Flammenherz (German Edition)
ins Gesicht gesagt, dass ich keinen Beweis für ihre Schuld habe«, erklärte ich ihm, als ich mich geräuschvoll in ein Taschentuch schnäuzte.
»Womit sie recht hat«, sagte Caleb knapp. Ich sah ungläubig zu ihm auf.
»Was soll das heißen? Glaubst du mir etwa nicht?«, zischte ich ihn an.
»Das tut nichts zur Sache«, antwortete er ruhig. »Fakt ist, dass du keine Beweise für ihre Schuld hast und solange du ihr nichts nachweisen kannst, gilt sie als unschuldig«, erklärte er mir nüchtern. Fassungslos runzelte ich bei seinen Worten die Stirn, dann sprang ich auf und funkelte ihn wütend an.
»Ich will auf der Stelle eine Antwort auf meine Frage?« Meine Stimme war jetzt so laut, dass Caleb erschrocken zusammenzuckte.
»Seonaid, ich ...«
»Glaubst du mir oder nicht?«, wiederholte ich meine Frage. Ich konnte nicht fassen, dass er auch nur den geringsten Zweifel an Lady Adelises Schuld hatte. Er holte tief Luft und atmete lange aus.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Seonaid«, entgegnete er leise. Es war, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Ungläubig und maßlos enttäuscht schüttelte ich kaum merklich den Kopf. Dann drehte ich mich wortlos um und ging.
»Wo gehst du hin?«, wollte Caleb wissen. In der Tür blieb ich stehen und sah ihn über die Schulter an.
»Wenn Du mir nicht vertraust, habe ich dir nichts mehr zu sagen«, war alles, was ich antwortete, danach verließ ich das Zimmer.
Caleb folgte mir nicht und das machte mich noch wütender, denn ich hatte damit gerechnet. Dafür begleitete mich Malcolm, der wie ein zweiter Schatten war.
Wie benommen lief ich die Treppe hinunter und rannte über den Hof zu den Stallungen. Ich kam erst wieder etwas zur Ruhe, als ich bei Sullah war und meine Stirn an seinen Hals lehnte.
»Oh Sullah, was soll ich nur tun«, flüsterte ich ihm zu, während ich ihn sanft streichelte. Als Antwort erhielt ich ein leises Wiehern und erneut rannen Tränen der Verzweiflung über meine Wangen. Noch nie zuvor hatte ich in so kurzer Zeit so viel geweint und es würde sicher nicht lange dauern, bis ich deshalb furchtbare Kopfschmerzen bekommen würde.
Ich blieb den ganzen Tag bei Sullah und hing meinen Gedanken nach. Caleb hatte es nicht für nötig befunden, nach mir zu suchen und diese Tatsache schmerzte mich ungemein. Da ich in meinem augenblicklichen, desolaten Gemütszustand keinen Hunger hatte, aß ich auch nichts.
Mein Magen protestierte zwar mit einem lauten Knurren, aber ich ignorierte ihn. Ich hätte sowieso keinen Bissen hinuntergebracht. Ab und zu sah Malcolm nach mir und fragte, ob alles in Ordnung sei. Als es schließlich dunkel wurde, schlich ich mich in mein Zimmer und weinte mich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen waren meine Augen dick geschwollen und ich stellte eine beunruhigende Ähnlichkeit mit den Kröten fest, die mir schon einige Male am Seeufer aufgefallen waren. Da weder kaltes Wasser, noch gutes Zureden meine Augenpartie davon überzeugen konnte, abzuschwellen, blieb ich auf meinem Zimmer.
Mistress Graham hatte mir das Frühstück gebracht und versichert, dass ich keine Angst haben müsse, es sei vergiftet. Sie hatte das Essen während der Zubereitung nicht aus den Augen gelassen und anschließend einen Burschen gebeten es vorzukosten. Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war er laut ihren Aussagen bei bester Gesundheit.
Ich aß nur einige Bissen, dann schob ich es beiseite und kauerte mich wieder auf meinem Bett zusammen. Der Kummer, die Verzweiflung und die Sehnsucht nach Caleb, hatten mir den Appetit geraubt.
Kummer, weil Finola gestorben war. Verzweiflung, weil der Mann, in den ich mich verliebt hatte, mir nicht glaubte und Sehnsucht, weil ich seine Nähe vermisste. Ich ertappte mich, wie ich zur Tür sah, wann immer ich Schritte auf dem Gang hörte, die sich aber meist rasch wieder entfernten. Ich wollte, dass er zu mir kam, mich in die Arme nahm und alles war wie zuvor, aber an diesem Tag klopfte niemand an meine Tür.
Einmal dachte ich kurz daran, ihn aufzusuchen, doch da meldete sich mein Stolz, der mir einredete, dass er den ersten Schritt tun musste.
Ich war dickköpfig und stur, das war schon von jeher mein Problem gewesen und Caleb stand mir in dieser Beziehung in nichts nach. So verging der Tag und die Nacht brach herein, ohne dass wir uns gesehen hatten.
Dann fiel mir ein, dass am nächsten Tag der Markt im Dorf stattfand und ich fragte mich, ob Caleb ohne mich reiten würde. Langsam drehte
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