Flammenherz (German Edition)
schließlich hatten wir ein Bett geteilt. Nun zuckten auch seine Mundwinkel zu einem Lächeln und er schien sichtlich beruhigt, dass ich so gelassen reagierte.
Er hatte seinen Arm im Schlaf um mich gelegt, was war schon dabei? Wir hegten ja keinerlei Gefühle füreinander und warum sollte man sich nicht gegenseitig eine gewisse Geborgenheit geben.
Es war nichts Verwerfliches an unserem Benehmen. Doch auch wenn ich mir dies immer wieder einredete, so fühlte ich doch ein schlechtes Gewissen, wenn ich an Caleb dachte. Was zum Teufel tat ich denn da eigentlich?
Der Mistkerl hatte mich abserviert und ich machte mir Vorwürfe, weil ich zusammen mit einem anderen Mann in einem Bett geschlafen hatte?
Als ich mich hinter dem Vorhang wusch, rief ich mich wieder zur Ordnung. Selbst wenn ich letzte Nacht über Daniel hergefallen wäre, gäbe es keinen Grund, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Caleb hatte mich verlassen und nicht ich ihn. Ich war frei und konnte tun, was immer ich wollte.
Kopfschüttelnd, so als wollte ich die Gedanken an Caleb mit Gewalt verbannen, trocknete ich mich ab. Dann zog ich mir das etwas zu große Kleid an, dass ich von den Zigeunern bekommen hatte, und verstaute meine Habseligkeiten wieder in meinem Oberteil.
Als Daniel hinter dem Vorhang verschwand, um sich seinerseits zu waschen, saß ich auf dem Bett und starrte aus dem kleinen Fenster auf den davor liegenden Wald. Ich fragte mich ob Sarin wohlbehalten zu seinem Bruder zurückgekehrt war. Die Angst um den Jungen nagte an mir und in solch einem Moment vermisste ich das Jahrhundert, aus dem ich gekommen war.
In meiner Zeit hätte ich jetzt einfach mein Handy hervorgezogen und bei Kalech angerufen. Stattdessen saß ich hier, zerbrach mir den Kopf und machte mir Sorgen.
Himmel, mein Handy schoss es mir durch den Kopf. Mir fiel schlagartig ein, dass sich mein Rucksack noch immer dort befand, wo der junge Mann in meinen Armen gestorben war.
Da ich jedoch keine Ahnung hatte, wo sich dieser Platz befand und auch keine Lust verspürte einen Umweg zu machen, um meinen Rucksack zu suchen, war es mir egal, was damit passierte. Mit Sicherheit würden die darin befindlichen Gegenstände für einigen Aufruhr sorgen, wenn jemand den Rucksack fand.
Das Handy und der MP3 Player funktionierten sicher nicht mehr, da die Akkus sich mittlerweile entladen hatten, aber was würde man zu der Wasserflasche sagen, die aus einem Material bestand, das man in dieser Zeit noch gar nicht kannte?
Plastik, das aussah wie durchsichtiges Glas, nur wesentlich leichter und robuster. Und das Etikett auf der Flasche mit dem Foto einer sprießenden Bergquelle.
Wahrscheinlich würde man das alles als Teufelswerk bezeichnen und sich davor fürchten, dachte ich und seufzte laut. Daniel streckte bei dem Geräusch den Kopf hinter dem Vorhang hervor und sah mich an.
»Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt. Ich drehte mich zu ihm und nickte.
»Ja, alles in bester Ordnung«, versicherte ich ihm.
Zum Frühstück gab es, wie sollte es auch anders sein, Hering. Zum Glück hatte sich die Wirtin erbarmt und auch ein wenig Rührei mit Speck zubereitet.
Nachdem ich Daniel erklärt hatte, dass ich Hering nicht mehr sehen konnte, machte er sich freudestrahlend daran ihn zu verspeisen und überließ mir die Eier, wofür ich ihm äußerst dankbar war.
Als wir zu Ende gegessen hatten, legte ich der Wirtin die Zeche für die Übernachtung und die Mahlzeiten auf den Tisch. Sie bedankte sich überschwänglich, da ich ihr um einiges mehr gegeben hatte, als sie verlangte.
Schnell huschte sie in die Küche und kam nach kurzer Zeit mit einem Laib Brot und einem großen Stück Käse zurück, das sie in ein Tuch wickelte und verschnürte. Dann überreichte sie mir den Reiseproviant mit einem herzlichen Lächeln.
Auch unsere Pferde waren frisch versorgt und ausgeruht, als wir sie bestiegen. Mir tat zwar noch immer jeder Knochen weh, da ich es nicht gewohnt war zu reiten, aber ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, was mir aber nur teilweise gelang.
Daniel erklärte mir, dass wir schon am selben Abend Loch Broom erreichen würden, vorausgesetzt wir kämen zügig voran.
Auf den schmalen Wegen trottete mein Pferd gemächlich hinter dem von Daniel her, doch wenn es die Gegebenheiten zuließen, ritten wir nebeneinander und unterhielten uns über belanglose Dinge, wie das schottische Wetter und die wundervolle Landschaft.
Die Sonne hatte sich mittlerweile gegen die Wolken durchgesetzt und warf
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