Flammenherz (German Edition)
Zeit, bis er die Summe abgezählt hatte, dann steckte er die übrigen Münzen zurück in seine Tasche und reichte mir den Beutel. Wehmütig streifte ich mir den Ring vom Finger. Ich warf seufzend einen letzten Blick auf das Erbstück und übergab ihn Napir, der den Ring, mit glänzenden Augen, entgegennahm.
Er wollte mich noch zu einem Glas Ale einladen, doch ich lehnte dankend ab und wir verabschiedeten uns.
»Bis zum nächsten Mal«, sagte er gutgelaunt und verschwand in der Schenke. Als ich mich mit Alister zum Gehen umwand, sah ich Lady Adelise, die in einiger Ferne stand und uns argwöhnisch beobachtete. Was führte dieses Miststück jetzt schon wieder im Schilde? Ich überlegte, ob ich sie einfach zur Rede stellen sollte, entschied mich dann aber dafür, sie nicht weiter zu beachten und schlenderte an Alisters Seite zurück zur Waffenschmiede.
»Das habt Ihr wirklich geschickt gemacht, Lady Janet. Er hat Euch einen guten Preis bezahlt«, bemerkte Alister anerkennend.
»Dank Eurer Hilfe. Hättet Ihr nicht den Kopf geschüttelt, hätte ich schon bei 20 Pfund eingeschlagen«, antwortete ich lachend. Mit dem kleinen Vermögen, das ich jetzt besaß, verschwand das Gefühl so hilflos zu sein und ich war um einiges besser gelaunt.
Zurück in seiner Hütte, nahm Alister den Dolch, wickelte ihn in ein braunes Leinentuch und verschnürte dieses geschickt mit ein paar Bändern, bevor er es mir übergab.
»Was bin ich schuldig?«, wollte ich wissen und zog den Beutel mit den Münzen hervor.
»Zwei Schilling«, antwortete er. Völlig verdattert stand ich vor ihm und hatte nicht die geringste Ahnung, was ich tun sollte. Ich besaß jetzt zwar 50 Pfund, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, wie viele Schillinge das waren. Kurzentschlossen leerte ich den Inhalt des Beutels auf dem Tisch aus. Zu meinem Erstaunen kullerten auch Unmengen von Schillingen über die Holzplatte.
Auch einige größere Münzen waren darunter, die so silbern glänzten, als wären sie eben erst frisch geprägt worden. Ich überschlug kurz, was ich auf dem Tisch sah und kam zu der Erkenntnis, dass ein Pfund zehn oder zwanzig Schilling wert sein musste. Ich zählte 50 Schillinge ab und reichte sie Alister, der mich mit großen Augen ansah.
»Wie ich schon sagte, ohne Euch hätte ich einen wesentlich geringeren Preis erzielt. Es ist nur recht und billig, dass auch ihr einen höheren Gewinn bekommt«, erklärte ich und legte die Münzen in seine Hand.
Zuerst lehnte er mit erhobenen Händen ab, doch ich machte ihm begreiflich, dass ich keine Widerrede akzeptieren würde und schließlich gab er sich geschlagen und steckte die Münzen in seine Tasche.
»Ich danke euch, Lady Janet«, sagte er etwas verlegen. »Wenn Ihr irgendetwas benötigt, oder einmal auf meine Hilfe angewiesen seid, ich bin immer für Euch da.« Ich nickte und verabschiedete mich mit einem Kuss auf Alisters Wange, der purpurrot anlief. Dann machte ich mich auf den Weg, denn ich wollte noch etwas über den Markt bummeln und einen Teil meines frisch erworbenen Vermögens unter die Leute bringen oder, wie man in meiner Zeit sagen würde: Die Wirtschaft ankurbeln.
Bei einem Schneider kaufte ich ein braunes Hemd und eine passende Hose, beides wollte ich Sarin überreichen, zum Dank, dass er mir zweimal das Leben gerettet hatte.
Für Mistress Graham erwarb ich ein französisches Parfüm und mir selbst gönnte ich ein traumhaft schönes, azurblaues Kleid. Als ich am Stand mit den orientalischen Stoffen vorbeikam, sah ich Mistress Graham neben Lady Adelise stehen. Die mollige Hauswirtschafterin befingerte sehnsüchtig einen fein gewebten, grünen Stoff und seufzte dabei so laut, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
»Das kann sich eine Magd wohl kaum leisten«, hörte ich die verächtliche Stimme von Lady Adelise. Rona sah verlegen zu Boden und sofort stieg wieder die Wut in mir hoch. Wie konnte ein Mensch nur so kaltschnäuzig und gemein sein?
Kurzentschlossen drängte ich mich zwischen die beiden, sah den Verkäufer an und deutete auf den Stoffballen, den Mistress Graham so sehnsüchtig begutachtet hatte.
»Was kostet der ganze Stoff?«, fragte ich knapp. Der Mann überlegte einen Moment und benutzte seine Finger um den endgültigen Preis zu berechnen.
»Vier Schilling«, gab er mir schließlich zur Antwort.
»Ich gebe euch drei«, entgegnete ich mit fester Stimme. Der Verkäufer verzog kurz das Gesicht, dann nickte er zustimmend. Adelise und Mistress Graham sahen
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