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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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hin und her. Die lange, gebogene Klinge war perfekt ausbalanciert und verlieh einem Hieb noch zusätzliche Wucht.
    Austins Kiefer mahlten, während er sich vorstellte, welch verheerenden Schaden die rasiermesserscharfe Schneide bei einem Menschen anzurichten vermochte. Er musterte die kyrillische Inschrift auf dem Stahl, als der Australier erschrocken aufschrie. Dundee stand außerhalb der Brandfläche im kniehohen Gras und starrte auf etwas zu seinen Füßen.
    »Was ist los?«, fragte Austin.
    »Eine Leiche.«
    Austin steckte die Klinge in den Sand und kam zu ihm.
    Dundee deutete auf einen Mann, der vor ihm auf dem Rücken lag und mit glasigen toten Augen ins Nichts starrte. Der größte Teil seines Gesichts lag unter einem schwarzen Vollbart verborgen, und er war ungefähr Mitte vierzig. Sein Kopf stand in merkwürdigem Winkel ab, war auf einer Seite blutig und wirkte irgendwie eingedrückt.
    »Ich vermute, er ist in dem Durcheinander vom Pferd gefallen und hat einen Huftritt gegen den Kopf abbekommen«, sagte Austin. Er war kein gefühlloser Mensch, aber der tote Reiter tat ihm nicht im Mindesten Leid.
    Lombardo hatte aus dem gestrandeten Zodiac seine Kamera geborgen und filmte den Schauplatz. Er trat mit Kaela zu den anderen, um deren Fund zu begutachten, und stieß einen leisen Pfiff aus. »Was ist das denn für ein Aufzug?«
    Austin kniete neben der Leiche. »Wie aus einem Märchenbuch.«
    Der Tote trug einen langen, schmutzig grauen und zugeknöpften Mantel und eine weite Hose, die in schwarzen Stiefeln steckte. Seine ebenfalls schwarze und rechteckige Fellmütze lag ein Stück entfernt. Die Schultern waren mit roten Epauletten geschmückt. An dem breiten Ledergürtel um seine Taille hingen ein Pistolenholster und eine Säbelscheide. Quer über seine Brust verlief ein Patronengurt. An einer Kordel um seinen Hals trug er ein Futteral mit einem Dolch bei sich.
    »Meine Güte!«, sagte Dundee verwundert. »Dieser Kerl ist ein wandelndes Waffenlager.«
    Austin suchte das Gras in der näheren Umgebung ab. In einigen Metern Entfernung fand er ein Gewehr, legte es probeweise an und lud den gut geölten Verschluss durch. Genau wie die Säbelklinge trug auch der Lauf eine eingravierte kyrillische Inschrift. Austin sammelte Duellpistolen und kannte sich daher recht gut mit alten Waffen aus. Dieses Gewehr war ein Mosin-Nagant, mehr als hundert Jahre alt und in einem erstklassigen Zustand. Er schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel. Zum Glück waren die Reiter nicht mit modernen automatischen Gewehren ausgestattet gewesen. Eine einzige Kalaschnikow hätte ihn und die Gooney in kleine Stücke gerissen.
    Austin reichte das Gewehr an Dundee weiter und durchsuchte die Taschen des Toten. Nichts. Er löste das metallene Sternenabzeichen von der Vorderseite der Mütze und steckte es ein. Lombardo hatte die Aufnahmen beendet, und Kaela schlug vor, weiter landeinwärts bei den eingeschossigen Backsteinbauten einige zusätzliche Einstellungen zu drehen.
    »Keine gute Idee«, sagte Austin und wies auf die Hufspuren, die genau in diese Richtung führten. Er hatte befürchtet, die Reiter könnten erneut angreifen, es jedoch nicht offen zur Sprache gebracht, weil es sich ohnehin nicht verhindern ließ.
    »Ich schlage stattdessen vor, wir sollten so bald wie möglich von hier verschwinden.« Er legte sich das Gewehr über die Schulter, nahm den Säbel und machte sich auf den Rückweg zum Strand. Kaela holte ihn auf dem Dünenkamm wieder ein.
    »Haben Sie eine Ahnung, was all das zu bedeuten hat?«, fragte sie keuchend. »Weshalb diese Männer uns umbringen wollten?«
    »Ich weiß genauso viel wie Sie. Bevor die Kerle auf mich geschossen haben, dachte ich, da unten würde ein Spielfilm gedreht.«
    »Wie gut, dass die Männer so schlecht gezielt haben.« Sie hielt inne. Austin betrachtete abermals nachdenklich ihr Gesicht.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Es ist mir fast peinlich, es auszusprechen.«
    »Kaum zu glauben, dass Ihnen etwas peinlich sein könnte. Sie wirken alles andere als schüchtern.«
    Austin zuckte die Achseln. »Na ja, in gewisser Weise könnte man behaupten, dass wir uns schon einmal getroffen haben.«
    »Ach wirklich? Daran würde ich mich sicher erinnern.«
    »Nicht leibhaftig. Aber glauben Sie mir, es besteht eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen Ihnen und dem Gesicht einer Prinzessin, das ich mal als Wandgemälde in einem ägyptischen Tempel gesehen habe.«
    Kaela war hoch gewachsen, was sie zu einem guten Teil an

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