Flammendes Eis
bewusst. Die Pistolen feuerten gleichzeitig, und zwei weitere Männer flogen aus den Sätteln.
Die Kosaken waren mutig, aber keine Selbstmörder. Erst einer, dann ein zweiter lehnte sich zur Seite und hängte sich an den Hals des Pferds, um ein schlechteres Ziel abzugeben.
Während Austin und Zavala sich noch auf diese neue Taktik einstellten, kam eines der Tiere plötzlich zum Stehen, fiel zu Boden und rollte auf die Seite.
Austin glaubte, das Pferd sei gestrauchelt. Dann sah er, dass der Reiter hinter dem Tier in Deckung ging und das Feuer eröffnete. Andere taten es ihm gleich. Die verbleibenden Kosaken teilten sich auf und ritten von beiden Seiten in einer Zangenbewegung heran. Kurt und Joe warfen sich flach hin.
Kugeln schwirrten wie wütende Bienen über ihre Köpfe hinweg.
»Automatische Waffen!«, jaulte Zavala. »Du hast doch gesagt, diese Kerle seien mit Donnerbüchsen und Hellebarden ausgestattet.«
»Woher sollte ich denn wissen, dass sie kürzlich eine Waffenmesse besucht haben?«
»Das nennst du also eine gründliche Vorbereitung?«
Austins Antwort ging im Knattern des automatischen Gewehrfeuers unter. Er und Zavala gaben einige ungezielte Schüsse ab, zogen sich zurück und krochen in Richtung des Lagerhauses. Die Kosaken ließen einen Kugelhagel auf den Hang niedergehen. Als sie ihre Gegner für tot hielten, stiegen sie wieder auf die Pferde und ritten voran.
Kurt und Joe zielten aus dem Innern der Lagerhalle durch die Fenster, und die nächsten beiden Reiter kippten tot zu Boden.
Da der Feind doch noch am Leben war, brachen die Kosaken den Angriff ab und zogen sich in die Mitte des Felds zurück, um sich neu zu formieren.
Austin nutzte die vorläufige Kampfpause, drehte sich um und musterte die Männer, die hier Schutz gesucht hatten. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals einen so verwahrlosten Haufen gesehen zu haben. Ihre gelbbraunen Overalls waren zerknittert und verdreckt, ihre Augen lagen tief in den Höhlen, und die letzte Rasur musste sehr lange zurückliegen. Der erste Flüchtling, der den Zorn des Kosakenführers direkt zu spüren bekommen hatte, trat vor. Seine Arbeitskluft war an den Knien und Ellbogen zerrissen und total verschmutzt. Dennoch hielt er das Kinn stolz emporgereckt, als trüge er eine frisch gestärkte Paradeuniform.
Der junge Mann salutierte schneidig. »Ensign Steven Kreisman, US Navy, von Bord des Forschungstauchboots
NR-I
.«
Austin zog die Mütze hervor, die Zavala in dem russischen U-Boot gefunden hatte. »Eventuell können Sie die hier ja ihrem Eigentümer zurückgeben«, sagte er und gab sie ihm.
»Die gehört dem Kapitän. Woher haben Sie sie?«, fragte Kreisman und starrte die Mütze an, als sähe er sie zum ersten Mal.
»Mein Partner hat sie in einem russischen U-Boot entdeckt.«
»Wer
sind
Sie?«, fragte Kreisman und ließ die selbstsichere Fassade fallen.
»Ich bin Kurt Austin, und das da drüben am Fenster ist mein Partner Joe Zavala. Wir gehören zur National Underwater & Marine Agency.«
Die Kinnlade des Ensigns sackte herunter. Die beiden kampferprobten Männer, die hier mit rauchenden Waffen vor ihm standen und denen er und seine Crew die Rettung verdankten, sahen eher nach Kommandosoldaten als nach Meereswissenschaftlern aus.
»Ich wusste gar nicht, dass die NUMA ein eigenes SWAT-Team hat«, sagte er verblüfft.
»Hat sie auch nicht. Wie geht’s Ihnen?«
»Es fühlt sich so an, als hätte mich ein Bulldozer überfahren, aber ansonsten ist alles in Ordnung«, sagte er und rieb sich das Genick, wo ihn der Säbelhieb getroffen hatte. »Eine Zeit lang werde ich wohl keine Krawatte tragen. Es klingt vielleicht wie eine blöde Frage, Mr. Austin, aber was haben Sie und Ihr Freund hier eigentlich verloren?«
»Sie zuerst. Soweit ich weiß, ist Ihr Boot in der Ägäis nach irgendwelchen Altertümern getaucht.«
Der junge Mann wirkte betrübt. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er matt.
»Wir haben nicht viel Zeit. Versuchen Sie, es für mich in dreißig Sekunden zusammenzufassen.«
Kreisman lächelte über Austins Verwegenheit. »Ich werde mich bemühen.«
Er atmete tief durch und lieferte ihm einen kurzen Abriss der Ereignisse.
»Ein Gastwissenschaftler bei uns an Bord, ein Kerl namens Pulaski, hat eine Waffe gezogen und die
NR-I
entführt. Wir wurden auf dem Rücken eines riesigen U-Boots abtransportiert.
Das alles ist so
unglaublich
.« Er rechnete mit einer skeptischen Reaktion und hielt inne. Da Austin ihn lediglich
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