Flammenherz (German Edition)
aus.
Vor mir lag der Mann, den ich liebte und in seiner Brust steckte ein Messer. Sein Hemd war bereits blutgetränkt und der Fleck breitete sich mit erschreckend schneller Geschwindigkeit auf dem hellen Stoff aus. Calebs ganzer Körper zitterte und seine Augenlider flackerten unkontrolliert.
Was ich in diesem Moment empfand, kann man nicht beschreiben, denn für dieses Gefühl gibt es keine Worte. Camerons Hand erstickte den lauten Schrei, der aus meiner Kehle kam, als ich Caleb vor mir liegen sah. Direkt neben ihm zu stehen und ihm nicht helfen zu können, war schlimmer als jeder körperliche Schmerz. Heiße Tränen der Verzweiflung liefen mir die Wangen hinunter und ich schloss die Augen in der Hoffnung, gleich wieder zu erwachen und festzustellen, dass ich nur geträumt hatte. Doch Camerons heißer Atem, der mir ins Ohr flüsterte, machte diese Hoffnung zunichte.
»Sieh ihn dir genau an. Es war eine törichte Entscheidung, mich am Leben zu lassen, nun hat er für diese Dummheit mit seinem eigenen Leben bezahlt.«
Ich sah auf Caleb herab, auf dessen Stirn sich kalter Schweiß gebildet hatte. Er zitterte nicht mehr, doch seine Atmung war so erschreckend flach, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er starb. Das durfte ich nicht zulassen. Ich hatte ihn schon einmal verloren, weil Cameron einen Keil zwischen uns getrieben hatte, aber jetzt würde Caleb sterben, wenn ich nichts unternahm.
Ich versuchte mich loszureißen, schlug nach Cameron, doch er hielt mich fest umklammert und ich hatte keine Möglichkeit mich zu befreien. Die Verzweiflung in mir wuchs. Die Tatsache, dass der Mann, den ich liebte, nur eine Armlänge von mir entfernt, im Sterben lag, war unerträglich. Noch immer presste Cameron mir seine Hand auf Mund und Nase und mittlerweile bekam ich kaum noch Luft. Ein Teil von mir wollte sowieso nicht mehr atmen.
»Jetzt werde ich noch den lieben Seamus erledigen und dann bin ich der Laird von Trom Castle«, flüsterte er fast ein wenig träumerisch. »Ich kann natürlich nicht zulassen, dass du überlebst und allen erzählst, was hier vorgefallen ist«, erklärte er mir und lachte dabei leise. »Aber da ihr anscheinend nicht ohne einander leben könnt, wirst du es sicher kaum erwarten können, ihm so schnell wie möglich ins Jenseits zu folgen.«
Er zog einen weiteren Dolch aus seinem Gürtel und war für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt, genug Zeit für mich um diese Chance zu nutzen.
Die Hand auf meinem Mund lockerte sich ein wenig und ich nutzte diese Gelegenheit. Ich biss ihm in die Hand. Cameron schrie laut auf vor Schmerz. Ein metallischer Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus und bei dem Gedanken daran, dass es sich um Camerons Blut handelte, hätte ich fast gewürgt.
Er schlug mir ins Gesicht, genau auf die gleiche Stelle, wo mich auch schon der Soldat im Wald getroffen hatte. Der Schmerz explodierte in meinem Kopf und ich sah funkelnde, silberne Lichter vor meinen Augen.
Unter normalen Umständen hätte ich wohl das Bewusstsein verloren, doch die Angst um Caleb hielt mich auf den Beinen. Ich hoffte inständig, dass er noch am Leben war und ich ihm helfen konnte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man eine solch schwere Verletzung versorgte. Mit meinen letzten Kraftreserven riss ich mich los, rannte zur Tür und schrie dabei so laut ich nur konnte um Hilfe.
Vor der Kate waren sofort Stimmen zu hören, und als ich die Tür aufriss, stand Seamus vor mir und sah mich fragend an. Als sein Blick suchend durch das Zimmer schweifte, sah er seinen Bruder und seine Augen weiteten sich.
Warum um alles in der Welt unternahm er nichts? Seamus stand nur da und starrte wie gebannt auf Calebs reglosen Körper. Kurzentschlossen griff ich nach seinem Schwert, zog es aus der Scheide und drehte mich zu Cameron, doch der war verschwunden. Ich rannte ins Innere der Hütte und sah mich suchend um, bis mein Blick auf eine der Fensteröffnungen fiel. Dieser Scheißkerl war geflohen.
Seamus sah mich entsetzt an und für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, er dachte, ich hätte Caleb erstochen.
»Cameron, ... er war es ... «, schrie ich völlig aufgelöst und deutete auf die Fensteröffnung, wo das Efeu gewaltsam heruntergerissen worden war. Seamus stand wie angewurzelt da und bewegte sich kein Stück.
»Willst du ihn nicht verfolgen?«, rief ich hysterisch und schlug ihm meine Fäuste gegen die Brust. Er schüttelte kurz den Kopf, so als wolle er die Benommenheit abschütteln, dann
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