Flammenherz (German Edition)
nachdenklich an, während sein Finger noch immer vorsichtig die Konturen des Blutergusses nachzeichneten. Ich sah ihm in die Augen und wusste, dass ich ihn mit jeder Faser meines Körpers begehrte.
»Bleibst du heute Nacht bei mir?«, flüsterte ich leise. Calebs Mundwinkel zuckten und er schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Nein, Seonaid, nicht heute Nacht.« Als er die Enttäuschung in meinem Gesicht sah, fügte er rasch hinzu.
»Es ist nicht, dass ich es nicht will, ganz im Gegenteil, aber ich möchte, dass es etwas ganz Besonderes wird. Du bist noch nicht gesund und nur aus diesem Grund bleibe ich nicht.« Er strich mir eine Haarlocke aus der Stirn.»Verstehst du was ich meine?«, fragte er sanft.
Ich nickte zustimmend, dann küsste er mich erneut. Meine Frustration hielt sich in Grenzen, denn ich wusste, dass auch er sich nach mir sehnte und nur aus Rücksicht auf meine Gesundheit noch warten wollte. Caleb sah auf den kleinen Tisch an der Wand und deutete mit dem Kinn in die Richtung.
»Mistress Grahams Heiltee, du solltest ihn trinken, solange er heiß ist.« Ich verzog das Gesicht, denn der Geruch, den der Tee im Raum verströmte, war alles andere als einladend. Caleb hob eine Augenbraue nach oben.
»Je schneller du wieder auf den Beinen bist, desto eher liege ich bei dir«, sagte er schelmisch. »Aber jetzt werde ich wieder nach unten gehen. Trink deinen Tee und versuche etwas zu schlafen.«
Er gab mir einen letzten innigen Kuss und verließ anschließend den Raum. Ich stand auf, zog mich aus und wusch mich ein wenig. Dann nahm ich die Tasse und nippte vorsichtig daran.
Es schmeckte furchtbar und ich verzog angeekelt das Gesicht. Der Tee war extrem bitter und seltsamerweise auch irgendwie scharf. Ich zwang mich zu einem weiteren Schluck, schob dann aber die Tasse angewidert ans hinterste Ende des Tisches. Sicher würde ich diese Nacht auch ohne das grausame Gebräu überleben.
Ich hatte einen furchtbaren Alptraum, der auch nicht enden wollte, als ich schweißgebadet hochschrak. Ich sah fliegende Gestalten und grässliche Fratzen vor mir in der Dunkelheit, die mit gefletschten Zähnen nach mir schnappten.
Mein Herz raste und mein Mund war staubtrocken. Ich konnte mir selbst nicht erklären, was mit mir los war und so versuchte ich einfach nur Ruhe zu bewahren und tief durchzuatmen. Doch das war leichter gesagt als getan, denn plötzlich hatte ich das Gefühl zu ersticken.
Gerade als ich kurz davor war, die Wache vor meinem Zimmer um Hilfe zu bitten, beruhigte sich mein Körper und mein Zustand normalisierte sich etwas. Nassgeschwitzt saß ich in meinem Bett und überlegte, ob dies eventuell die Nachwirkungen des Whiskeys waren, den ich am Abend zuvor getrunken hatte, oder ob ich vielleicht doch noch nicht so gesund war, wie ich geglaubt hatte. Ich wechselte rasch das Nachthemd und legte mich wieder in mein Bett.
Als ich zum zweiten Mal in dieser Nacht einschlief, hatte ich keine weiteren Alpträume. Am nächsten Morgen war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich diesen Zustand wirklich erlebt hatte. Doch das durchschwitze Nachthemd am Boden war der Beweis, dass es kein Traum gewesen war. Es klopfte an der Tür.
»Ja bitte«, rief ich und setzte mich im Bett auf. Finola, eine hübsche, rothaarige Magd, die mir während meiner Bettruhe schon des Öfteren die Mahlzeiten auf mein Zimmer gebracht hatte, stand mit einem Tablett in der Tür.
»Mistress Graham schickt mich mit dem Frühstück, Mylady« erklärte sie lächelnd. Da ich keine Lust hatte, schon wieder allein auf meinem Zimmer zu frühstücken, beschloss ich nach unten zu gehen. Mit einem sehnsüchtigen Blick sah Finola auf das Tablett, dass sie in ihren Händen hielt.
»Du kannst es gerne essen, ich werde es niemandem verraten«, entgegnete ich ihr mit einem Augenzwinkern und zog mich rasch an. Zögernd nahm sie an dem kleinen Tisch Platz, aß einige Löffel Porridge und beobachtete mich, wie ich mir die Haare mit einem Band zusammenflocht. Dann fiel ihr Blick auf den Tee, der noch immer fast unberührt in der hintersten Ecke des Tisches stand.
»Warum habt Ihr Euren Tee nicht getrunken?«, wollte sie wissen.
»Ich mag ihn nicht, aber wenn es dich nicht stört, dass er kalt ist, dann trink ihn ruhig«, bot ich ihr lächelnd an und verließ den Raum. Malcolm, mein persönlicher Bodyguard, begleitete mich und lief in einigem Abstand hinter mir her.
Als ich im Saal ankam, war nichts mehr von den Feierlichkeiten der gestrigen Nacht zu
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