Flammenherz (German Edition)
ich den Saphirring meiner Mutter an meinem Finger, den ich verkaufen wollte, um Caleb den wundervollen Dolch zu schenken.
Plötzlich klopfte jemand leise an meiner Tür und mein Herz machte einen Sprung. Hatte Caleb es doch nicht mehr ohne mich ausgehalten und kam nun zu mir, um sich zu entschuldigen? Schnell begab ich mich in eine sitzende Position und fuhr mir mit den Händen über das Haar.
»Herein«, rief ich und blickte erwartungsvoll hinüber zur Tür. Als Cameron Kincaid eintrat und meinen enttäuschten Gesichtsausdruck erkannte, schenkte er mir ein mitleidiges Lächeln.
»Verzeiht die Störung. Ich wollte Euch nur sagen, dass wir morgen, gleich nach dem Frühstück aufbrechen werden. Ihr kommt doch mit uns?« Ich überlegte kurz, ob ich nicht lieber in meinem Zimmer bleiben sollte, aber ich hatte mich so sehr auf den Ausflug gefreut.
In diesem Jahrhundert konnte man nicht einfach shoppen gehen, wie in meiner Zeit und ein solcher Markt war etwas Seltenes und Besonderes. Nein, ich würde mich auf keinen Fall in meinem Zimmer verkriechen und auf diesen Tag verzichten. Diese Genugtuung wollte ich Caleb nicht geben. Außerdem konnte ich ihm nicht ewig aus dem Weg gehen und es wurde Zeit, dass wir endlich einmal Klartext sprachen.
»Natürlich komme ich mit«, antwortete ich.
»Mistress Graham wird euch rechtzeitig wecken«, teilte Cameron mir mit, dann nickte er mir zu und verschwand wieder. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, vergrub mich in meiner Bettdecke und schloss die Augen.
Mistress Grahams lautes Trällern weckte mich am nächsten Morgen. Sie sang ein Lied, das ich nicht kannte, aber auch wenn ich es noch nie zuvor gehört hatte, war offensichtlich, dass sie bei einigen Tönen gehörig daneben lag.
»Aufstehen und frühstücken«, frohlockte sie. Bei so viel guter Laune wurde mir ganz mulmig. Ich blinzelte sie verschlafen an und sah, dass sie nicht wie üblich ihr weißes Leinenkleid und die Schürze trug, sondern sich fein herausgeputzt hatte.
Sie hatte sich ein dunkelblaues Samtkleid angezogen und einen dazu passenden Umhang übergeworfen. Schlagartig wurde mir jetzt auch klar, warum sie so gut gelaunt war. Sie kam mit uns ins Dorf auf den jährlichen Markt. Die Freude darüber war ihr sichtlich ins Gesicht geschrieben. Sie deutete auf ein dunkelrotes Kleid, das fein säuberlich über meinem Stuhl hing.
»Die Näherin hat es heute Morgen fertiggestellt«, zwitscherte sie fröhlich.»Steht auf und macht Euch fertig, wir gehen auf den Maahhaahharkt«, flötete sie lachend und verschwand dann aus der Tür.
Laut stöhnend und etwas Unanständiges fluchend, quälte ich mich aus meinem warmen Bett. Ich hatte mich so sehr auf diesen Tag gefreut, doch nun war davon nicht mehr viel übrig. Der Streit mit Caleb - wenn es überhaupt einer war - setzte mir zu und dementsprechend lustlos zog ich mich an.
Das Kleid war das Schönste, welches bisher für mich angefertigt worden war. Es war aus dickem, dunkelrotem Samt, der von oben bis unten mit kleinen silbernen Stickereien versehen war und es passte mir wie angegossen. Die Nähte und Applikationen waren so akkurat gearbeitet, dass ich mich fragte, wie lange man wohl üben musste, um dies ohne Nähmaschine so zu beherrschen. Die Frau, die meine Kleider genäht hatte, musste eine wahre Künstlerin sein und ich nahm mir fest vor, mich bei der nächstbesten Gelegenheit, bei ihr zu bedanken.
Meine Haare ließ ich offen, ich hatte keine Lust, sie nach oben zu stecken. Schnell schob ich mir noch zwei Löffel Porridge in den Mund und nahm einen großen Schluck Kaffee, der so heiß war, dass ich mir die Lippe verbrannte. Dann warf ich mir den schwarzen Wollumhang über die Schultern und ging hinunter in die Halle. Dort fand ich außer zwei Mägden, die eilfertig herumwuselten, niemanden mehr und ich befürchtete schon, sie seien ohne mich aufgebrochen. Dem war aber zum Glück nicht so.
Als ich nämlich auf den Hof trat, richteten sich zahlreiche Augenpaare auf mich und ich spürte, wie mir sofort die Röte den Hals hinaufkroch.
Caleb, Cameron, Seamus und Lady Adelise saßen bereits auf ihren Pferden. Mistress Graham und einige andere Burgbewohner hatten es sich auf der Ladefläche eines Wagens bequem gemacht, vor den zwei Pferde gespannt waren. Es schien, als warteten alle nur noch auf mich.
Sullah stand einsam mitten auf dem Hof und sah mich mit seinen sanften, braunen Augen, erwartungsvoll an. Als ich mich ihm näherte, erkannte ich, dass er einen
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