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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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sehen. Die Mägde hatten ganze Arbeit geleistet.
    Malcolm positionierte sich neben der Tür und ließ mich nicht aus den Augen. Ich war allein, als ich am Tisch Platz nahm, musste jedoch nicht lange warten, bis sich die Tür öffnete und Mistress Graham eintrat. Stutzend blieb sie stehen, als sie mich sah.
    »Hat Finola Euch das Frühstück nicht auf Euer Zimmer gebracht?«, fragte sie verwirrt.
    »Doch, das hat sie, aber ich bin es leid, immer alleine zu frühstücken«, antwortete ich ihr, während sie mir Kaffee einschenkte. Mistress Graham musterte mich, dann grinste sie.
    »Wie ich sehe, hat Euch mein Tee eine ruhige Nacht beschert und Ihr fühlt euch wieder besser«, stellte sie zufrieden fest.
    Sofort wandte ich den Blick von ihr ab. Ich überlegte kurz, ob ich ihr einfach zustimmen sollte, doch das würde bedeuten, dass ich sie anlügen müsste. Das brachte ich nicht übers Herz, zumal sie mir schon so oft geholfen hatte und mittlerweile auch für mich eine Art Ersatzmutter war.
    »Um die Wahrheit zu sagen, der Tee hat mir nicht sonderlich geschmeckt und ich habe ihn gar nicht getrunken.« Mistress Graham runzelte die Stirn.
    »Er hat Euch nicht geschmeckt? Aber Ihr habt ihn bisher immer getrunken und ihr habt mir versichert, dass er wohlschmeckend ist«, sagte sie fast etwas beleidigt.
    »Dieser Tee war bitter und irgendwie scharf, ganz anders als sonst«, antwortete ich zu meiner Verteidigung.
    »Bitter und scharf? Es war der gleiche Tee, mit denselben Kräutern zubereitet, wie zuvor. Schlichter Salbeitee, daran ist nichts bitter.«
    Jetzt bildeten sich auch auf meiner Stirn Falten und die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Ich erinnerte mich an die letzte Nacht, die seltsamen Halluzinationen, die Atemnot und das Herzrasen. Schlagartig wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte und ich sprang auf. Ich hatte nur von dem Tee genippt, nicht auszudenken, was mit jemandem geschah, der die Tasse vollständig leerte.
    »Finola«, schrie ich entsetzt und rannte zur Tür, durch die gerade Caleb in den Saal trat und mich verdutzt musterte. Ich hatte keine Zeit für eine Erklärung und lief an ihm vorbei in die Eingangshalle. Malcolm warf mir einen verwirrten Blick zu, folgte mir aber umgehend.
    Ich stürzte die Treppen nach oben und rannte so schnell es mir mit dem Kleid möglich war, den Gang entlang. Caleb hatte nicht lange überlegt und war mir gefolgt und das laute Keuchen von Mistress Graham verriet mir, dass auch sie dicht hinter mir war.
    Ich stieß meine Zimmertür auf und stolperte hinein, wo ich wie angewurzelt stehen blieb. Vor mir auf dem Boden lag Finola, die sich unter starken Krämpfen hin und her wälzte und seltsam röchelnde Geräusche von sich gab.
    »Oh mein Gott, Finola«, schrie ich und war sofort an ihrer Seite. Ich legte ihren Kopf auf meinen Schoß und streichelte beruhigend über ihr rotes Haar. Sie röchelte und ihr Atem war viel zu schnell.
    Caleb stand fassungslos in der Tür und nun war auch Mistress Graham in meinem Zimmer angekommen.
    »Tut doch jemand etwas«, rief ich hysterisch, während Finola immer heftigere Krampfanfälle bekam und sich Schaum vor ihrem Mund bildete.
    »Mein Gott, was ist mit ihr?«, kreischte Mistress Graham, die sich keinen Reim auf Finolas Zustand machen konnte, und sah mich fragend an.
    »Ich glaube sie wurde vergiftet. Der Tee ...«, ich deutete auf die Tasse, die leer auf dem Tisch stand. Mistress Graham nahm sie in die Hand und roch daran. Ihr Blick verriet mir, dass es sehr ernst war.
    »Bilsenkraut«, stellte sie entsetzt fest und sofort blitzte ein Name in meinen Gedanken auf, William Shakespeare.
    Mit Bilsenkraut oder auch Tollkraut genannt, wurde in Shakespeares "Hamlet" der König vergiftet, an soviel konnte ich mich erinnern.
    Ich stöhnte auf, als ich wieder zu Finola sah. Sie war jetzt bewusstlos, ihre Atmung war beängstigend flach und ihr Gesicht färbte sich mittlerweile blau.
    »Gibt es denn nichts, was man dagegen tun kann?«, flehte ich Mistress Graham an.
    »Sie muss sofort ihren Magen entleeren«, schrie Mistress Graham und kniete sich neben mich. Gerade als sie Finola zur Seite drehen wollte, um ihr den Finger in den Mund zu stecken, bäumte sich der zitternde Körper der Magd auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie warf uns einen flehenden Blick zu, dann erschlaffte ihr Körper.
    Ich schüttelte sie und rief ihren Namen, doch Finola reagierte nicht. Sie war tot. Tränen stiegen mir in die Augen und liefen mir über die

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