Flammenherz (German Edition)
und ein kurzer entsetzter Schrei entwich ihrer Kehle.
»Alles in Ordnung da drin?«, fragte Gregor durch die Tür. Mistress Graham machte einen Schritt zurück und leuchtete mit der Fackel in Sarins Gesicht.
»Ja Gregor, alles in bester Ordnung«, gab sie zur Antwort. »Sarin, mein Junge, was machst du hier und wo hast du dieses Band her?«, wollte sie wissen und hielt das gelbe Haarband in die Höhe.
»Von Janet, sie ist bei uns, im Zigeunerlager.« Mistress Graham schnappte erschrocken nach Luft.
»Sie ist noch in der Nähe von Trom Castle?«
»Ja, nur ein paar Stunden entfernt. Sie wird bald abreisen und vorher muss ich mit Laird Malloy sprechen. Es ist sehr wichtig, Mistress Graham, es geht auch um sein Leben«, plapperte er sichtlich aufgeregt.
»Aber warum bist du hier unten im Kerker, wer hat das befohlen?« Sie sah sich um und rümpfte angewidert die Nase.
»Keine Ahnung. Man hat mich niedergeschlagen und dann bin ich hier aufgewacht. Wahrscheinlich, weil ich etwas belauscht habe, was den Laird betrifft.«
»Und was wäre das?«
Sarin zögerte und holte tief Luft.
»Mistress Graham, versteht mich nicht falsch, aber ich vertraue niemandem mehr, nachdem, was ich gehört habe. Ich kann es euch nicht sagen, aber ihr werdet es erfahren, sobald ich mit Laird Malloy gesprochen habe«, versicherte er ihr. Sie musterte ihn eindringlich, dann nickte sie zustimmend.
»Ich verstehe, aber wie soll ich dich hier unbemerkt herausbekommen?« Sie reichte Sarin die Fackel und drehte sich zu der Tür, hinter welcher der Kerkermeister unruhig auf und ab ging.
»Gregor kann ich nicht um Hilfe bitten, er ist zwar ein guter Mann, doch er würde sich niemals über seine Befehle hinwegsetzen, nicht einmal für mich. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht sollte ich versuchen Caleb hier herunter zu locken, so dass du ihm deine Geschichte erzählen kannst?« Sarins Augen wurden groß und er schüttelte hastig den Kopf.
»Nein«, entgegnete er entsetzt. »Wenn Laird Malloy keine Ahnung hat, dass ich hier bin und auch nicht den Befehl dazugegeben hat, dann ist es jemand, der zur Familie gehört und dem die Wachen gehorchen. Wenn der Laird zu mir kommen würde, weiß der Unbekannte, dass ich ihm alles erzählt habe.«
Mistress Graham seufzte laut und einen kurzen Moment stand sie absolut regungslos da, dann huschte ein schelmisches Grinsen über ihr Gesicht.
»Ich habe eine Idee, aber wir müssen vorsichtig sein«, flüsterte sie geheimnisvoll und dann erzählte sie Sarin von ihrem Plan. Als sie mit ihren Ausführungen geendet hatte, lächelte auch er.
»Das könnte funktionieren.«
»Das will ich doch meinen«, entgegnete Mistress Graham zufrieden. »Ich werde jetzt in die Burg zurückkehren und alles vorbereiten. Heute Nacht komme ich wieder zurück und hole dich hier heraus«, versprach sie und strich dem Jungen in einer mütterlichen Geste über die Wange. Anschließend klopfte sie mit der Faust gegen die Tür.
»Das wurde aber auch Zeit«, brummte Gregor und schob den Riegel wieder in die Verankerung.
»Entschuldige mein Lieber, aber ich musste den Jungen noch untersuchen«, entschied sie und wischte sich dabei die Hände an ihrer Schürze sauber.
»Untersuchen?«, der Wächter sah sie verwirrt an. Mistress Graham seufzte laut.
»Ja, ich glaube der Junge ist sehr krank. Sag, Gregor, hattest du schon die Pocken?« Der Kerkermeister wich automatisch einen Schritt zurück und starrte sie entsetzt an. Mistress Graham musste all ihre Willenskraft aufbringen, um nicht laut loszuprusten. Sie wusste genau, dass Gregor bisher von den Pocken verschont geblieben war.
»Pocken?«, wiederholte der Kerkermeister nach Fassung ringend.
»Ja, aber ich muss noch einmal kommen und ihn gründlich untersuchen. Bis dahin möchte ich dich bitten, zu niemandem etwas zu sagen. Es wäre für uns beide peinlich, wenn ich mich geirrt hätte. Halte dich fern von ihm und warte, bis ich wiederkomme. Es wird eine Weile dauern, da ich einen Sud zubereiten muss.«
Gregor bekam kein Wort über die Lippen, er nickte nur zustimmend und sah hektisch von Mistress Graham zur Tür und wieder zurück.
Dann machte sie sich auf den Weg nach oben und ließ einen völlig verdatterten Mann zurück, der seinen Stuhl in die hinterste Ecke schob, so weit weg von dem Gefangenen, wie es nur möglich war.
Als sie auf den Hof trat, warf die Herbstsonne ihre letzten Strahlen auf die Dächer der Burg. Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen,
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