Flammenherz (German Edition)
entschied, den Stall zu verlassen, bemerkte ich den schwarzen Schatten neben mir. Augenblicklich wurde ich unsanft am Nacken gepackt und gewaltsam in die Richtung der Pferdeboxen gedrängt. Ich wehrte mich und schlug mit den Armen um mich, was jedoch keinerlei Wirkung zeigte.
Ich konnte hören, wie ein Riegel bewegt wurde und eine Tür sich knarrend öffnete, dann gab man mir einen heftigen Stoß und ich fiel vornüber und landete auf Heu.
Hinter mir schloss sich die Tür und ich vernahm eilige Schritte, die sich rasch entfernten. Behutsam stand ich auf und versuchte mich zu orientieren, doch es war so finster, dass ich nicht einmal die Hand vor Augen sah. Ich hatte keine Ahnung, in welche Pferdebox man mich gestoßen hatte und aus welchem Grund. Nachdem sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich einige Umrisse erkennen konnte, setzte mein Herz für einen Schlag aus.
Vor mir sah ich die riesige Silhouette von Jaxus, der sich wütend aufbäumte und aufgebracht mit den Hufen gegen die Stallwand schlug. Erschrocken wich ich nach hinten, bis ich mit dem Rücken an die Holzstreben stieß.
Jaxus wurde immer zorniger und einer seiner Hufe schlug nur Zentimeter neben meinem Kopf ein Loch in die Boxenwand. Zitternd tastete ich nach der Tür, doch die war von außen verschlossen. Dann hörte ich Schritte, die sich näherten und schrie so laut ich konnte um Hilfe.
In dem Moment, als die Tür von außen entriegelt wurde, traf mich Jaxus Huf über der Brust. Es war der schlimmste Schmerz, den ich jemals gespürt hatte und ich sank stöhnend und nach Luft schnappend, zu Boden. Endlich öffnete sich die Tür. Ich wurde an den Armen gepackt und nach draußen gezogen. Wimmernd lag ich auf dem Stallboden und rang verzweifelt nach Luft. Dann hörte ich weitere Stimmen, die sich schnell näherten.
Ich hob meinen Kopf und erkannte Caleb, sowie Cameron und Seamus in den Stall stürmen. Cameron und Seamus trugen Laternen und sofort war die Umgebung in ein warmes Licht getaucht.
Caleb sank neben mir zu Boden und griff nach meiner Hand. Niemals werde ich seinen Gesichtsausdruck vergessen, als er mich ansah. In seinen Zügen spiegelten sich Besorgnis, Ungläubigkeit und Wut.
Dann bemerkte ich, dass sich noch jemand an meiner Seite befand, nämlich mein Retter. Ich drehte meinen Kopf, um ihn anzusehen. Es war Sarin der Stalljunge. Er hatte mir zum zweiten Mal das Leben gerettet, sofern ich diese Verletzung überleben würde. Das Atmen fiel mir schwer und der Schmerz in meiner Brust schien sich mit jeder Sekunde zu verstärken.
»Wie gut, dass du immer im richtigen Augenblick in meiner Nähe bist. Anscheinend bist du mein Schutzengel«, stöhnte ich und nahm Sarins zitternde Hand.
»Was ist geschehen?«, fragte Caleb, während er nach einer Verletzung suchte. Als sein Blick auf mein tief ausgeschnittenes Dekolleté traf, wo der Hufabdruck von Jaxus mittlerweile deutlich zu erkennen war, fluchte er laut.
Sarin erzählte ihm, was vorgefallen war. Wie er in den Stall gekommen war, um noch einmal nach den Pferden zu sehen und sich gewundert hatte, dass die Öllampe nicht brannte. Plötzlich hatte er bemerkt, dass jemand in Jaxus Box eingeschlossen war und ohne lange nachzudenken, hatte er die Tür geöffnet und die Person herausgezogen.
Caleb nickte Sarin dankend zu und der Stalljunge errötete. Dann beugte sich Cameron über mich und sein besorgter Blick blieb auf meiner Verletzung haften.
»Wir sollten sie schnellstmöglich auf ihr Zimmer bringen«, schlug er vor. »Habt Ihr gesehen, wer Euch das angetan hat?«, fragte er wachsam. Alle Blicke waren nun auf mich gerichtet und sogar Seamus trat einen Schritt näher.
»Nein, ... die Laterne ging aus, dann packte mich jemand und stieß mich zu Jaxus«, antwortete ich mit schmerzverzerrter Stimme. Caleb knurrte wie ein wildes Tier und hob mich dann sanft vom Boden auf, um mich in die Burg zu tragen.
Ich schrie vor Schmerz laut auf, als ein Ruck durch meinen Körper ging. Kurz glaubte ich, das Bewusstsein zu verlieren, doch ich zwang mich mit aller Gewalt, nicht ohnmächtig zu werden.
Caleb rannte mit mir über den Burghof. Er tat es mit einer Leichtigkeit, als würde ich nicht 55, sondern fünf Kilo wiegen. Seine Eile beunruhigte mich und ich erkannte plötzlich, dass in diesem Jahrhundert eine solche Verletzung durchaus zum Tod führen konnte. Es gab nicht die medizinische Versorgung, die ich gewohnt war und die in der Zeit, aus der ich stammte,
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