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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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interessiert musterte.
    Ich folgte ihren Blicken und für einen Moment sahen wir uns direkt in die Augen. Irgendwie kam er mir seltsam vertraut vor, so als hätte ich ihn zuvor schon einmal gesehen, doch woher sollte ich ihn kennen? Er deutete auf zwei Männer, die hinter mir standen, und zeigte dann mit dem Finger auf einen der Pferdewagen.
    »Bindet sie dort fest, bis ich mir überlegt habe, was wir mit ihr machen«, befahl er. Die Männer packten mich an beiden Armen und schleiften mich zu dem Wagen, der einige Meter vom Feuer entfernt stand.
    Einer von ihnen zog ein Seil von der Ladefläche und schnürte meine Hände damit an das große Holzrad. Er ging dabei nicht gerade zimperlich mit mir um und zog das Seil so fest um meine Handgelenke, dass es schmerzte.
    Noch immer völlig durchnässt und vor Kälte zitternd, saß ich im Gras und spürte, wie das Gefühl aus meinen Händen wich und diese unangenehm zu kribbeln begannen. Konnte es jetzt eigentlich noch schlimmer werden? Wie gerne hätte ich in diesem Augenblick die Zeit zurückgedreht und mich wieder in meinem wohlig warmen Zimmer auf Trom Castle befunden.
    Meine beiden Peiniger setzten sich zu den Anderen ans Lagerfeuer und würdigten mich keines Blickes. Vor ihnen standen Schüsseln aus Holz, in welche die alte Frau je eine Kelle aus dem Topf gab. Als schließlich alle Mann versorgt waren, begannen sie ihr Essen zu verzehren.
    »Erstickt an eurem Fraß«, murmelte ich und schloss völlig entkräftet die Augen. Sofort sah ich wieder Caleb vor mir, sein schmerzerfülltes Gesicht und den enttäuschten Ausdruck in seinem Blick, als er mich mit dem Messer in der Hand gesehen hatte.
    Ich zwang mich mit aller Gewalt nicht an ihn zu denken und schluckte die Tränen hinunter, die sich schon wieder einen Weg in meine Augen bahnten. Vielleicht würde ich einschlafen und erfrieren, denn es war empfindlich kalt geworden und mein Körper war durch die nasse Kleidung sowieso unterkühlt.
    Ich ertappte mich dabei, dass ich mir wünschte, einzuschlafen und nicht wieder aufzuwachen und es machte mir Angst, dass ich so dachte. Aber alles war besser, als mit diesem Schmerz weiter zu leben, auch wenn man sagt, die Zeit heile alle Wunden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich Caleb jemals vergessen könnte und ein normales Leben führen würde, zumal ich in diesem verschissenen Jahrhundert gefangen war.
    Mein Kopf lastete schwer auf meinen Schultern. Immer wieder sackte er zur Seite und ich fiel für einen kurzen Moment in einen Dämmerzustand. Ich war müde und kraftlos und so wehrte ich mich nicht mehr gegen die Schläfrigkeit.
    Plötzlich ertönte lautes Stimmengewirr und viele Personen schrien aufgeregt durcheinander. Ich blickte auf und sah zum Lagerfeuer, wo alle wie verschreckte Hühner herumrannten. In ihrer Mitte stand der Mann, der befohlen hatte, mich an den Wagen zu binden und röchelte. Beide Hände hatte er an seinen Hals gelegt und selbst in dem schwachen Lichtschein des Feuers konnte ich erkennen, dass sein Gesicht dunkelrot anlief.
    Abwechselnd klopften ihm die Männer mit der geballten Faust auf den Rücken und nun verstand ich, was geschehen war. Er hatte sich verschluckt und stand kurz davor zu ersticken.
    Immer mehr der Anwesenden hämmerten nun auf seinen Rücken und seine Brust ein. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht am Erstickungstod sterben würde, wenn sie weiterhin so auf ihn einschlugen.
    »Bindet mich los, ich kann ihm helfen«, schrie ich so laut ich nur konnte. Auch wenn diese Leute mich behandelt hatten wie einen Schwerverbrecher, so konnte ich doch nicht tatenlos zusehen, wie einer von ihnen erstickte.
    Einer der Männer hatte mich verstanden und sah einen Augenblick zweifelnd herüber, dann eilte er zu mir und löste meine Handfesseln mit einem Messer. Mit einem Mal strömte wieder Blut in meine Hände und die Taubheit ließ nach. Ich hob meinen Rock an und rannte zu dem mittlerweile blau angelaufenen Mann, der nur noch schwache, röchelnde Laute von sich gab.
    Vor meiner Reise nach Schottland hatte ich meinen Führerschein erneuern lassen und mehr oder weniger freiwillig an einem Erste Hilfe Kurs teilgenommen, um meine Kenntnisse aufzufrischen. Dort wurde uns auch der Heimlich-Griff beigebracht, den man anwendet, wenn jemand sich verschluckt hatte und in Gefahr war, zu ersticken.
    Schnell rief ich mir ins Gedächtnis, was ich gelernt hatte und stieß die Männer beiseite, die sich noch immer an dem Erstickenden zu schaffen

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