ein Gefühl für die Steuerung zu bekommen. Das Flugzeug ließ sich problemlos lenken, und er beschloss, nunmehr auszuprobieren, was es in der Luft zu leisten vermochte. Er richtete die Nase der Gooney auf eine imaginäre Startbahn aus und gab Gas.
    Der kompakte 40-PS-Motor ließ die Maschine innerhalb kürzester Zeit und ohne jegliches Schlingern in den Gleitflug übergehen. Auf einer Strecke von etwa dreißig Metern streifte sie die Wellenkämme, dann hob sie sich in die Luft empor und befand sich schließlich über dem Forschungsschiff. Austin flog einen Kreis um die
Argo
, wippte zum Abschied mit den Tragflächenspitzen und hielt dann in gerader Linie auf den Bosporus zu, die Verbindung zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer. Da das Fernsehteam in Istanbul aufbrechen wollte, würde es vermutlich aus dieser Richtung kommen.
    Der Rotax-Zweitakter, der mit seinen beiden Zylindern den am Heck befindlichen Propeller antrieb, konnte das stumpfnasige Flugzeug auf etwas mehr als hundert Kilometer pro Stunde beschleunigen. Das zwar nicht war gerade Überschauschnell, doch dafür ließ die Maschine sich traumhaft steuern und machte anstandslos alle Wende-, Steig- und Sinkmanöver mit, ohne auch nur ein einziges Mal ins Trudeln zu geraten. Austin fühlte sich so frei wie einer der Seevögel, die er hoch über der
Argo
entdeckt hatte, wo sie auf Abfall aus der Kombüse lauerten. Er flog in ungefähr dreihundert Metern Höhe, was ihm eine meilenweite Sicht in alle Richtungen gestattete, und hielt dabei eine Geschwindigkeit von neunzig Kilometern pro Stunde ein. Der knapp zwanzig Liter fassende Tank verlieh der Gooney eine Reichweite von zirka zweihundertvierzig Kilometern.
    Die Luft war klar wie edles Kristall, und die helle Sonne verlieh der gekräuselten Meeresoberfläche einen silbrigen Schimmer. Kurt überlegte sich ein grobes Suchraster aus mehreren parallelen Linien, anhand dessen sich in möglichst kurzer Zeit ein möglichst großes Gebiet abdecken ließ. Die Fernsehleute hatten sich vor ihrer Abreise aus Istanbul kurz über Funk gemeldet, die genaue Position der
Argo
erfragt, ihre voraussichtliche Ankunftszeit genannt und mitgeteilt, sie würden an Bord eines Fischerboots eintreffen. Austin entdeckte mehrere kleine Kutter, aber keiner davon schien sich auf direktem Kurs zur
Argo
zu befinden.
    Die Suchbahnen ließen den Treibstoff schnell zur Neige gehen. Nachdem zwei Drittel aufgebraucht waren, reichte der Rest – einschließlich eines kleinen

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