Flammenherz (German Edition)
hatte.
Wütend scheuchte sie der Händler mit einer drohenden Geste davon. Als sie mit rotem Kopf an mir vorbeirauschte, konnte ich sie kichern hören und ein Schwall des süßlichen Parfüms kroch mir in die Nase.
Dann sah ich Caleb, der neben Adelise stand, die gerade einen feinen Stoff durch ihre Finger gleiten ließ. Er warf einen kurzen Blick über seine Schulter und unsere Augen trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Sofort drehte er sich wieder ab und unterhielt sich angeregt mit dem Verkäufer.
»Blöder Idiot«, murmelte ich leise, denn seine Reaktion verletzte mich zutiefst und es tat mir in der Seele weh, wie abweisend er sich mir gegenüber verhielt.
Dann dachte ich an den Dolch, den ich für ihn ausgesucht hatte und für einen kurzen Moment, verwarf ich diese Idee. Warum sollte ich ihm in der jetzigen Situation überhaupt noch etwas schenken? Außerdem schien es, als sei unsere kleine Romanze vorbei, noch ehe sie richtig begonnen hatte.
Ich blickte in die Richtung des Waffenschmiedes und erinnerte mich an den netten alten Mann, dem ich zugesagt hatte, den Dolch zu kaufen. Seufzend machte ich auf den Absätzen kehrt und lief die Straße hinunter, bis ich an dem kleinen Geschäft angekommen war, vor dem er all seine Anfertigungen auf einem Tisch ausgestellt hatte.
Ich besah mir die zum Verkauf angebotenen Waffen und stellte erleichtert fest, dass der Dolch, den ich für Caleb ausgesucht hatte, nicht dabei war.
In diesem Moment bemerkte mich Alister Gray, der gerade mit einem Interessenten feilschte und ihn derart beschimpfte, dass ich bei seinen Worten rot anlief. Anscheinend war das Angebot, das der potentielle Käufer ihm gemacht hatte, so beleidigend niedrig, dass der Waffenschmied nun völlig aus der Haut zu fahren schien. Doch dann winkte er freudig in meine Richtung und rief einem seiner Gehilfen etwas zu, der daraufhin Alisters Platz einnahm und fließend mit den Beschimpfungen fortfuhr.
»Lady Janet, wie schön Euch zu sehen«, begrüßte er mich und verbeugte sich tief. Er bat mich ins Haus und ich folgte ihm. Auf einer Kommode lag der Dolch mit den blauen Steinen und stolz überreichte er mir das Kunstwerk. An der vorher freien Stelle im Griff sah ich nun eine reich verzierte Gravur mit dem Buchstaben CM, für Caleb Malloy.
»Es ist wunderschön«, hauchte ich ehrfürchtig. Er deutete auf den Saphirring an meiner Hand.
»Wollt Ihr den Ring noch immer veräußern?«
Ich nickte zur Antwort und warf einen Blick auf den funkelnden, blauen Saphir.
»Finlay Napir ist in der Schenke, ich habe ihm bereits von Euch berichtet. Wenn Ihr möchtet, können wir ihn sofort aufsuchen.«
Wir liefen, bis er vor einem kleinen Wirtshaus anhielt. Das Geräusch von klapperndem Geschirr drang bis zu uns auf die Straße und einige Gäste stimmten gerade ein gälisches Volkslied an.
»Wartet kurz, Lady Janet, ich bin gleich wieder bei Euch«, sagte er, dann hob er warnend den Zeigefinger in die Höhe. »Wenn er Euch ein Angebot macht, schlagt nicht sofort ein, sondern verlangt auf jeden Fall mehr«, erklärte er mit einem verschwörerischen Augenzwinkern und verschwand in der Schenke.
Ich trat von einem Fuß auf den anderen und wartete ungeduldig, dass er zurückkam, denn mittlerweile machten mir einige angetrunkene Bauern reichlich obszöne Angebote. Ich war kurz davor einem von ihnen mit einer schallenden Ohrfeige zum Schweigen zu bringen, als Alister endlich mit dem Kaufmann auftauchte. Als ich Finlay Napir zum ersten Mal sah, konnte ich nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren.
Er war mindestens genauso so breit wie hoch und sein kahler Kopf glänzte, als habe man ihn mit Politur bearbeitet. Seine Wangen hingen schlaff nach unten und von einem Hals fehlte jede Spur. Dieser hatte sich anscheinend irgendwann, zusammen mit den Haaren, aus dem Staub gemacht. Mit wässrigen, aber freundlichen kleinen Augen, musterte er mich.
»So, Ihr seid also die besagte Lady, die mir etwas verkaufen möchte?« Ich nickte und hielt ihm dann meine Hand mit dem Saphirring vor die Nase. Finlay Napir griff nach vorne und seine dicken Wurstfinger umschlossen meine Hand.
»Ihr erlaubt?«, fragte er höflich und zog meine Finger dichter vor sein Gesicht. Mit der anderen Hand fischte er eine kleine Lupe aus seiner goldenen Westentasche und klemmte sich selbige unter sein rechtes Auge. Mittlerweile waren einige Besucher stehengeblieben und sahen neugierig zu, wie Mr. Napir meinen Ring untersuchte.
»Ah ja, ...
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